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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Zusammenhang stand. Lichtsang war mit höchster Tapferkeit gestorben. Oder zumindest sagten das seine Priester. Lichtsang vermochte sich nicht an dieses Ereignis zu erinnern, so wie er sich an nichts aus seinem früheren Leben erinnerte, bevor er zum Gott geworden war.
    Leise gähnte er und konnte nicht mehr weiterschlafen. Er rollte sich herum und fühlte sich schwach, als er sich in seinem majestätischen Bett aufrichtete. Visionen und Erinnerungen plagten seinen Geist. Er schüttelte den Kopf und versuchte, den Nebel des Schlafs abzuschütteln.
    Diener traten ein; wortlos kümmerten sie sich um die Bedürfnisse ihres Gottes. Er war einer der jüngeren Götter, denn er war erst vor fünf Jahren zurückgekehrt. Am Hof der Götter lebten etwa zwei Dutzend göttliche Wesen; viele von ihnen waren weitaus wichtiger– und in politischer Hinsicht weitaus gerissener– als Lichtsang. Über sie alle herrschte Susebron, der Gottkönig von Hallandren.
    Obwohl Lichtsang jung war, gebührte ihm ein gewaltiger Palast. Er schlief in einem Raum, der mit hellroter und hellgelber Seide ausgeschlagen war. In seiner Residenz gab es Dutzende von Gemächern, die alle nach seinem persönlichen Geschmack eingerichtet und dekoriert waren. Hunderte Diener und Priester kümmerten sich um seine Bedürfnisse– ob er es wollte oder nicht.
    Und all das nur, weil ich mich nicht an meinen Tod erinnern kann, dachte er, während er aufstand. Das Stehen machte ihn etwas benommen. Heute war sein Mahltag. Er würde erst zu Kräften kommen, nachdem er gegessen hatte.
    Diener näherten sich ihm mit leuchtend roten und goldenen Roben. Als sie in seine Aura eintraten, explodierten Haut, Haare und Kleidung jedes einzelnen Dieners regelrecht vor übertrieben grellen Farben. Die satten Schattierungen waren viel strahlender, als natürliche Farbstoffe sie hervorbringen konnten. Das war eine der Auswirkungen von Lichtsangs angeborenem Biochroma: Er hatte genügend Hauch in sich, um Tausende Menschen damit zu füllen. Doch für ihn war das nur von geringem Wert. Es war ihm unmöglich, diesen Hauch zum Beleben von Gegenständen oder Leichen einzusetzen; er war zwar ein Gott, aber kein Erwecker. Er konnte seinen göttlichen Hauch nicht weggeben– ja, er vermochte ihn nicht einmal zu verleihen.
    Außer zu einer bestimmten Gelegenheit. Doch dann würde er daran sterben.
    Die Lakaien fuhren mit ihren Diensten fort und kleideten ihn in prächtige Gewänder. Lichtsang war etwa anderthalb Kopf größer als alle anderen im Raum. Außerdem war er breitschultrig und hatte einen muskulösen Körper, den er nicht verdiente, wenn man bedachte, wie viel Zeit er mit Müßiggang verbrachte.
    » Habt Ihr gut geschlafen, Euer Gnaden?«, fragte eine Stimme.
    Lichtsang drehte sich um. Llarimar, sein Hohepriester, war ein großer, stämmiger Mann mit Brille und einem sehr ruhigen Gebaren. Seine Hände, die ein dickes Buch hielten, wurden von den weiten Ärmeln seiner roten und goldenen Robe beinahe ganz verdeckt. Sowohl die Robe als auch das Buch brachen in ein helles Farbenspiel aus, als sie in Lichtsangs Aura eintraten.
    » Ich habe phantastisch geschlafen, Huscher«, sagte Lichtsang und gähnte. » Eine ganze Nacht voller Nachtmahre und verworrener Träume, wie immer. Schrecklich erholsam.«
    Der Priester hob eine Braue. » Huscher?«
    » Ja«, sagte Lichtsang. » Ich habe beschlossen, dir einen neuen Spitznamen zu geben: Huscher. Er passt zu dir, denn du huschst immer in der Gegend herum und steckst deine Nase in alles Mögliche.«
    » Ich fühle mich geehrt, Euer Gnaden«, sagte Llarimar und setzte sich auf einen Stuhl.
    Um aller Farben willen, dachte Lichtsang, ärgert er sich denn niemals?
    Llarimar schlug sein Buch auf. » Sollen wir anfangen?«
    » Wenn es sein muss«, erwiderte Lichtsang. Die Diener banden die letzten Schnüre zu, richteten die Spangen und die Seidentücher. Dann verneigte sich jeder, und sie zogen sich zur Wand des Zimmers zurück.
    Llarimar nahm seine Feder in die Hand. » An welche Träume erinnert Ihr Euch?«
    » Ach, du weißt schon.« Lichtsang warf sich nachlässig auf eines seiner Sofas. » An nichts wirklich Wichtiges.«
    Verstimmt schürzte Llarimar die Lippen. Weitere Diener strömten ins Zimmer und trugen verschiedene Speisen auf. Es war alltägliche, menschliche Nahrung. Als Zurückgekehrter musste Lichtsang so etwas nicht essen, denn es verlieh ihm weder Kraft, noch bannte es seine Müdigkeit. Es war nur eine Schwäche von ihm. Bald würde

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