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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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zu werden, vor ihrem zehnten Geburtstag getroffen, und ihr Vater hatte von ganzem Herzen zugestimmt. Jede adlige oder reiche Familie war der Tradition nach verpflichtet, einen ihrer Sprösslinge ins Kloster zu schicken. Es verstieß gegen die Fünf Visionen, eigensüchtig zu sein, selbst wenn es um das eigene Fleisch und Blut ging.
    Die beiden Schwestern sammelten Beeren, die Fafen später an die Bedürftigen austeilen würde. Durch diese Arbeit waren die Finger der Nonne schwach purpurn gefärbt. Vivenna hingegen trug Handschuhe. So viel Farbe an ihren Händen wäre unschicklich.
    » Ja«, sagte Fafen, » ich glaube wirklich, dass du das alles falsch siehst. Du verhältst dich, als ob du unbedingt weggehen und dieses Ungeheuer von einem Leblosen heiraten wolltest.«
    » Er ist kein Lebloser«, wandte Vivenna ein. » Susebron ist ein Zurückgekehrter, und das macht einen großen Unterschied.«
    » Ja, aber er ist ein falscher Gott. Außerdem wissen alle, was für eine schreckliche Kreatur er ist.«
    » Aber es war meine Aufgabe, ihn zu heiraten. Das ist alles, was ich bin, Fafen. Ohne das bin ich nichts.«
    » Unsinn«, erwiderte Fafen. » Jetzt wirst du an Ridgers Stelle den Thron erben.«
    Und dadurch die Ordnung der Dinge noch stärker durcheinanderbringen, dachte Vivenna. Welches Recht habe ich, seinen Platz einzunehmen?
    Doch sie unterließ es, diesen Punkt zu vertiefen. Sie verteidigte sich bereits seit einigen Minuten, und es wäre nicht schicklich, damit fortzufahren. Schicklich. Selten hatte sich Vivenna bei dem Gedanken, schicklich sein zu müssen, so schlecht gefühlt. Ihre Gefühle wurden allmählich recht… unpassend.
    » Und was ist mit Siri?«, hörte sie sich sagen. » Bist du etwa froh über ihr Schicksal?«
    Fafen hob den Blick und runzelte die Stirn ein wenig. Sie hatte die Angewohnheit, die Dinge erst dann zu Ende zu denken, wenn sie unmittelbar mit ihnen konfrontiert wurde. Vivenna war es peinlich, eine so offene und grobe Frage gestellt zu haben, doch bei Fafen gab es oft keine andere Möglichkeit.
    » Da hast du Recht«, sagte Fafen. » Ich sehe nicht ein, warum überhaupt jemand dorthin geschickt werden muss.«
    » Wegen des Vertrages«, erklärte Vivenna. » Er schützt unser Volk.«
    » Austre schützt unser Volk«, sagte Fafen und ging zu einem anderen Busch.
    Wird er auch Siri beschützen?, dachte Vivenna. Die arme, unschuldige, unberechenbare Siri. Sie hatte nie gelernt, sich zu beherrschen; sie würde am Götterhof von Hallandren bei lebendigem Leibe gefressen werden. Siri hatte keine Ahnung von Politik, von Verrat, von guter Miene und bösem Spiel. Außerdem würde sie gezwungen sein, den nächsten Gottkönig von Hallandren zu gebären. Auf diese besondere Pflicht hatte sich Vivenna keineswegs gefreut. Es wäre ein Opfer gewesen, aber es wäre ihr Opfer gewesen, das sie freudig für die Sicherheit ihres Volkes gebracht hätte.
    Solche Gedanken bedrängten Vivenna weiterhin, während sie und Fafen das Beerenpflücken beendeten und den Berghang hinunter zum Dorf gingen. Wie alle Geistlichen widmete auch Fafen ihre ganze Arbeit dem Wohle des Volkes. Sie hütete Herden, half bei der Ernte und säuberte die Häuser derjenigen, die es selbst nicht konnten.
    Vivenna hatte keine Pflichten, und daher hatte ihr Dasein kaum mehr einen Sinn. Doch als sie darüber nachdachte, erkannte sie, dass es eine Person gab, die sie noch brauchte. Eine Person, die vor einer Woche abgereist war und beim Aufbruch ihre große Schwester mit roten Augen verängstigt und verzweifelt angesehen hatte.
    Vivenna wurde in Idris nicht benötigt, egal was ihr Vater dazu sagte. Hier war sie nutzlos. Aber sie kannte das Volk, die Kultur und die Gesellschaft von Hallandren. Und während sie Fafen zur Dorfstraße folgte, bildete sich eine Idee in Vivennas Geist.
    Eine, die in keiner Weise schicklich war.

Kapitel 3
    L ichtsang erinnerte sich nicht daran, gestorben zu sein. Seine Priester jedoch versicherten ihm, dass sein Tod außerordentlich erbaulich war. Edel. Großartig. Heldenhaft. Man kehrte nicht zurück, wenn man nicht zuvor auf eine Weise gestorben war, welche die großen Tugenden der menschlichen Existenz veranschaulichte. Das war der Grund, warum die Schillernden Töne die Zurückgekehrten wieder auf die Erde schickten: Sie dienten als Beispiel, wirkten als Gott für die Menschen, die noch lebten.
    Jeder Gott repräsentierte etwas Bestimmtes: ein Ideal, das mit der heroischen Art und Weise seines Todes in

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