Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
standen. Sie nickten aufmunternd. Das Mädchen schaute wieder zurück zu Lichtsang; es war offensichtlich aufgeregt.
    » Meine Kleine«, sagte Lichtsang und versuchte, ermutigend zu klingen, » du hast nichts zu befürchten.«
    Dennoch zitterte das Mädchen.
    Ein Vortrag von Llarimar nach dem anderen– der immer darauf bestand, dass es keine seien, denn man hielt Göttern keine Vorträge– kam Lichtsang in den Sinn. Von den zurückgekehrten Göttern Hallandrens war nichts zu befürchten. Die Götter waren ein Segen. Sie gewährten Visionen der Zukunft und herrschten mit Weisheit. Um fortbestehen zu können, brauchten sie nur eines.
    Hauch.
    Lichtsang zögerte, aber seine Schwäche spitzte sich zu. Ihm war schwindlig. Er fluchte stumm, ließ sich auf ein Knie nieder und nahm das Gesicht des Mädchens in seine übergroßen Hände. Das Kind weinte, aber es sagte die Worte, die man ihm beigebracht hatte, klar und deutlich. » Mein Leben zu deinem. Mein Hauch werde zu deinem.«
    Ihr Hauch strömte in die Luft. Er floss an Lichtsangs Arm entlang– diese Berührung war notwendig–, und er saugte ihn in sich auf. Seine Schwäche verschwand, und die Benommenheit löste sich auf. Beides wurde durch scharfe Klarheit ersetzt. Er fühlte sich belebt, gekräftigt, lebendig.
    Das Mädchen ermattete. Die Farbe ihrer Lippen und Augen verblasste ein wenig. Ihr braunes Haar verlor seinen Glanz, die Wangen wurden farblos.
    Es ist nichts, dachte er. Die meisten Menschen sagen, sie würden es nicht spüren, wenn ihr Hauch verschwunden ist. Sie hat noch das ganze Leben vor sich. Ein Leben voller Glück. Ihre Familie wird für dieses Opfer gut bezahlt.
    Und Lichtsang würde eine Woche weiterleben. Seine Aura wurde durch den Hauch, den er eingesaugt hatte, nicht stärker; das war ein weiterer Unterschied zwischen einem Zurückgekehrten und einem Erwecker. Die Letzteren wurden bisweilen als minderwertig angesehen– als menschliche Annäherungen an die Zurückgekehrten.
    Einige Priester eilten vor und führten das Mädchen aus dem Raum. Es hat ihr nichts ausgemacht, sagte Lichtsang zu sich selbst. Überhaupt nichts …
    Ihr Blick begegnete dem seinen, als sie ging, und er erkannte, dass das Glitzern aus ihren Augen verschwunden war. Sie war eine Farblose geworden. Eine Matte und Verblasste. Eine Person ohne Hauch. Er würde sich nie wieder regenerieren. Die Priester begleiteten sie hinaus.
    Lichtsang wandte sich an Llarimar und fühlte sich wegen seiner plötzlichen Kraft schuldig. » In Ordnung«, sagte er. » Wir wollen uns die Opfergaben ansehen.«
    Llarimar hob eine Braue über den Rand des Brillenglases. » Ihr seid plötzlich so entgegenkommend.«
    Ich muss etwas zurückgeben, dachte Lichtsang. Selbst wenn es etwas Nutzloses ist.
    Sie schritten durch weitere Räume aus Rot und Gold, von denen die meisten vollkommen quadratisch waren und Türen in allen vier Wänden aufwiesen. Auf der östlichen Seite des Palastes betraten sie schließlich einen langen, schmalen Raum. Er war vollständig weiß, was in Hallandren eine Seltenheit darstellte. An den Wänden hingen Gemälde und Gedichte. Die Diener waren draußen geblieben; nur Llarimar befand sich bei Lichtsang, als sich dieser dem ersten Bild näherte.
    » Also?«, fragte Llarimar.
    Es war ein idyllisches Gemälde des Dschungels mit herabhängenden Palmen und farbenfrohen Blumen. Einige dieser Pflanzen wuchsen auch in den Gärten um den Hof der Götter, und nur deshalb erkannte Lichtsang sie. Er war nie im Dschungel gewesen– zumindest nicht während seiner gegenwärtigen Inkarnation.
    » Das Gemälde ist in Ordnung«, sagte Lichtsang. » Aber nicht meine erste Wahl. Es erinnert mich an das Draußen. Ich wünschte, ich könnte es besuchen.«
    Llarimar sah ihn fragend an.
    » Was ist los?«, wollte Lichtsang wissen. » Manchmal ist es langweilig bei Hofe.«
    » Es gibt aber nicht viel Wein im Wald, Euer Gnaden.«
    » Ich könnte selbst welchen herstellen. Irgendetwas… fermentieren.«
    » Dessen bin ich mir sicher«, bekräftigte Llarimar und nickte einem der Diener außerhalb des Zimmers zu. Der untergeordnete Priester schrieb auf, was Lichtsang über das Gemälde gesagt hatte.
    Irgendwo in der Stadt gab es einen Gläubigen, der sich einen Segen von Lichtsang erbat. Vermutlich ging es um Tapferkeit– vielleicht wollte der Gläubige heiraten oder ein riskantes Geschäft abschließen. Die Priester würden Lichtsangs Meinung zu dem Bild deuten und dann der Person eine gute oder

Weitere Kostenlose Bücher