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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie etwa nicht begehrenswert?
    Dummes Mädchen, sagte sie zu sich selbst, schüttelte den Kopf und ging hinüber zu dem unberührt gebliebenen Bett. Du hast dir den größten Teil der Reise hindurch Sorgen gemacht, was wohl in der Hochzeitsnacht passiert, und dann, wenn gar nichts passiert ist, beschwerst du dich auch noch darüber?
    Sie wusste, dass sie nicht frei war. Irgendwann würde er sie nehmen– das war der Zweck des gesamten Abkommens. Aber in der letzten Nacht war es nicht geschehen. Sie lächelte, gähnte noch einmal, kletterte in das Bett, kringelte sich unter den Laken zusammen und schlief ein.
    Ihr nächstes Erwachen war viel angenehmer als das vorangegangene. Siri reckte und streckte sich, und dann bemerkte sie etwas.
    Ihr Kleid, das sie in einem Haufen auf dem Boden zurückgelassen hatte, war verschwunden. Außerdem war das Feuer im Kamin wieder entfacht worden. Den Grund dafür verstand sie jedoch nicht. Der Tag war warm, und während des Schlafs hatte sie die Laken beiseitegeworfen.
    Ich soll die Laken verbrennen, erinnerte sie sich. Deswegen haben sie das Feuer geschürt.
    Siri setzte sich in ihrem Unterhemd auf. Sie war allein im Zimmer. Die Diener und Priester wussten bestimmt nicht, dass sie die ganze Nacht auf dem Boden verbracht hatte, es sei denn, der Gottkönig hatte es jemandem verraten. Doch wie wahrscheinlich war es, dass ein so mächtiges Wesen wie er mit den Priestern über intime Einzelheiten sprach?
    Langsam kletterte Siri aus dem Bett, zerrte die Laken herunter, knüllte sie zusammen und warf sie in den großen Kamin. Dann beobachtete sie die Flammen. Sie wusste noch immer nicht, warum der Gottkönig sie allein gelassen hatte. Bis sie den Grund dafür in Erfahrung gebracht hatte, war es sicherlich besser, dass jedermann annahm, die Ehe sei vollzogen worden.
    Nachdem die Laken verbrannt waren, suchte Siri den Raum nach etwas ab, das sie anziehen konnte. Sie fand nichts. Nur in ihr Unterhemd gehüllt, ging sie seufzend zur Tür. Siri zog sie auf und zuckte zusammen. Zwei Dutzend Dienerinnen verschiedenen Alters knieten draußen auf dem Gang.
    Gott der Farben!, dachte sie. Wie lange knien sie schon hier? Plötzlich war sie nicht mehr so sehr entrüstet darüber, dass sie gezwungen war, sich den Launen des Königs zu unterwerfen.
    Die Frauen standen auf, hielten die Köpfe weiterhin geneigt und betraten das Zimmer. Siri wich zurück und bemerkte erstaunt, dass einige der Frauen große Truhen mit sich führten. Sie tragen andere Farben als gestern, dachte Siri. Der Schnitt war der gleiche: Röcke, die wie fließende Hosen wirkten, darüber ärmellose Blusen und kleine Häubchen, unter denen hinten das Haar hervorquoll. Statt blau und silbern war die Kleidung nun gelb und kupferfarben.
    Die Frauen öffneten die Truhen und entnahmen ihnen etliche Kleidungsstücke. Alle waren leuchtend hell gefärbt, und ein jedes besaß einen anderen Schnitt. Die Frauen breiteten sie auf dem Boden vor Siri aus, hockten sich auf die Knie und warteten.
    Siri zögerte. Sie war als Tochter eines Königs aufgewachsen, und daher hatte es ihr nie an etwas gemangelt. Doch das Leben in Idris war asketisch gewesen. Sie hatte fünf Kleider besessen, was schon beinahe eine übertriebene Anzahl gewesen war. Eines davon war weiß gewesen, die anderen vier hellblau.
    Die vielen Farben und Schnitte überwältigten sie. Sie versuchte sich vorzustellen, wie jedes einzelne Kleidungsstück an ihr aussehen würde. Viele waren gefährlich tief ausgeschnitten, tiefer noch als die Blusen der Dienerinnen– und diese waren bereits für idrische Verhältnisse skandalös zu nennen.
    Schließlich deutete Siri zögernd auf eines der Kleider. Es bestand aus zwei Teilen, einem roten Rock und einer dazu passenden Bluse. Als Siri darauf zeigte, erhoben sich die Dienerinnen. Einige entfernten die verschmähten Stücke, andere traten an Siri heran und zogen ihr vorsichtig das Unterhemd aus.
    Nach wenigen Minuten war Siri angekleidet. Verlegen musste sie feststellen, dass alles zwar hervorragend passte, die Bluse aber ihren Bauch freiließ. Wenigstens war sie nicht so tief ausgeschnitten wie die anderen, und der Rock ging ihr bis zu den Waden. Das seidenartige rote Material war viel leichter als das dicke Leinen und die Wolle, an die sie gewöhnt war. Der Rock raschelte und flatterte, wenn sie sich bewegte, und Siri war sich nicht ganz sicher, ob er nicht doch durchsichtig war. Sie fühlte sich in ihm beinahe genauso nackt wie während der

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