Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Wut rasen.
» Ich hätte mir gewünscht, dass Ihr nicht in all das hineingezogen werdet«, sagte Blaufinger und befahl ihren leblosen Wächtern, sie mitzunehmen. » Es wäre leichter für mich gewesen, wenn es Euch gelungen wäre, nicht schwanger zu werden.«
» Ich bin nicht schwanger!«, rief sie.
» Das glauben die Leute aber«, sagte er mit einem Seufzer, während er auf die Treppe zumarschierte. » Und das reicht aus. Wir müssen diese Regierung vernichten, und wir müssen die Idrier so wütend machen, dass sie die Hallandrener unbedingt vernichten wollen. Ich glaube, Euer Volk wird sich in diesem Krieg besser schlagen, als alle es vorhersehen, besonders dann, wenn die Leblosen ohne Anführer marschieren. Euer Volk wird sie in Hinterhalte locken und dafür sorgen, dass es für keine Seite einfach wird.«
Er sah sie kurz an. » Aber damit es richtig funktioniert, müssen die Idrier diesen Kampf wollen. Ansonsten werden sie nur fliehen und im Hochland verschwinden. Nein, beide Seiten müssen einander hassen und so viele Verbündete wie möglich für diese Schlacht um sich scharen, damit alle viel zu abgelenkt sind, um…«
Gibt es einen besseren Weg, Idris zum Kampf zu verleiten, als den, mich umzubringen?, dachte sie mit Schrecken. Beide Seiten werden den Tod meines angeblichen Kindes als eine Kriegserklärung ansehen. Hier geht es nicht nur um die Oberherrschaft. Es wird ein Krieg des Hasses sein, der viele Jahrzehnte dauern könnte.
Und niemand wird je erkennen, dass unser wirklicher Feind – derjenige, der all das begonnen hat – jene friedliche, stille Provinz im Süden von Hallandren ist.
Kapitel 56
V ivenna klammerte sich vor dem Fenster fest, atmete heftig und schwitzte stark. Sie hatte nach drinnen gespäht. Denth war da, und Tonk Fah ebenfalls. Vascher hing an einem Haken von der Decke; er war blutbeschmiert und hatte keinen Hauch mehr in sich, aber er schien noch zu leben.
Kann ich es mit Denth und Tonk Fah gleichzeitig aufnehmen?, fragte sie sich. Ihre Arme wurden müde. Sie hatte noch ein Seil in der Tasche, das sie erwecken konnte. Aber was war, wenn sie es warf und daneben traf? Sie hatte Denth kämpfen sehen. Er war schneller, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie musste ihn überraschen. Und wenn sie ihn verfehlte, würde sie sterben.
Was mache ich hier?, dachte sie. Ich hänge an der Wand und will zwei Söldner herausfordern?
Das, was sie in ihrer jüngsten Vergangenheit erlebt hatte, gab ihr die Stärke, ihre Angst zu unterdrücken. Sie würden Vivenna vielleicht töten, aber es wäre ein schnelles Ende. Sie war mehrfach verraten worden, hatte den Tod eines lieben Freundes und eine furchtbare Zeit der Krankheit, des Hungers und des Schreckens auf der Straße überlebt. Man hatte sie gezwungen zuzugeben, dass sie ihr eigenes Volk verraten hatte. Es gab nicht mehr viel, was ihr diese Männer noch antun konnten.
Aus irgendeinem Grund gaben ihr diese Gedanken Kraft. Ihre Entschlossenheit überraschte sie selbst. Still holte sie ihren Hauch aus Mantel und Hose zurück, erweckte zwei Seile und befahl ihnen zuzupacken, sobald sie geworfen wurden. Sie sprach ein stummes Gebet zu Austre, zog sich durch das offene Fenster und drang in das dahinter liegende Zimmer ein.
Vascher ächzte. Tonk Fah döste in der Ecke. Denth hielt ein blutiges Messer hoch und schaute sofort auf, als Vivenna hereinkam. Der Ausdruck völligen Entsetzens auf seinem Gesicht war bereits für sich genommen Vivennas Anstrengungen wert. Sie warf ihm das eine Seil und Tonk Fah das andere zu und schoss dann tiefer in den Raum hinein.
Denth reagierte sofort und schnitt das Seil mit seinem Dolch in der Luft entzwei. Die beiden Teilstücke zuckten und wanden sich, aber sie waren nicht lang genug, um irgendetwas packen zu können. Doch das Seil, das sie Tonk Fah entgegengeschleudert hatte, traf sein Ziel. Er erwachte und schrie auf, als sich ihm das Seil um Gesicht und Hals wand.
Vivenna blieb neben Vaschers schaukelndem Körper stehen. Denth hatte bereits sein Schwert gezogen– so schnell, dass Vivenna es nicht einmal hatte beobachten können. Sie schluckte, zog ihr eigenes Schwert und streckte es vor sich, wie Vascher es ihr beigebracht hatte. Denth hielt nur ganz kurz vor Überraschung inne.
Doch das war genug für Vivenna. Sie wirbelte herum– nicht auf Denth zu, sondern sie schnitt das Seil durch, an dem Vascher hing. Mit einem Grunzen fiel er zu Boden. Denth stieß zu. Die Spitze seiner Duellklinge bohrte
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