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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Bemerkungen hinzufügten.
    Lichtsang hatte nicht genug Geduld für solche Kniffe– besonders deshalb nicht, weil von ihm immer nur Ehrlichkeit gefordert wurde. Also schenkte er dem letzten Bild die Aufmerksamkeit, die es verdient hatte. Die Farbschicht auf der Leinwand war dick aufgetragen, und jeder Zoll war mit breiten, fetten Pinselstrichen bedeckt. Die vorherrschende Farbe war ein tiefes Rot, beinahe ein Karmesinrot, das Lichtsang sofort als eine Mischung aus Rot und Blau mit einer Spur von Schwarz erkannte.
    Die Farblinien überlappten sich; eine lag auf der anderen. Fast wirkte es wie… Wellen. Lichtsang runzelte die Stirn. Wenn er es richtig betrachtete, sah es wie das Meer aus. Und konnte das Gebilde in der Mitte ein Schiff sein?
    Undeutliche Eindrücke aus seinem Traum kehrten zurück. Ein rotes Meer. Das auslaufende Schiff.
    Ich bilde mir etwas ein, sagte er zu sich selbst. » Gute Farben«, meinte er. » Nette Muster. Es schenkt mir Frieden, besitzt aber auch eine gewisse Spannung. Es sagt mir zu.«
    Llarimar schien diese Antwort zu gefallen. Er nickte, als der untergebene Priester– der in einiger Entfernung von den beiden stand– Lichtsangs Worte aufzeichnete.
    » Ich nehme an, das ist alles?«, fragte Lichtsang.
    » Ja, Euer Gnaden.«
    Eine Pflicht bleibt noch, dachte er. Nun, da er mit den Opfergaben fertig war, musste er sich der letzten– und unangenehmsten– seiner täglichen Aufgaben widmen: den Bittgesuchen. Er war verpflichtet, sie anzuhören, bevor er sich wichtigeren Tätigkeiten wie zum Beispiel einem Schläfchen zuwenden konnte.
    Llarimar führte ihn aber nicht zur Bittgesuchshalle. Er winkte einen untergebenen Priester herbei und blätterte einige Seiten auf seinem Klemmbrett durch.
    » Was ist?«, fragte Lichtsang.
    » Was soll sein, Euer Gnaden?«
    » Die Bittgesuche.«
    Llarimar schüttelte den Kopf. » Heute werdet Ihr keine entgegennehmen, Euer Gnaden. Erinnert Ihr Euch nicht?«
    » Ich habe dich, damit du dich für mich an alles erinnerst.«
    » Dann betrachtet Euch als offiziell daran erinnert, dass Ihr heute keine Bittgesuche hören müsst. Eure Priester sind anderweitig beschäftigt.«
    » Ach ja?«, fragte Lichtsang. » Und was machen sie?«
    » Sie knien ehrerbietig im Hof, Euer Gnaden. Unsere neue Königin trifft heute ein.«
    Lichtsang erstarrte. Ich muss mich unbedingt mehr um Politik kümmern. » Heute?«
    » Allerdings, Euer Gnaden. Unser Herr, der Gottkönig wird heiraten.«
    » So bald schon?«
    » Sobald sie eintrifft, Euer Gnaden.«
    Bemerkenswert, dachte Lichtsang. Susebron nimmt sich eine Frau. Der Gottkönig war der Einzige der Zurückgekehrten, der heiraten konnte. Die Zurückgekehrten waren nicht in der Lage, Kinder zu zeugen– außer dem König, der nie einen Atemzug als lebender Mensch getan hatte. Lichtsang hatte diese Unterscheidung immer als seltsam empfunden.
    » Euer Gnaden«, sagte Llarimar, » wir brauchen ein Leblosen-Kommando, damit unsere Truppen aus dem Feld zur Begrüßung der Königin vor der Stadt antreten können.«
    Lichtsang hob eine Braue. » Wir wollen sie angreifen?«
    Llarimar bedachte ihn mit einem strengen Blick.
    Lichtsang kicherte. » Jungfrucht«, sagte er und gab damit eines der Kommandoworte, mit dem andere die Leblosen der Stadt kontrollieren konnten. Natürlich war es nicht das Kernkommando. Das Wort, das er Llarimar gegeben hatte, würde es einer Person erlauben, die Leblosen nur außerhalb einer Kampfsituation zu steuern, und seine Wirksamkeit würde einen Tag nach dem ersten Gebrauch erlöschen. Lichtsang dachte oft, dass das verworrene System der Kommandos zur Kontrolle der Leblosen unnötig kompliziert war. Aber der Umstand, dass er einer der vier Götter war, welche Kommandos für die Leblosen geben konnten, verlieh ihm manchmal wenigstens eine gewisse Bedeutung.
    Die Priester besprachen leise die Vorbereitungen. Lichtsang wartete und dachte noch immer an Susebron und die bevorstehende Hochzeit. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand neben der Tür.
    » Huscher?«, fragte er.
    » Ja, Euer Gnaden?«
    » Hatte ich eine Frau? Vor meinem Tod, meine ich.«
    Llarimar zögerte. » Ihr wisst, dass ich nicht über Euer Leben vor der Rückkehr sprechen darf, Lichtsang. Das Wissen um Eure Vergangenheit würde niemandem etwas Gutes bringen.«
    Lichtsang lehnte den Kopf gegen die Wand und hob den Blick zur weißen Decke. » Ich… manchmal erinnere ich mich an ein Gesicht«, sagte er leise. » Ein

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