Sturmkaempfer
wir uns erneut treffen, dann spielen wir. Ich hoffe jedoch, dass wir keine Feinde sein werden.«
»Aber können wir anderes sein? Ihr werdet die Bienen an meinem Kragen bemerkt haben.«
»Tatsächlich habe ich das. Ebenso wie die Tatsache, dass Ihr sie nicht zu bedecken und mir dadurch ein gewisses Unwohlsein zu ersparen versuchtet. Was die Feindschaft betrifft, diese hängt von anderen ab. Meine Familie wünscht nicht, Euch die Krone zu nehmen, aber wir können nicht für das ganze Land sprechen.«
»Welche anderen?«
»Ach, natürlich habt Ihr davon noch nichts erfahren«, schnurrte Zhia.
Emin kniff die Augen zusammen. Er war sich des Vorteils deutlich bewusst, den sie genoss.
Isak hatte kaum noch zugehört, doch jetzt erkannte er
die Wichtigkeit der Neuigkeiten, die Zhia Vukotic bereithielt.
»Ich hörte, der Tempel der Sonne stünde in Flammen. Die Menin sind aus dem Osten zurückgekehrt und Lord Charr ist eilig ausgerückt, um sich zum Kampf zu stellen. Sein Heer wurde aufgerieben und in Thotel waren zu wenige Soldaten verblieben, um es zu verteidigen. Die Stadt fiel im ersten Ansturm. Die Chetse sind unterworfen worden.« Zhia lächelte sie an und zog die Kutschentür zu. »Bis zu unserer nächsten Begegnung, Euer Majestät, Euer Lordschaft.« Sie neigte huldvoll den Kopf und klopfte auf die Kutschenwand.
37
Zehn Tage später befand sich die Farlantruppe unter düsteren Wolken auf dem Weg nach Llehden. Der Tod Lord Bahls hatte ihren Aufenthalt in Narkang abgekürzt, denn jetzt war die Zeit gegen sie. Das Schreckgespenst eines Bürgerkrieges wurde jeden Tag, den Isak Tirah fernblieb, stärker.
Die nach Llehden reisende Gruppe war stark verkleinert. Drei Geister waren zu schwer verletzt, um zu reiten, und mussten zurückgelassen werden, und mehr als die Hälfte der Leute, die am Morgen aufgesessen hatten, litt unter Verletzungen, die ihnen die Reise verleiden würden.
Acht waren im Kampf gestorben, ihre Körper waren verbrannt worden. Nach einigem Streit hatte man ihre Urnen im Tempel von Nartis neben dem Grabmal Hauptmann Brandts aufgestellt. Keiner der Männer hatte viel Familie gehabt, und der Tempel schien geradezu zur Gedenkstätte an die Toten des Kampfes zu werden. Die Farlan wurden als Befreier der Stadt betrachtet und ihre Tode wurden von der Bevölkerung hoch geehrt.
Das Licht war merkwürdig, stumpf grau, eher wie im Herbst als im Frühling. Der halbe Tag war bereits verstrichen und die sich nähernde Dämmerung lag schwer auf Isaks Geist. Heute war der Tag seiner Geburt. In der Silbernacht vor achtzehn Sommern war er auf die Welt gekommen. Die Wehen hatten bei seiner Mutter
eingesetzt, als das Licht verblasst war und Arians Funkeln auf jeder Oberfläche geschimmert hatte. So hatte sie ihren Schmerz und ihre Angst in die teilnahmslose Nacht hinausgeschrien. Die Bäume hatten gespenstisch silbern geleuchtet und unbeeindruckt Wache gehalten, als ihr Blut geflossen war. Das schreckliche Blutvergießen, das die Geburt eines Weißauges begleitete. Isak war in den Lebenssaft eines anderen Menschen gehüllt geboren worden. Die Schuld dieses Todes spürte er bis in die Knochen.
Ein Fluss, der Meistahl, wand sich nach Nordosten und stellte zwei Drittel der Grenze der Grafschaft Llehden dar, bevor er sich knapp zehn Kilometer vor Narkang mit dem Morwhent vereinigte. Auf der anderen Seite erhoben sich riesige Pinien, die sich mehr als vierzig Kilometer bis zu einem tiefen, ruhigen See erstreckten. Große, runde Findlinge lagen unter diesen Bäumen und erschwerten ein Vorankommen zu Pferd.
»Man nennt sie die Zwielichtsteine«, erklärte König Emin Isak. »Wenn man in der Abenddämmerung dort entlangkommt, kann man das Edle Volk dabei beobachten, wie es darauf steht und der untergehenden Sonne zusieht. Nur zu dieser Zeit oder wenn sie es wollen, kann man sie sehen.«
»Habt Ihr sie denn gesehen? Ich wusste nicht, dass es sie wirklich gibt.«
Er erwartete, dass Emin über seine Unwissenheit schmunzelte, aber es blieb ein entschlossener Zug um den Mund des Königs, zu dem seine blauen Augen funkelten. Isak hatte lange mit sich gerungen, bevor er König Emin verraten hatte, wohin sie gingen und warum. Aber schließlich hatte er erkannt, dass er es früher oder später ohnehin herausfinden würde – und da das Land am Rande eines Krieges stand, schien es besser, etwas Vertrauen zu beweisen.
»Sie sind nicht Teil unseres Landes und nur wenige von uns sind Teil des ihren. Sie scheren sich nicht um
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