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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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das gelbe Zimmer, in dem sie bereits am vergangenen Tag gewesen war. Der Stuhl und die Bank, die sie benutzt hatte, waren entfernt und durch eine Reihe gelber Sofas ersetzt worden. Siri hob eine Braue und ging dann in den angrenzenden Raum mit den Badezubern.
    Die Zuber waren verschwunden. Siri erstarrte. Der Raum war genauso, wie sie ihn in Erinnerung hatte, und wies dieselbe rote Farbe auf. Aber die erhöhten Plattformen mit den darin eingelassenen Zubern waren nicht mehr da. Offenbar war das alles nur für ihr Bad herbeigebracht und dann wieder entfernt worden.
    Sie können wirklich jeden Raum umgestalten, dachte sie verblüfft. Sie müssen Kammern voller Möbel, Zuber und Wandbehänge haben, alles in unterschiedlichen Farben, wie es den Launen der Götter entspricht.
    Neugierig verließ sie das zuberlose Zimmer und schlug wahllos irgendeine Richtung ein. Einige Zimmer waren größer als andere. Manche hatten Fenster nach draußen, während sich andere in der Mitte des Palastes befanden. Jedes besaß eine andere Farbe, und doch war es schwer, sie voneinander zu unterscheiden. Es war eine endlose Reihe von Zimmern, deren Ausschmückungen jeweils einem bestimmten Farbschema folgten. Bald hatte Siri sich hoffnungslos verirrt, aber das war ihr gleichgültig. Jeder Raum war in gewisser Weise genauso wie der vorangegangene.
    Sie wandte sich an ihre Dienerinnen. » Ich hätte gern ein Frühstück.«
    Sie bekam es schneller, als sie es für möglich gehalten hätte. Einige der Frauen huschten davon und kehrten mit einem grünen Polsterstuhl zurück, der zu dem Raum passte, in dem sich Siri gerade befand. Sie setzte sich und wartete, während ein Tisch, Stühle und schließlich das Essen wie aus dem Nichts hervorgezaubert wurden. In weniger als fünfzehn Minuten stand ein dampfendes Mahl vor ihr.
    Zögernd nahm sie die Gabel und kostete einen Bissen. Erst in diesem Augenblick erkannte sie, wie hungrig sie war. Die Mahlzeit bestand hauptsächlich aus Würsten und Gemüse. Der Geschmack war viel stärker, als sie es gewohnt war. Doch je mehr sie von den würzigen Hallandren-Speisen aß, desto besser schmeckten sie ihr.
    Ob hungrig oder nicht, es war seltsam, in völligem Schweigen zu essen. Siri war daran gewöhnt, in der Küche mit den Bediensteten oder am Tisch mit ihrem Vater, dessen Generälen und all jenen Besuchern und Mönchen zu essen, die er abends an seine Tafel einlud. Nie war es ruhig gewesen, aber hier in Hallandren– dem Land der Farben, der Klänge und des Prunks– musste sie allein und schweigend in einem Zimmer speisen, das ihr trotz seiner leuchtenden Farben matt erschien.
    Ihre Dienerinnen beobachteten sie. Keine von ihnen sagte etwas. Ihr Schweigen sollte wohl respektvoll wirken, aber Siri empfand es als einschüchternd. Mehrfach versuchte sie, die Frauen anzusprechen, aber sie erhielt immer nur sehr knappe Antworten.
    Sie kaute auf einer gewürzten Kaper herum. Wird mein Leben von jetzt an immer so sein?, fragte sie sich. Eine Nacht, in der mich mein Gemahl halb benutzt und halb missachtet, und ein Tag, an dem ich von vielen Menschen umgeben und doch allein bin?
    Sie erzitterte, und ihr Appetit schwand. Sie legte die Gabel hin; allmählich wurde das Essen auf dem Tisch vor ihr kalt. Sie starrte es an, und ein Teil von ihr wünschte, sie wäre einfach in dem bequemen, übergroßen schwarzen Bett geblieben.

Kapitel 9
    V ivenna– die Erstgeborene Dedelins, des Königs von Idris– sah sich die große Stadt T’Telir an. Dies war der hässlichste Ort, den sie je gesehen hatte.
    Die Menschen rempelten sich auf den Straßen den Weg frei. Sie waren schamlos in grelle Farben gekleidet, schrien sich an, unterhielten sich lautstark, eilten umher, stanken, husteten, stießen gegeneinander. Vivenna hatte ihr Haar grau gemacht und zog den Schal, den sie darum geschlungen hatte, enger zusammen, um das Bild einer älteren Frau aufrechtzuerhalten. Sie hatte befürchtet, sie könnte auffallen. Doch darum hätte sie sich keine Sorgen machen müssen. Wer würde in diesem Trubel je auffallen?
    Dennoch war es gut, ein wenig für die eigene Sicherheit zu sorgen. Schließlich war sie nicht hergekommen– sie war erst vor wenigen Stunden in T’Telir eingetroffen–, um entführt zu werden, sondern um ihre Schwester zu retten.
    Es war ein kühner Plan. Vivenna konnte kaum glauben, dass sie ihn selbst entwickelt hatte. Doch von allem, was ihre Lehrer ihr beigebracht hatten, war ihr eines besonders im Gedächtnis geblieben:

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