Sturmkaempfer
Eliteeinheit erhoffen würde. Männergruppen hockten um die in zwei Reihen stehenden Tische, die auf die hohe Tafel am Ende zuführten. Sogar diese war nicht viel beeindruckender
als die anderen, nur ein wenig länger und auf einer Plattform erhöht.
Amanas ging in die Mitte des Raumes und hielt dort kurz inne, um die verblassende Heraldik und die Banner zu betrachten, die von den Dachbalken hingen. Dann ging er etwas weiter, bis Lord Bahl aufsah. Er blieb stehen und wartete darauf, dass man ihn ansprach, aber das alte Weißauge stieß nur den jungen Mann neben sich an und wandte sich dann wieder dem Gespräch mit Haushofmeister Lesarl zu.
Dieser Junge war offenbar der neue Lordprotektor, ein Weißauge, das Amanas weit überragte, als er sich erhob, dem Herzog von Tirah in Größe und Gewicht aber noch unterlegen war. Der Krann starrte den Schlüsselmeister für einige Augenblicke an, dann rammte er sein Essmesser in die Tischplatte und ging um den Tisch herum bis zu dem Mann hin, wobei er seine Finger ableckte. Amanas’ kurze Verbeugung wurde unterbrochen, als seine Augen auf das Schwert an Isaks Seite trafen. Als er es sah, entfuhr ihm ein leises Quieken, das ein Lächeln auf dem Gesicht des Krann erscheinen ließ.
»Stimmt etwas nicht?«
»Aber ja, mein Lord Lordprotektor. Das Schwert, das Ihr tragt, ist nicht Euer Schwert.«
»Und?«
»Es gehört dem ritterlichen Beschützer von Tirah und sollte auch nur von ihm getragen werden.«
Der Krann wandte sich verwirrt zur hohen Tafel um. »Ich dachte, es gehört Kerin? Er hat es mir geliehen.«
Amanas zuckte zusammen. »Schwertmeister Kerin ist der ritterliche Beschützer von Tirah – das ist der volle Titel des Mannes, der die Schwermeister befehligt.«
»Ich verstehe noch immer nicht.«
Die Frage, die in Lord Isaks Stimme mitklang, erregte Lesarls
Aufmersamkeit. Der Haushofmeister sprach, bevor Amanas antworten konnte. »Er meint, dass es einen heftigen Verstoß gegen die Etikette bedeutet, die zeremonielle Waffe eines anderen Mannes zu tragen.«
»Kerin schien es gleich zu sein«, antwortete Isak scharf.
»Einigen Anwesenden aber nicht«, antwortete der Haushofmeister und wies auf den Neuankömmling.
»Genug. Streitet euch anderswo.« Bahl blickte nicht auf, bedeutete Lesarl aber, dass er das Gespräch fortzusetzen wünschte.
»Nun«, sagte Isak nach einer Pause. »Wenn Ihr sonst nichts mehr an meiner Ausstattung auszusetzen habt … Lord Bahl sagte, Ihr müsstet mit mir über mein Wappen sprechen.«
»Normalerweise ja, mein Lord Lordprotektor. In diesem Fall wird das jedoch nicht notwendig sein.« Mit einer großen Geste zog Amanas das Tuch vom Schild und hielt es ins Licht.
Ein Laut der Überraschung füllte den Raum, während der Schlüsselmeister einen polierten silbernen Tränenschild hochhielt und beinahe eine ganze Drehung vollführte, um jedem das in Gold eingelegte Wappen Isaks zu zeigen.
Isak schnappte nach Luft, als er den Schild sah. Es war eher die Arbeit eines Juweliers als die eines Schmiedes. Sogar in dem schwachen Licht blendete ihn das Glitzern des Goldes für einen Augenblick. Er brauchte eine Weile, bis er das eigentliche Bild auf dem Schild erkannte, das Wappen, das er für den Rest seines Lebens auf seiner Kleidung tragen und das auf seinen Bannern flattern würde, wenn er in den Krieg ritt.
Es war ein Drache aus purem Gold, der auf seinen Hinterläufen stand, die Klauen zum Schlag erhoben. Aus seinem Mund ragten Fänge, und ein Paar Hörner krümmte sich auf dem Hinterkopf. Isak konnte in der Haltung seiner Schultern und der Gestalt seiner Flügel die Wut erkennen, die er selbst so gut kannte.
Dies war die in eine Gestalt gegossene Erfahrung seines eigenen, wohlvertrauten Zorns.
Dann fing seine Hand zu zittern an, als sein Blick auf etwas anderes fiel. Er streckte sie aus, um Amanas den Schild abzunehmen. Eine Krone schwebte über dem Kopf des Drachen, und als er dies sah, sank eine böse Vorahnung schwer wie Gold in seinen Magen.
»Vorsicht, mein Lord, das Silber ist noch recht empfindlich«, warnte Amanas.
»Das ist ganz aus Silber? Aber warum …«
Der Schlüsselmeister hob die Hand, um die Frage zu verhindern, dann beugte er sich herunter und legte den grünen Samt, in den der Schild eingewickelt gewesen war, auf den Boden. Er legte den Schild mit dem Wappen nach oben darauf und trat zurück.
Isak wollte etwas sagen, aber bevor er die richtigen Worte fand, spürte er ein warmes Pochen von dort kommen –
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