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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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eine neue vorsetzte, diesmal zusammen mit einem Krug Bier. Diese Portion aß er langsamer, aber er war noch immer ein Junge im Wachstum, der schon jetzt fast zwei Meter groß war, und darum war eine dritte Schüssel nötig, um seinen Hunger zu stillen.
    Endlich lehnte er sich zurück, wischte sich die Reste der Suppe vom Mund und betrachtete seine Umgebung. Dies war die erste Gelegenheit, sich den Raum richtig anzusehen. Es bestätigte sich, dass die Wandteppiche wirklich Szenen berühmter Schlachten zeigten. Die Namen der Schlachten waren auf unterschiedliche Weise in die Bilder eingearbeitet. Einmal formten die
Schatten der Bäume im Hintergrund einen solchen Titel, auf einem anderen Bild war er in das Banner des Hauptmanns eingewoben. Isak erinnerte sich an Carels Erzählungen von genau diesen Einsätzen: der überaus gefürchtete Lord Bahl in erster Schlachtenreihe, mitten im Getümmel, auf einem Drachen oder einem stolzen Hengst, und stets ließ er Berge erschlagener Gegner zurück.
    Die Teppiche im Raum zeigten die Geschehnisse in zeitlicher Abfolge, soweit Isak sehen konnte. Das älteste, das sich vor mehr als zweihundert Jahren ereignete, befand sich auf dem Teppich hinter dem letzten Tisch in der rechten Ecke der Halle, das jüngste auf einem neben der großen Haupttür – Isak wusste, dass Carel an dieser Schlacht teilgenommen hatte, kurz nachdem er den Geistern beigetreten war. Er verbrachte einige Minuten damit, nach einer Gestalt zu suchen, die den weißhaarigen Mann in seiner Jugend darstellen könnte. Aber die meisten Soldaten waren nur leere Schemen und keine wirklichen Leute. Es tröstete ihn, sich vorzustellen, dass einige dieser Soldaten Weißaugen gewesen waren. Aus der Ferne wirkten sie alle gleich, und sie kämpften zusammen – als Kameraden.
    Er lächelte und stellte sich Carel als jungen Mann vor, so wie er selbst einer war. Da er nicht wusste, was er tun sollte, blieb er bei den Veteranen, im Versuch alles aufzunehmen, was er sah, und zugleich am Leben zu bleiben. Jetzt, da er endlich Zeit zum Nachdenken hatte, fragte er sich, warum Carel vor den Palasttoren wieder gegangen war – wie konnte er einfach davon ausgehen, dass Isak hier schon akzeptiert werden würde? Sogar Isak wusste, dass Leute für die Wache nicht auf diese Weise rekrutiert wurden. Was im Namen des Todes ging hier vor sich? Und was hatte seinen Vater so in Rage versetzt? Isak wusste, dass man seinen Vater leicht verärgern konnte, aber so hatte er ihn noch nie erlebt – und seine Freunde auch nicht. Sie waren wie wilde Hunde
im Blutrausch gewesen; irgendwas musste geschehen sein, um sie so weit zu bringen. Isak lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Irgendwie wusste er, dass dies etwas mit dem seltsamen Söldner Aracnan zu tun hatte.
    Er schaute sich in der Halle um und suchte bei den anderen Männern nach einem freundlichen Gesicht. Sie stellten eine wilde Mischung dar; eine Handvoll der Geister war sauber und ordentlich, in Uniform, aber die meisten der Versammelten wirkten wie Waldläufer, gehüllt in eine waldfarbene Kleidung, die schon bessere Tage gesehen hatte. Ihre Hände hatten sie zum Essen gesäubert, aber an ihrer Kleidung haftete noch immer der Dreck. Und er konnte einige Wunden sehen, die nur eilig verbunden worden waren. Ein Waldläufer trug getrocknetes Blut im unordentlichen Haar und als Flecken auf seinem Wams. Die Waldläufer waren allesamt sehnig und von Sonne und Wind gezeichnet. Ihnen fehlte die offensichtliche Stärke der Wachen, weil ihre Kämpfe nicht mit Rüstung und Pike geschlagen wurden, sondern mit Heimlichkeit, Tarnung und schnellen Pfeilschüssen aus den Bäumen.
    Wer von ihnen sich die Mühe machte, Isaks Blick zu erwidern, schenkte ihm nur einen kurzen Moment der Aufmerksamkeit. Vielleicht wussten sie, warum er hier war, vielleicht aber auch nicht. Isak wusste nur, dass er sich noch beweisen müsste, bevor man ihn hier duldete. Niemand schien sich an der Farbe seiner Augen zu stören – das war mal eine Abwechslung, weil die meisten Leute deswegen auf Abstand blieben. Er wurde jedoch nicht vollständig übersehen, denn jetzt kamen die Hunde zu ihm, die durch die Halle strichen, leckten den Matsch und das Blut von seinen nackten Füßen und schnupperten an den leeren Schüsseln. Aber sobald sie sicher waren, dass hier kein Futter mehr zu holen war, ließen sie sich wieder am offenen Feuer nieder. Hechelnd lagen sie dort und starrten
sehnsüchtig auf die Fleischstücke am Spieß,

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