Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
einer Schlinge und war von schmutzigen Verbänden umhüllt. »Erinnerst du dich daran, dass du den Zorn der Götter auf diese Soldaten herabbeschworen hast?«
    »Ich … nein, ich erinnere mich nur an Blitze. Das ist alles.«
    »Es gab auch nur Blitze, Junge!« Ein Funkeln erschien in Carels Augen. »Eine ganze verfluchte Menge davon, mehr Blitze, als die Natur jemals an einem Ort einschlagen ließ. Wir wissen noch immer nicht, wie viele du getötet hast, aber es müssen Hunderte gewesen sein. Sie hatten beinahe jeden Mann in die Bresche gestopft. Du hast deinen Schild in die Luft gehalten und damit die Blitze angezogen … und sie dann nach unten in sie weitergeleitet.«
    Isak spürte ein dumpfes Pochen in der Hand, aber im Vergleich zu den Schmerzen im Rest seines Körpers fühlte es sich harmlos an. Er hob seinen Schildarm vorsichtig an und musste einen Schrei unterdrücken. Zu seinem Entsetzen hatte sich sein linker Arm völlig verändert. Er fühlte sich noch genauso an wie vorher. Die gleiche Größe und das gleiche Gewicht, aber statt der sonst gesunden Farbe glühte er jetzt in einem unirdischen Weiß, schimmerte in der hellen Morgensonne. Die Haut war völlig glatt und wies nicht den kleinsten Kratzer auf. Es sah aus, als sei alles Blut bis auf den letzten Tropfen und alle Farbe aus seinem Arm gesaugt worden. Voller Angst hob er den anderen Arm, doch dieser sah ganz so wie immer aus, lediglich vom Kampf zerkratzt und mit blauen Flecken übersät. »Es ist nur der linke«, sagte Tila sanft und beruhigend, aber ihr Gesicht verriet ihre Anspannung.
    »Wie weit reicht es hinauf?« Er versuchte den Kopf zu drehen, um besser sehen zu können, aber beim Versuch zuckte er vor Schmerz zusammen und ließ den Kopf wieder auf das Kissen fallen.

    »Bis zur Schulter«, sagte Mihn und erschien hinter Tila. »Es endet plötzlich. Es sieht aus, als habest du den Arm in Farbe getaucht.« Er zeigte keine Gefühle. Isak erinnerte sich daran, ihn auf dem Wall kämpfen zu sehen, nur mit seinem Stab. Mihn hatte sogar die Männer der Bruderschaft an Geschick und Schnelligkeit übertroffen. Er war nicht verletzt worden, hatte sogar den kleinsten Schnitt vermeiden können, doch seine Tränen waren ungehindert geflossen. Er hatte, nach seinem Scheitern, ein Harlekin zu werden, geschworen, nie wieder ein Schwert zu benutzen, doch diesen Schwur hatte er gebrochen, um Isak vor dem Weißen Zirkel zu retten. Eine weitere Schande lastete nun auf seiner Seele.
    In Farbe getaucht: das war eine sehr passende Beschreibung, dachte Isak. Das Stück, das er sehen konnte, war nicht durchsichtig, nicht der Farbe beraubt, sondern in reinem Weiß. Er erinnerte sich daran, wie sich die Blitze liebevoll um seinen Arm gelegt hatten. Das gleißend helle Licht hatte erst seine Haut erwärmt, dann war es bis in seine Knochen eingedrungen. Als er nun genauer hinsah, konnte er die feinen Haare sehen und zwei Muttermale, die noch immer da waren, aber schneefarben. Obwohl er außerordentlich schnell und beinahe unmenschlich gut heilte, hatte er eine Narbe. Sie stammte von einem Sturz von einem Baum, bei dem er beinahe den Arm verloren hatte. Jetzt war sie kaum noch zu sehen. Isak starrte sie gebannt an. Blaue Adern waren unter der Haut gerade eben erkennbar. Der Arm war nicht verletzt, nur vom Göttlichen berührt worden.
    Er griff nach Eolis, das neben ihm lag, und berührte dann mit seinem Unterarm die Schneide der Klinge. Trotz der Schlacht war sie so scharf wie eh und je. Er beobachtete fasziniert einen roten Blutsfaden, der seinen Arm entlangkroch. Der Kontrast zu seiner Haut war geradezu erschreckend.
    »Seid Ihr dann bald fertig damit?« Tila klang verärgert. »Ich
habe gerade jeden vermaledeiten Schnitt an Eurem Körper verbunden, und Ihr sehnt Euch schon nach weiteren? Beachtet mich gar nicht.«
    Isak sah das Mädchen an und grinste breiter, als sich ein widerstrebendes Lächeln auf ihren Lippen zeigte. Ihr einst elegantes grünes Seidenkleid war nun zerrissen und mit Blut befleckt. Die Ränder waren ausgefranst, wo sie Stoff für die Verbände abgerissen hatte und mit einem Messer einen Schlitz von der Wade bis zum Oberschenkel hineingeschnitten hatte, um genug Freiraum für die Beine zu haben.
    Als er sie betrachtete, bemerkte er mit Schrecken, dass seine Brust nackt war. Die Hand zuckte sofort zur Narbe darauf.
    »Ach ja«, sagte Carel ruhig. »Und dann das da. Was in Nartis’ Namen ist das, Junge? Warum hast du mir verdammt noch mal nichts

Weitere Kostenlose Bücher