Sturmkaempfer
Die Prophezeiungen regen sich, und sie drehen sich um dich.«
»Ich habe das nie gewollt.«
»Was willst du? Kannst du dich gegen das wehren, was geschehen muss?«
»Ich weiß es nicht, aber ich will keinen Krieg, der das Land spalten könnte. Wer weiß schon, welcher Schaden entstehen kann, wenn die Prophezeiungen dieses Zeitalters aufeinandertreffen?«
»Manchmal kann es Frieden nur … durch Krieg geben. Du kannst nicht einfach dasitzen und nichts tun, wenn andere erobern und zerstören wollen.«
»Das ist nicht das Gleiche, wie der Erlöser zu sein, den die Leute erwarten.«
»Das Leben, in dem ich gefangen bin, ist eines voller Vorahnungen und Möglichkeiten. Ich kann die Zukunft spüren, weil es eine Zukunft ist, an der ich teilhaben werde. Dunkle Wolken ziehen auf, Kräfte, die du nicht kontrollieren kannst. Ich sah dich
tot – und ein Schrecken nimmt deinen Platz ein und lässt dich geistlos zurück, wie ein Tier lebend und an den Dunklen Ort verbannt, während das Land zugrunde geht.«
»Was kann ich also tun? Soll ich den Treueschwur der Geweihten entgegennehmen, wenn ich sie in Llehden treffe?«
»Llehden? Wer hat ein Treffen dort vorgeschlagen? Es ist ein Ort von großer Macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Geweihten dort willkommen sind. Sie müssen dieses Treffen unbedingt geheim halten wollen. Wenn du dorthin gehst, triffst du auf die Hexe von Llehden. Vielleicht kann sie dir helfen.«
»Welche Hilfe könnte eine Dorfhexe mir schon anbieten?«
»Das Land gerät aus dem Gleichgewicht, von Kräften getrieben, die ohne Gedanken an die Folgen verliehen wurden. Ich denke, sie wird nicht beiseitetreten und erlauben, dass es zerstört wird, und ich glaube auch, dass sie dein eigenes Bedürfnis nach Gleichgewicht erkennen wird. Ich spüre, dass sie dir einen Pfad durch das Dunkel zeigen wird.«
Die Dunkelheit lichtete sich. Isak spürte seine müden und schmerzenden Glieder und die von Tränen verklebten Augen. Das Erwachen kündigte sich scharf und aufdringlich an, obwohl er doch so gerne wieder in die Ruhe des Schlafes geglitten wäre. Er spürte ein Bett unter sich, feucht und kalt nach der angenehmen Wiege aus reiner Luft. Das Summen von Unterhaltungen traf auf seine Ohren, bevor es zu Worten wurde, zu Stimmen, die er kannte. Langsam kehrte er zu dem Land und zu dessen Sorgen zurück.
»Wir sollten ihn schlafen lassen.«
»Er muss wach sein, damit ihn die Leute sehen können.«
»Wie hat er das überlebt?«
»Was glaubst du wohl? Seine ersten Stunden als Lord der Farlan … Nartis kann da wohl kaum auf ihn aufpassen, vor allem
in einem Sturm. Ich will wissen, wie er das getan hat – und was er getan hat. Er hat nicht einfach nur Blitze mit Magie erzeugt, er hat wirklich den Sturm zu sich gerufen. Die Magier hatten deswegen schon Angst bekommen, und dann …«
»Aber was ist mit seinem Arm?«
»Das kann ich mir nicht erklären. Schätze, wir brauchen einen Magier oder vielleicht auch einen Priester, der es uns entschlüsselt.«
Isak schnappte mit einem Mal nach Luft, als tauche er aus dem Wasser auf. Die Leute um ihn herum zuckten erschrocken zusammen. Er hatte so ruhig wie ein Toter dagelegen. Jetzt klangen seine tiefen Atemzüge wie eine Rückkehr zu den Lebenden.
Isak konzentrierte sich auf das Dach über sich. Er lag im Palast, in der Ecke einer prächtig verzierten Halle. Mit Anstrengung konnte er sich auf einen Gedanken konzentrierten: War dies die Halle der Königin? Es war nicht der Audienzsaal. Dies war ein kleinerer und eleganterer Raum.
»Wie fühlt Ihr Euch?«
Isak musste bei Tilas Frage ein Lachen unterdrücken. Er hatte noch keine Bestandsaufnahme seiner Verletzungen durchgeführt, aber er wusste, dass jeder Knochen und jeder Muskel in seinem Körper wehtat. So hob er den Kopf von der unbekannten Unterlage, aber das rief eine scharfe Schmerzwelle hinter seinen Augen hervor. Seine Sicht verschwamm und schwankte.
Als er die Augen wieder öffnete, knieten Tila und Mihn neben ihm, die Hände auf seiner Brust und Stirn, um ihn ruhig zu halten.
»Vorsichtig«, warnte ihn Tila leise. »Der Wall ist unter Euch zusammengestürzt und Ihr seid ziemlich tief gestürzt.«
»Was ist geschehen?«, röchelte Isak.
»Was geschehen ist?«, wiederholte Carel hinter ihr. Isak zwang seine Augen, sich auf den alten Freund zu konzentrieren.
Er sah ein zerschlagenes, müdes Gesicht, mit blauen Flecken und auf der linken Seite noch immer etwas blutend. Carels Arm lag in
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