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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Augenblick stehen und starrte Isak mit beunruhigendem Ausdruck in die Augen. Isak spürte etwas Streitlust in sich aufwallen, also richtete er sich auf und starrte das Weißauge ebenfalls an. Seltsamerweise erschauderte die Wache und wandte den Blick ab.
    Die Wache, gut eine Handbreit kleiner als die andere, bedeutete Isak erneut, in den Wachraum zu kommen. Und diesmal folgte der Junge dem Flackern eines Feuers und trat in die Wärme.
    Er suchte sich einen Weg an zwei an die Wand gelehnten Glefen mit kurzer Stange vorbei und ging so nah wie möglich an die Flammen heran. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit einem Stapel Lumpen und einer leeren Platte darauf. Isak durchsuchte die ölverschmierten Lappen und band sich den saubersten so fest er konnte um die verletzte Hand.
    Die weißäugige Wache kam herein und zog die Tür hinter sich zu. Sie bestand aus Eiche und hatte ein massives Eisenschloss, aber neben dem gewaltigen Block Granit, der auf einer einfachen eisernen Laufleiste ruhte – wohl für den Fall einer Belagerung gedacht  – erschien sie winzig. Nachdem er die Tür verschlossen hatte, wandte sich der Mann um und betrachtete Isak erneut. Dieser konnte nicht erkennen, ob sein Ausdruck verwundert oder feindselig war, aber er beschloss, dass er zu hungrig und durchgefroren war, um sich darüber großartig Gedanken machen zu können.

    Die andere Wache ging zur gegenüberliegenden Seite des Raumes, wo ein weiterer Steinblock zu sehen war. Sie zog an einer Kette, die durch ein Loch in der Decke herunterhing und pfiff einmal kurz. Das Geräusch wurde oben wiederholt und dann verbreiterte sich der dunkle Spalt auf einer Seite. Isak konnte das Knirschen des bewegten Gesteins an den Fußsohlen spüren.
    Der Wachmann nahm eine brennende Fackel aus einem Wandhalter und duckte sich in die wachsende Öffnung. »Hier entlang«, sagte er knapp.
    Nach dreißig Schritt endete der Gang vor einer eisenbeschlagenen Holztür, die in einem seltsamen Winkel in der Wand ruhte. Die Wache schob sie auf und trat dann zurück, um Isak Platz zu machen, der sich vorbeizwängte. Er duckte sich unter dem Rahmen durch und sah in eine große, von Lärm erfüllte Halle, dann ging er die paar abgenutzten Stufen hinab. Ein gewaltig gleißendes Feuer befand sich ihm gegenüber und darüber hingen brutzelnde Fleischstücke. Zwei junge Mädchen kümmerten sich darum. Im Raum standen einige lange Tische und ein paar der Männer – Isak schloss aus ihren strengen Uniformen, dass es Wachmänner waren – schauten kurz zu den Neuankömmlingen, wandten sich dann aber schnell wieder ihrer Mahlzeit zu.
    An den Balken der Kammer hingen Regimentsflaggen und Gobelins bedeckten die Wände. Dazwischen fanden sich immer wieder Schilde, Schwerter und zerbrochene Standarten, zweifellos Trophäen aus vergangenen Kämpfen. Der Geruch von Pfeifenrauch, verbranntem Fett, frischem Brot und dickem Eintopf hin verlockend in der Luft.
    Isak spähte umher, blickte auf die Verzierungen der Halle, erkannte eine Handvoll der Embleme von seinen Reisen wieder. Vermutlich waren sie in den auf den Wandteppichen dargestellten Kämpfen errungen worden. Obwohl die Wandbehänge verblasst und schmutzig waren, konnte er die Schlachtlinien und
feindlichen Formationen dennoch erkennen. Er drehte sich zu der Wache um, die auf einen der Diener zeigte, dann wieder im Gang verschwand und die Tür schloss. Isak blickte ihm nach; offensichtlich war ihnen egal, dass er einen Mann getötet hatte. Dies ergab nicht viel Sinn – aber an diesem Abend galt das für alle Ereignisse und Isak würde jetzt nicht über vergossenes Blut weinen.
    Der Diener trug die traditionelle Farlan-Tracht aus weiten Hosen, die an den Füßen zusammengebunden wurden, und einem dicken Tuchhemd, das an der Taille von einem handbreiten Gürtel gehalten wurde. Es wirkte, als wäre er eben auf dem Weg zum Tempel, um die Nachtwache bei Kerzenlicht anzutreten, aber der Gürtel des Mannes trug Lord Bahls Adler und kein heiliges Symbol.
    Der Diener funkelte Isak an. Auch er sagte nichts, zeigte bloß auf einen leeren Tisch und ging, um nur wenig später mit einer Schüssel voll von Reheintopf wiederzukommen, auf der ein Fladenbrot lag. Isak fiel hungrig darüber her und aß für den Fall, dass all dies doch nur ein Fehler war und man es ihm schon wieder wegnehmen würde, bevor er fertig wurde, so schnell er konnte. Er hatte gerade begonnen, den Boden der leeren Schüssel mit dem Brot auszuwischen, als man ihm

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