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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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das Spiel des Windes in ihren langen, roten, glatten Haaren und schürte weiterhin ihren Ärger. Die Wut verhinderte, dass sie weinte.
    Die grünen Frühlingshügel des Hochlands von Idris waren während des Tages allmählich zurückgewichen. Vermutlich befanden sie sich schon in Hallandren. Die Grenze zwischen den beiden Königreichen war nicht klar gekennzeichnet, was kaum überraschte, wenn man bedachte, dass sie bis zu den Vielkriegen eine einzige Nation gewesen waren.
    Siri betrachtete den armen Wächter, dem angesichts der tobenden Prinzessin nichts anderes einfiel, als sie zu ignorieren. Schließlich setzte sie sich wieder in das Innere der Kutsche. Sie hätte ihn nicht so behandeln sollen, aber sie war soeben wie eine Hammelkeule verschachert worden– aufgrund eines Dokuments, das viele Jahre vor ihrer Geburt verfasst worden war. Wenn jemand das Recht auf einen Wutanfall hatte, dann war es Siri.
    Vielleicht ist das der Grund für all dies, dachte sie und kreuzte die Arme auf dem Fensterrahmen. Vielleicht hatte Vater meine Wutanfälle satt und wollte mich bloß loswerden.
    Doch das war ein wenig weit hergeholt. Es gab einfachere Möglichkeiten, mit Siri fertigzuwerden– solche, die es nicht erforderten, dass sie als Repräsentantin von Idris an einen ausländischen Hof geschickt wurde. Warum also? Glaubte er wirklich, sie würde ihre Sache gut machen? Darüber dachte sie eine Weile nach, doch am Ende erschien ihr dieser Gedanke lächerlich. Ihr Vater war wohl kaum der Meinung, dass sie bessere Arbeit als Vivenna leisten würde. Niemand machte irgendetwas besser als Vivenna.
    Siri seufzte und spürte, wie ihr Haar ein nachdenkliches Braun annahm. Wenigstens war die Landschaft bemerkenswert, und damit Siri sich nicht weiter ärgerte, ließ sie sich von ihrer Umgebung ablenken. Hallandren lag in einer Tiefebene und war ein Ort tropischer Wälder und seltsamer, farbenfroher Tiere. Siri hatte die Erzählungen der Reisenden gehört und ihre Beschreibungen in den wenigen Büchern, die sie hatte lesen müssen, bestätigt gefunden. Sie hatte geglaubt, sie wisse, was sie erwartete. Doch als die Berge dem Grasland wichen und schließlich zu beiden Seiten der Straße Bäume standen, begriff Siri, dass es etwas gab, das kein Buch und keine Erzählung angemessen wiedergeben konnte.
    Farben.
    Im Hochland waren die Farbflecken selten und unzusammenhängend, als ob sie wüssten, dass sie nicht zur Philosophie von Idris passten. Hier hingegen schienen sie überall zu sein. Winzige Blumen wuchsen in breiten Streifen auf dem Boden. Riesige herabhängende rosafarbene Blüten hingen wie Weintrauben von den Bäumen herab, und die Blumen wuchsen in gewaltigen Büscheln übereinander, aufeinander und auseinander heraus. Sogar das Unkraut hatte Blüten. Siri hätte einige von ihnen gepflückt, wenn die Soldaten die Blumen nicht so feindselig angeschaut hätten.
    Wenn ich schon Angst habe, erkannte sie, dann müssen die Soldaten sie noch stärker verspüren. Sie war schließlich nicht die Einzige, die von Familie und Freunden getrennt war. Wann würden diese Männer zurückkehren dürfen? Plötzlich fühlte sie sich wegen ihres Wutausbruchs vor dem jungen Soldaten noch schuldiger.
    Ich werde sie zurückschicken, sobald ich angekommen bin, dachte sie. Sofort spürte sie, wie ihr Haar weiß wurde. Wenn sie den Männern erlaubte, nach Hause zu gehen, wäre sie allein in einer Stadt voller Lebloser, Erwecker und Heiden.
    Doch was würden ihr zwanzig Soldaten nützen? Es sollte wenigstens irgendjemand wieder nach Hause reisen dürfen.
    » Eigentlich müsstest du glücklich sein«, sagte Fafen. » Schließlich brauchst du jetzt keinen Tyrannen mehr zu heiraten.«
    Vivenna warf eine Beere von der Farbe eines Blutergusses in ihren Korb und ging dann zu einem anderen Busch hinüber. Fafen arbeitete ganz in ihrer Nähe. Sie trug die weiße Robe einer Nonne, und ihr Kopf war vollkommen kahl geschoren. Fafen war in fast jeder Hinsicht die mittlere Schwester– sie war größer als Siri, aber kleiner als Vivenna und auch weniger ordentlich als diese, dafür jedoch längst nicht so sorglos wie Siri. Fafen war etwas kurvenreicher als die beiden anderen, was die Aufmerksamkeit einiger junger Männer im Dorf erregt hatte. Doch die Tatsache, dass sie selbst zum Mönch hätten werden müssen, wenn sie Fafen heiraten wollten, hatte sie im Zaum gehalten. Falls Fafen wusste, wie beliebt sie war, dann zeigte sie es nicht. Sie hatte die Entscheidung, Nonne

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