Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Invasion, aber sie glaubte nicht, dass ihr Vater eine seiner Töchter entsenden würde, wenn der Krieg schon so nahe war. Vielleicht hoffte er, dass es ihr gelang, die Spannungen zwischen den beiden Königreichen abzubauen?
    Diese Möglichkeit verstärkte ihre Aufregung noch mehr. Sie war es nicht gewohnt, Pflichten zu übernehmen, und das machte sie unruhig. Ihr Vater vertraute ihr das Schicksal und das Leben ihres Volkes an. Sie durfte nicht mehr weglaufen und sich verstecken.
    Besonders nicht vor ihrer eigenen Hochzeit.
    Als ihr Haar weiß vor Zukunftsangst geworden war, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Stadt. Es war nicht schwer, in ihrem Anblick zu versinken. Sie war gewaltig und breitete sich wie eine müde Bestie um und über die angrenzenden Hügel aus. Als die Kutsche durch den südlichen, etwas erhöhten Teil der Stadt fuhr, konnte Siri durch Spalten zwischen den Häusern sehen, dass das Hellmeer vor der Stadt in einer Bucht auslief. T’Telir wand sich um die Bucht, reichte bis an das Wasser heran und bildete so die Form eines Halbmondes. Die große Mauer umschloss die Stadt nur in einem Halbkreis, bis sie zu beiden Seiten auf das Meer stieß.
    T’Telir wirkte nicht eng. Es gab eine Menge unbebautes Land in der Stadt: Promenaden, Gärten und große Flecken ungenutzten Geländes. Palmen säumten viele Straßen, und auch andere Bäume waren oft zu sehen. Durch die kühle Brise, die vom Meer kam, war die Luft viel angenehmer, als Siri erwartet hatte. Die Straße führte zu einem Aussichtshügel innerhalb der Stadt, von dem aus man bestimmt einen wunderbaren Blick hatte. Allerdings war dieses Plateau von einer hohen, hinderlichen Mauer umgeben. Mit wachsender Anspannung sah Siri zu, wie sich die Tore dieser kleineren Stadt in der Stadt öffneten und die Kutsche die Soldaten und die Priester einließen.
    Die gewöhnlichen Leute blieben draußen.
    Im Inneren gab es eine weitere Mauer, die es unmöglich machte, durch die geöffneten Tore hineinzuschauen. Der Festzug wandte sich nach links und umrundete die Blendmauer, dann gelangte er zum Hof der Götter: einem umschlossenen, rasenbedeckten Innenhof. Einige Dutzend gewaltiger Häuser ragten über dieser Umfriedung auf; jedes war mit einer anderen Farbe bemalt. Am hinteren Ende des Hofes befand sich ein riesiges schwarzes Bauwerk, das viel größer als die anderen Häuser war.
    Es war still in dem ummauerten Bereich. Siri sah, dass Gestalten auf Balkonen saßen und zusahen, wie ihre Kutsche über das Gras rollte. Vor jedem der Paläste knieten Männer und Frauen tief gebeugt im Gras. Die Farbe ihrer Kleidung passte zu dem jeweiligen Haus, aber Siri beachtete sie kaum. Nervös richtete sie den Blick auf das große schwarze Gebäude. Es war eine Pyramide, geformt aus gigantischen, stufenförmig angeordneten Steinblöcken.
    Schwarz, dachte sie. In einer Stadt der Farben. Ihr Haar wurde noch bleicher. Plötzlich wünschte sie sich, frommer gewesen zu sein. Sie bezweifelte, dass Austre von ihren Gefühlsausbrüchen begeistert war, und meistens gelang es ihr nicht, die Fünf Visionen aufzusagen. Aber er würde um ihres Volkes willen doch über sie wachen, oder?
    Der Zug kam vor dem gewaltigen Bauwerk zum Stillstand. Siri schaute durch das Kutschenfenster hoch zu den Vorsprüngen und Höckern an der Spitze, welche die gesamte Struktur kopflastig zu machen schienen. Sie hatte das Gefühl, als würden die dunklen Blöcke im nächsten Moment in einer Lawine herunterstürzen und sie unter sich begraben. Der Priester setzte sein Pferd neben Siris Fenster. Die Kavalleristen warteten still; die Bewegungen ihrer Pferde waren die einzigen Geräusche in dem weitläufigen Hof.
    » Wir sind da, Gefäß«, sagte der Mann. » Sobald wir das Gebäude betreten haben, werdet Ihr vorbereitet und zu Eurem Gemahl gebracht.«
    » Mein Gemahl?«, fragte Siri unbehaglich. » Gibt es denn keine Hochzeitszeremonie?«
    Der Priester grinste. » Der Gottkönig benötigt keine zeremonielle Rechtfertigung. Ihr seid in dem Augenblick zu seiner Gemahlin geworden, in dem er es so gewollt hat.«
    Siri erzitterte. » Ich hatte bloß gehofft, ich könnte ihn sehen, bevor… Ihr wisst schon…«
    Der Priester schenkte ihr einen harschen Blick. » Der Gottkönig beugt sich nicht Euren Launen, Frau. Ihr seid vor allen anderen gesegnet, denn es wird Euch erlaubt sein, ihn zu berühren– wenn auch nur nach seinem eigenen Ermessen. Tut nicht so, als wäret Ihr etwas anderes, als Ihr seid. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher