Sturmkaempfer
habe so ein … ein wenig gekämpft.«
Der Mann starrte ihn an, wurde aber von Isaks repektvollem Ton etwas besänftigt.
»Ihr müsst die Herzoginwitwe Toquin sein?«, fuhr Isak mit dem Blick auf die ältere der beiden Frauen im Gefolge des Lordprotektors fort.
Sie machte einen kleinen Knicks. Dabei hafteten ihre tränenschweren Augen weiter auf Isaks Gesicht.
»Und Ihr, meine edle Dame, müsst die Dame Brandt sein.« Er lächelte die jüngere Frau freundlich an und wandte sich an den Jungen. »Und du bist der Sohn, von dem Hauptmann Brandt so stolz sprach.« Die Frau nickte und zog den Jungen an sich. Ihre Trauer war zwar deutlich, aber es sah nicht so aus, als habe der Junge bereits begriffen, dass sein Vater nie mehr nach Hause käme. Er war erst neun, dachte Isak, wohl zu jung, um ganz zu verstehen, was geschehen war.
»Kommt her«, sagte er leise und bedeutete dem Jungen, zu ihm zu treten.
Seine Mutter drückte ihn noch einmal, dann ließ sie ihn gehen und schob ihn leicht vor. Brandts Sohn ging einige Schritte auf Isak zu. Er hatte keine Angst vor dem Weißauge, bis er näher kam und erkannte, wie groß er war – sogar auf seinem Stuhl zusammengesunken überragte Isak den Jungen um einiges.
In einer langsamen Bewegung, damit der Junge keine Angst bekam, wies er auf den Ring, der an einem Lederband um den Hals des Jungen hing. Er hatte keine Ahnung, ob man Jungen dieses Alters so behandelte, aber der Junge schien bereit, beim geringsten Anlass zu seiner Mutter zu fliehen. Er war ein dünnes Kind, ähnelte in Isaks Augen eher der Mutter als dem Vater.
»Gab ihn dir dein Vater?«
Der Junge nickte.
»Sagte er dir, dass er mir gehörte?«
Wieder ein Nicken, dann hob der Junge eine zitternde Hand und berührte den Ring an seinem Hals. »Wollt Ihr ihn zurück?« Der Junge klang verständlicherweise aufgeregt darüber, dass er das letzte Geschenk seines Vaters zurückgeben sollte.
Isak kicherte, aber dieser Laut wurde zu einem schmerzerfüllten Keuchen, das den Jungen beinahe in die Flucht schlug. »Nein, du sollst ihn behalten und vielleicht eines Tages sogar an deinen eigenen Sohn weitergeben. Erinnerst du dich an das, was dein Vater sagte, als er dir den Ring gab?«
»Er sagte, wir sind alle nur Menschen, mehr nicht. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht versuchen sollten, so gut zu sein wie möglich.« Der Junge gab die Zeilen sorgfältig wieder, versuchte sich an jedes Wort zu erinnern.
»Gut. Du sollst dich immer an deinen Vater erinnern, wenn du den Ring ansiehst, und daran, dass er starb, um andere zu schützen. Dein Vater rettete mein Leben – und vermutlich auch das des Königs, der Königin und aller anderen im Palast. Erinnere dich stets daran, dass dein Vater ein Held war, und zwar einer, der des Zeitalters der Mythen würdig gewesen wäre.«
Der Junge nickte traurig. Langsam erkannte er die Wahrheit und seine Lippen zitterten. Er kniff gegen die aufsteigenden Tränen die Augen zusammen.
Isak schob den Jungen sanft wieder zu seiner Mutter hinüber. Sie kniete sich hin und weinte ohne Scham in das Haar ihres Sohnes, als dieser das Gesicht in ihre Halsbeuge legte und die kleinen Hände in ihrem Schal ballte.
Isak stand auf, verzog ein wenig das Gesicht, konnte aber einfach nicht mehr ruhig sitzen bleiben. »Ich weiß nicht, ob Ihr eigene Traditionen pflegt, aber … der Körper des Hauptmannes wäre im Tempel des Nartis willkommen, wenn Ihr es wünscht. Er verdient ein Heldengrab.«
Lordprotektor Toquin blinzelte einige Male, während er das Angebot annahm. Aus seiner Reaktion schloss Isak, dass hier nur wenigen die Bestattung im Tempel erlaubt wurde. Isak war es gleich, welche Einwände die Priester haben könnten – er konnte sich nicht vorstellen, dass sogar der senilste sich dem Lord der Farlan widersetzen wollte. Es mochte noch immer umstritten sein, ob der Erwählte des Nartis tatsächlich der Kopf des gesamten Kultes war, aber selbst der eifrigste Sezessionist könnte König Emins Standpunkt in dieser Angelegenheit erahnen.
»Ich danke Euch, mein Lord«, sagte der Mann steif. »Mein Orden verlangt, dass die Beerdigung vor dem Sonnenuntergang durchgeführt wird. Dagegen haben die Priester vielleicht Einwände, aber wenn dies möglich ist, so nehmen wir Euer Angebot mit Freuden an.«
»Sie wird heute Nachmittag stattfinden, wenn ich mit dem König in den Tempel gehe, um ein Opfer zu bringen. Die Beerdigung im Mondlicht ist vorzuziehen, weil Nartis dann anwesend ist, aber
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