Sturmkaempfer
Er ließ die Worte ausklingen.
»Seid Ihr sicher?«, fragte Lesarl.
»Ja, verdammt noch mal«, brüllte Bahl. »Ich kenne meine eigenen Schwächen wohl gut genug! Es steht dir nicht zu, mich zurechtzuweisen.«
Lesarl zuckte die Achseln und hob beschwichtigend die Hände. Dagegen konnte er nichts sagen. Es war Lord Bahls Fähigkeit gewesen, seine Schwächen in Stärken zu verwandeln, die den Wideraufbau der Nation der Farlan ermöglicht hatte. »Eine Rüstung und ein Schwert.«
»Und?«, wollte das Weißauge wissen. »Ich weiß, dass da noch mehr ist … ich spüre, wie es in meinem Innern rumort.«
»Mein Wissen ist begrenzt, mein Lord, aber ich glaube, es kann keinen Zweifel geben: Siulents und Eolis, die Waffen Aryn Bwrs sind zurück.«
Bahl spuckte ungewollt einen Mundvoll Wein aus und zermalmte das Glas zu Kristallpulver. Aryn Bwr, der letzte König.
Man hatte seinen wahren Namen wegen seiner Verbrechen aus der Geschichte getilgt. Aryn Bwr, der oberste der Sterblichen, hatte nach Jahrhunderten der Kriege das gesamte Elfenvolk geeint, und die Götter hatten ihn daraufhin mit Geschenken überschüttet – aber die wahren Ziele des Elfenkönigs hatten mit Frieden nichts zu tun. Aryn Bwr hatte Waffen geschmiedet, deren Macht jede Vorstellung überstieg, die mächtig genug waren, um sogar die Götter des Höheren Kreises zu erschlagen. Und er hatte sein Volk gegen seine Erschaffer geführt. Der Große Krieg währte nur sieben Jahre, aber die Zeichen der Schrecken, die beide Seiten begangen hatten, blieben auch nach Jahrtausenden noch erkennbar.
»Bei den Göttern, kein Wunder, dass Ilit damit nicht zu mir kam …« Er verstummte.
»Ich konnte es nicht glauben. Ich hielt Eolis in den Händen …« Auch Lesarls Stimme zitterte.
»Ist unser neuer Krann gesegnet oder verflucht?«, fragte Bahl in den Raum.
»Niemand weiß es. Die beste Rüstung, die je gefertigt wurde, eine Klinge, mit der Götter erschlagen wurden – ich glaube, ich würde sie um keinen Preis der Welt haben wollen. Aber was macht es für einen Unterschied, ob er gesegnet ist oder verflucht?«
»Durch sie wird er zum Hauptanliegen jedes Mächtigen und Verrückten des ganzen Landes. Das ist eine Last, die ich nur Wenigen wünschen würde.« Bahl runzelte die Stirn und fegte Glassplitter ins Feuer.
»Wie viele Prophezeiungen erwähnen sie?«
»Hast du deine Studien vernachlässigt, Lesarl?«
Er lachte. »Das muss ich leider zugeben – aber zu meiner Verteidigung möchte ich vorbringen, dass ich immerhin das Land regieren musste, sodass dieses Versäumnis hoffentlich zu einer
lässlichen Sünde wird. Die ganze Angelegenheit übersteigt ohnehin mein Verständnis. Ich kann mit der Dummheit der Leute arbeiten, mein Lord, aber Prophezeiungen … nein.«
»Es ist die schwierigste Wissenschaft; es kann ein ganzes Leben dauern, einen Sinn in das wirre Geplapper zu bringen, das sie ausstoßen.«
»Woran soll man also glauben?«
»An gar nichts.« Bahl lachte humorlos. »Das Leben nach einer Prophezeiung führen? Das ist nur etwas für die Dummen und Verzweifelten. Man muss bloß wissen, woran andere glauben: an den Kult des Shalstik, die Prophezeiung der Geweihten, der Rose in der Wüste, des Erlösers, der Verdammten … kenne deinen Feind und ahne den Angriff voraus. Durch die unerwartete Ankunft dieses neuen Krann werden alle Augen im Land auf uns gerichtet sein. Je länger wir diese Geschenke geheim halten können, desto besser.«
»Wird das möglich sein?« Lesarl sah zweifelnd drein. »Wenn der Krann ohne Geschenke gesehen wird, wird die Hälfte der Zauberer in der Stadt neugierig werden. Ich weiß nicht, was ihre Dämonenführer ihnen sagen können, aber Macht erzeugt Aufmerksamkeit. Irgendjemand wird es mit Sicherheit herausfinden. Die Siblis – sie konnten sie aus wer weiß welcher Entfernung spüren?«
»Die Siblis haben eine Magie benutzt, deren Macht sie getötet hat, und ich glaube nicht, dass jemand anders ein solches Risiko eingehen wird. Aber du hast recht: Irgendwann wird irgendwer es herausfinden; dennoch, jede Verzögerung hilft uns dabei. Wenn es die Magier sind, die es zuerst begreifen, werden sie wenigstens zu dir kommen, wahrscheinlich, um es sich bestätigen zu lassen. Lobe sie wegen ihrer Weisheit, und dann mach ihnen klar, dass jemand sterben wird, sollte bekannt werden, dass Siulents und Eolis wieder im Spiel sind. Wir entscheiden ein ander
Mal, wie wir dem entgegentreten, was die Priester sagen mögen. Jetzt
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