Sturmkaempfer
durchgeatmet, sich den Weg durch sie hindurch erkämpft und dann die Beine in die Hand genommen und war weggerannt, ohne überhaupt auf die Richtung zu achten. Die Steine taten seinen nackten Füßen weh, darum bog er in die nächste Gasse ein und sprang über den Zaun an ihrem Ende, um dann wieder in eine beliebige Richtung zu laufen. Seine Gedanken rasten: Was hatte er getan? Die Schläge, die er erhalten hatte, waren ernst gemeint gewesen. Also würden sie ihn umbringen, wenn sie ihn einholten.
Isak musste entkommen oder eine Patrouille finden, also lief er in die Richtung, in der sich die meisten Türme befanden, denn
dort würden die Reichen leben. Dort gäbe es gewiss auch Wachen. Bald fand er sich auf einer langen Straße wieder, die zum Palast führte. Die Wolken gaben für einen Augenblick die Monde frei – ihr Licht fiel auf die glatten Wände und den Turm von Semar, der sich dahinter erhob. Sie erhellten den Weg, den Isak gehen sollte, aber er stand nur dort und war vom Anblick überwältigt. Er stand noch immer dort, als die Ersten des Mobs ihn einholten.
Bevor Isak so recht begriff, was geschah, traf ihn eine Faust in den Bauch und presste ihm die Luft aus den Lungen. Als er sich vorbeugte, folgte diesem Schlag ein Knie in den Schritt. Dünne Hände packten seine Schultern, und Isak sah für einen kurzen Augenblick die rattenartigen Züge eines Mannes, bevor sie in sein Gesicht krachten. Dann schlug er auf dem Boden auf. Ein scharfer Schmerz breitete sich von einem Tritt in seine Seite aus und warf ihn auf den Rücken. Jetzt hatte sie auch der Rest der Gruppe eingeholt, aber diese Leute standen abseits und mischten sich in den Kampf nicht ein.
Isak blinzelte den Schmerz weg und sah den im Mondlicht schimmernden Regen um sich herum fallen. Mit einiger Anstrengung kämpfte er sich auf die Knie und hielt den Blick auf das hasserfüllte Gesicht des Mannes gerichtet, der ihn geschlagen hatte. Der Mann zog ein Messer aus dem Gürtel, ignorierte einen Aufschrei hinter sich, und als Isak versuchte aufzustehen, sprang der Angreifer mit einem gierigen Grinsen auf den Lippen vor.
Isak hörte jemanden eine Warnung rufen – vielleicht Carel? – aber seine Augen blieben auf den Angreifer gerichtet. Es gelang ihm, die linke Hand hochzubringen, den Griff zu umfassen und den Dolch vor seiner Kehle zu stoppen. Schmerz zuckte durch seinen Arm, als die Klinge in seine Handfläche schnitt, aber er schaffte es doch, den Griff lange genug zu halten, um das Handgelenk
des Mannes mit der anderen Hand zu umfassen, den verblüfften Gegner heranzuziehen und seine Zähne in dessen Hand zu schlagen.
Der Angreifer schrie auf und ließ das Messer fallen, das auf das Pflaster klirrte und dann sofort vergessen war. Er schlug verzweifelt nach Isak, der den Biss löste, den Mann blutig anlächelte und gegen die Wand hinter ihm schleuderte. Der Mann griff nach einer weiteren Waffe, aber diesmal war es bedeutungslos: Isak hielt den Schlag zurück, bis der Mann die Finger um den Griff dieser zweiten Klinge geschlossen hatte, dann schlug er mit beiden Handflächen gegen die Kehle des Mannes. Ein widerwärtiges Knacken erklang. Der Mann zuckte erst und erschlaffte bald, und dann war nur noch Isaks von Schmerz und Wut rauer Atem zu hören.
Die bewegungslose Gestalt sank langsam an der Wand herab und glitt wie eine Puppe in eine Ecke. Isak starrte auf den Mann hinab, dann auf seine Hände. Der Regen lief in roten Rinnsalen an seiner linken Hand herab; die andere wurde sauber gewaschen, noch während er hinsah. Dann erinnerte er sich, etwas verspätet, an den Rest der Menge hinter sich und rannte los, die Straße entlang. Als Isak wieder floh, kam Bewegung in den Mob. Sie folgten ihm blutgierig.
Wagen und Stände, auf denen sich tagsüber Waren aller Art stapelten, waren jetzt leer und nass. Der Marktplatz der Palaststraße war der größte in diesem Teil der Stadt, aber heute Nacht schien er wie ausgestorben und bot dem verletzten Jungen keine Hoffnung auf Rettung. Das einzige Licht stammte von dem Palast vor ihm.
Die reicheren Teile der Stadt duckten sich in den Schatten der Festungsmauern an der Spitze des Hügels. Wachtürme ragten immer wieder aus der massiven Mauer. Aber in einer Stadt, die für ihre Türme bekannt war, fiel vor allem der Turm von Semar besonders
auf. Er ragte weit, weit auf, unglaublich hoch, wie eine weltgewordene Sage, aber ob Sage oder nicht, das war Isaks Ziel.
»Bist du sicher?«
»Ja, mein Lord.«
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