Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Soldaten. Die Männer vor dem Tor drehten sich um und hielten ihre Waffen bereit. Er hatte weder die Zeit noch die Geduld für den Austausch von Freundlichkeiten. Er schlug zu und zerhackte die Männer rasch und gründlich. Er war nicht so gut wie Denth, aber er besaß genügend Übung.
Leider waren es sehr viele Soldaten. Vielleicht zu viele. Vascher fluchte, wirbelte zwischen ihnen umher, fällte einen weiteren. Er bückte sich, schlug mit der flachen Hand gegen die Hüfte eines gestürzten Soldaten, berührte Hemd und Hose gleichzeitig und legte den Finger zusätzlich auf das farbige Unterhemd.
»Kämpfe für mich, als wärest du ich«, befahl er, und das Unterhemd des Mannes wurde sofort vollkommen grau. Vascher wirbelte herum und parierte einen Schwerthieb. Ein weiterer kam von der Seite, und noch einer. Er konnte sie nicht alle abfangen.
Ein Schwert blitzte in der Luft auf und lenkte eine Waffe ab, die Vascher ansonsten getroffen hätte. Hemd und Hose des toten Soldaten hatten sich von ihm getrennt und eine Waffe ergriffen. Die Kleidungsstücke kämpften, als ob jemand in ihnen steckte, und sie parierten und griffen mit großem Geschick an. Vascher wandte dem Erweckten den Rücken zu. Als er die Gelegenheit bekam, erweckte er einen weiteren, nur aus Kleidungsstücken bestehenden Kämpfer und verausgabte dabei seinen letzten Hauch.
Nun fochten sie zu dritt, Vascher und seine beiden erweckten Kleidersoldaten. Die Wachen fluchten und waren nun noch viel mehr auf der Hut. Vascher beobachtete sie und plante seinen Angriff. In diesem Augenblick schoss ein Trupp von etwa fünfzig Leblosen um die Ecke und auf ihn zu.
Heilige Farben!, dachte Vascher. Er knurrte vor Wut, schlug zu und fällte einen weiteren Soldaten.
Farben, Farben, Farben!
Du sollst nicht fluchen, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Schaschara hat mir gesagt, dass das böse ist.
Vascher drehte sich nach dem Urheber der Worte um. Dünner schwarzer Rauch drang unter einer der geschlossenen Vordertüren des Palastes hervor.
Willst du mir nicht danken?, fragte Nachtblut. Ich bin hergekommen, um dich zu retten.
Einer der erweckten Kleidersoldaten fiel; ein Soldat hatte ihm durch einen klugen Hieb das Bein durchtrennt. Vascher griff nach hinten und zog den Hauch aus den Kleidungsstücken. Die Soldaten wichen vorsichtig zurück und waren hocherfreut, dass sie Vascher den Leblosen überlassen konnten.
In diesem Augenblick des Innehaltens sprang Vascher auf das Tor des Palastes zu. Er warf sich mit der Schulter dagegen, drückte das Tor auf und rutschte in die Eingangshalle.
Etliche Männer lagen tot auf dem Boden. Nachtblut ragte aus der Brust eines von ihnen; der Griff zeigte wie gewöhnlich steil nach oben. Vascher zögerte nur kurz. Er hörte, wie die Leblosen hinter ihm heranstürmten.
Er stürzte vor, packte Nachtbluts Griff und zog das Schwert aus dem Leichnam, während er die Scheide stecken ließ.
Die Klinge versprühte eine Welle schwarzer Flüssigkeit, als er sie schwang. Die Flüssigkeit löste sich in Rauch auf, bevor sie die Wände oder den Boden berührte– wie Wasser in einem Ofen. Der Rauch kräuselte sich, einiges davon stieg in die Luft, andere Schwaden strömten zu Boden und tropften herunter wie schwarzes Blut.
Vernichten!, donnerte Nachtbluts Stimme in seinem Kopf. Das Böse muss vernichtet werden! Schmerz schoss durch Vaschers Arm, und er spürte, wie ihm der Hauch ausgesaugt wurde, in die Klinge floss und ihren Hunger anstachelte. Das Ziehen der Waffe war nur zu einem schrecklichen Preis möglich. Doch in diesem Augenblick war es ihm egal. Er drehte sich zu den angreifenden Leblosen um und griff voller Zorn an.
Jede Kreatur, die er mit der Klinge traf, loderte in einem plötzlichen Blitz auf und wurde zu Rauch. Ein einziger Kratzer genügte, und der Körper löste sich auf wie Papier, das von einem unsichtbaren Feuer verzehrt wurde. Zurück blieb nur ein großer Fleck aus Schwärze in der Luft. Vascher schoss zwischen ihnen dahin, schlug wütend zu und tötete einen Leblosen nach dem anderen. Schwarzer Rauch wogte überall um ihn herum, und sein Arm zuckte vor Schmerzen, als adergleiche Tentakel am Griff und an seinem Unterarm hochkrochen– wie schwarze Blutgefäße, die sich an seiner Haut festsaugten und von seinem Hauch nährten.
Schon nach wenigen Minuten war der Hauch, den Vivenna ihm gegeben hatte, zur Hälfte aufgezehrt. Doch in dieser kurzen Zeit hatte er bereits alle fünfzig Leblosen getötet. Die Soldaten
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