Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
ihn wieder gerade und beruhigte sich. Dann nahm er einen Löffel Reis; sein Mund brannte von den Gewürzen. Es gefiel ihm nicht, Speisen unangerührt stehen zu lassen– man wusste nie, wann man in aller Eile aufbrechen musste.
» Es hat… Gerüchte gegeben«, sagte Bebid schließlich. » Das geht über reine höfische Politik hinaus, Vascher… das ist mehr als die üblichen Spielchen zwischen Göttern. Es ist sehr ernst und findet sehr leise statt. So leise, dass sogar sehr aufmerksame Priester nichts als Andeutungen mitbekommen.«
Vascher aß weiter.
» Es gibt am Hof eine Fraktion, die darauf drängt, Idris anzugreifen«, fuhr Bebid fort. » Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, warum.«
» Sei doch kein Idiot«, sagte Vascher. Er wünschte sich, er hätte mehr Tee, um den Reis hinunterzuspülen. » Wir wissen beide, dass Hallandren gute Gründe hat, jede einzelne Person im Hochland abzuschlachten.«
» Die Königsfamilie.«
Vascher nickte. Sie wurden Rebellen genannt, aber diese » Rebellen« waren in Wirklichkeit die königliche Familie von Hallandren. Sie mochten zwar Sterbliche sein, aber ihr Stammbaum war eine Herausforderung für den Hof der Götter. Jeder gute Monarch wusste, dass die erste Handlung zur Sicherung des eigenen Thrones die Hinrichtung all derer war, die einen besser begründeten Anspruch darauf hatten. Und danach war es eine gute Idee, all jene hinzurichten, die glaubten, einen Anspruch zu haben.
» Ihr kämpft, und Hallandren gewinnt«, sagte Vascher. » Wo liegt die Schwierigkeit?«
» Sie liegt darin, dass das eine ganz schlechte Idee ist«, erwiderte Bebid. » Eine fürchterliche Idee. Denk an Kalads Phantome, Mann! Idris wird nicht leicht fallen, egal was die Leute am Hof sagen. Es wird nicht so sein wie bei Vahrs Beseitigung. Die Idrier haben Verbündete jenseits der Berge und die Sympathien Dutzender Königreiche. Was einige › das einfache Unterdrücken einer Rebellengruppe‹ nennen, könnte leicht zu einem weiteren Vielkrieg werden. Willst du das? Tausende und Abertausende von Toten? Untergehende Königreiche, die sich nie wieder erheben werden? Und all das nur, damit wir ein kleines Stückchen gefrorenes Land erobern, dass eigentlich niemand haben will.«
» Die Handelspässe sind wertvoll«, bemerkte Vascher.
Bebid schnaubte verächtlich. » Die Idrier sind nicht so dumm, dass sie die Wegzölle zu hoch festsetzen. Hier geht es nicht um Geld. Es geht um Furcht. Die Leute am Hof reden darüber, was passieren könnte, wenn die Idrier die Pässe sperren, oder was vielleicht passiert, wenn die Idrier Feinde durchziehen lassen, die dann T’Telir belagern. Wenn es hier um Geld ginge, würden wir niemals in den Krieg ziehen. Hallandren geht es mit den Färbereien und Webereien wirtschaftlich sehr gut. Glaubst du etwa, diese Gewerbe würden von einem Krieg profitieren? Wir können von Glück reden, wenn wir keinen vollständigen wirtschaftlichen Zusammenbruch erleiden.«
» Glaubst du etwa, ich sorge mich um das wirtschaftliche Wohlergehen Hallandrens?«, fragte Vascher.
» Ach ja«, sagte Bebid trocken. » Ich habe vergessen, mit wem ich rede. Was willst du dann? Sag es mir, damit wir das hier hinter uns bringen können.«
» Erzähle mir von den Rebellen«, sagte Vascher, während er auf dem Reis herumkaute.
» Die Idrier? Wir haben doch vorhin schon…«
» Nein, nicht die«, unterbrach ihn Vascher. » Von denen in der Stadt.«
» Sie sind unwichtig geworden, seit Vahr tot ist«, sagte der Priester und machte eine abwehrende Handbewegung. » Übrigens weiß niemand, wer ihn getötet hat. Vermutlich waren es die Rebellen selbst. Vermutlich waren sie nicht sehr erfreut, dass er sich hat fangen lassen, was?«
Vascher sagte nichts darauf.
» Ist das alles, was du willst?«, fragte Bebid ungeduldig.
» Ich muss mit den Gruppen, die du erwähnt hast, in Kontakt treten«, sagte Vascher. » Mit denen, die unbedingt gegen Idris in den Krieg ziehen wollen.«
» Ich werde dir nicht helfen, den…«
» Versuche nicht, mir zu sagen, was ich tun und lassen soll, Bebid. Gib mir nur die Informationen, die du mir versprochen hast, und dann bist du mich los.«
» Vascher«, sagte Bebid und beugte sich noch weiter vor. » Ich kann dir nicht helfen. Meine Herrin ist an dieser Art von Politik nicht interessiert, und ich bewege mich in den falschen Kreisen.«
Vascher aß noch ein wenig und versuchte herauszufinden, ob der Mann aufrichtig war. » In Ordnung. Wer?«
Bebid
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