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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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immer von dem brennenden T’Telir? Nicht von irgendeiner fernen Stadt, sondern von seiner eigenen Heimat?
    Das bedeutet gar nichts, sagte er sich. Es ist nur ein Ausdruck meiner eigenen Sorgen.
    » Das nächste Bittgesuch, Euer Gnaden«, flüsterte Llarimar ihm von der Seite zu.
    Lichtsang seufzte und öffnete die Augen. Beide Seiten des Raumes waren von Priestern gesäumt, die ihre üblichen Hauben und Roben trugen. Wieso hatte er so viele Priester? Brauchte irgendein Gott so viel Aufmerksamkeit?
    Er sah eine Menschenschlange, die sich bis auf den Rasen erstreckte. Es war ein trauriger, verlorener Haufen, einige husteten wegen der einen oder anderen Krankheit. So viele, dachte er, als eine Frau in den Raum geführt wurde. Schon seit über einer Stunde hörte er sich die Gesuche an. Ich hätte es vorhersehen können. Die letzte Anhörung ist schon fast eine Woche her.
    » Huscher«, sagte er und wandte sich an seinen Priester. » Sag den Wartenden, sie sollen sich ins Gras setzen. Es gibt keinen Grund, warum sie alle herumstehen müssen. Es könnte noch einige Zeit dauern.«
    Llarimar zögerte. Es war natürlich ein Zeichen der Ehrerbietung, stehen zu bleiben. Aber er nickte, winkte einen Unterpriester herbei und teilte ihm den Befehl mit.
    Eine so große Menge, und alle wollen mich sehen, dachte Lichtsang. Was ist wohl nötig, um die Leute zu überzeugen, dass ich nutzlos bin? Was wäre nötig, damit sie nicht mehr herkamen? Nach fünf Jahren voller Bittgesuche war er sich nicht mehr sicher, ob er noch einmal fünf Jahre ertragen würde.
    Die nächste Bittstellerin näherte sich dem Thron. Sie trug ein Kind in den Armen.
    Nicht auch noch ein Kind …, dachte Lichtsang und krümmte sich innerlich.
    » Großartiger«, sagte die Frau und kniete sich auf den Teppich. » Herr der Tapferkeit.«
    Lichtsang sagte nichts.
    » Das ist mein Kind Halan«, sagte die Frau und streckte das Baby vor. Als es nahe genug an Lichtsangs Aura herankam, brach das Laken, in welches das Kind gewickelt war, in ein grellblaues Licht aus, das zweieinhalb Stufen von der vollkommenen Reinheit entfernt war. Er sah deutlich, dass das Kind unter einer schrecklichen Krankheit litt. Es hatte viel Gewicht verloren, und seine Haut war verschrumpelt. Der Atem des Kindes war so schwach, dass er wie der einer Kerze flackerte, deren Docht beinahe aufgezehrt war. Es würde noch vor Ende des Tages sterben. Vielleicht sogar schon in der nächsten Stunde.
    » Die Heiler sagen, er hat das Totenfieber«, meinte die Frau. » Ich weiß, dass er sterben wird.« Das Kind machte ein schreckliches Geräusch– es war eine Art Husten und gleichzeitig so etwas wie ein erstickter Schrei.
    » Bitte, Großartiger«, sagte die Frau. Sie schniefte und neigte den Kopf. » O bitte. Er war tapfer, wie Ihr. Mein Hauch soll Euch gehören. Der Hauch meiner ganzen Familie soll zu Eurem werden. Dienst für hundert Jahre. Bitte, bitte heilt ihn.«
    Lichtsang schloss die Augen.
    » Bitte«, flüsterte die Frau.
    » Ich kann es nicht«, sagte Lichtsang.
    Schweigen.
    » Ich kann es nicht«, wiederholte Lichtsang.
    » Danke, Herr«, flüsterte die Frau schließlich.
    Lichtsang öffnete die Augen wieder und sah zu, wie die still weinende Frau weggeführt wurde, während sie das Baby gegen ihre Brust drückte. Die wartenden Menschen beobachteten sie und wirkten elend und hoffnungsvoll zugleich. Eine weitere Bitte war abgewiesen worden. Das bedeutete, dass ihre eigene Aussicht besser geworden war.
    Die Aussicht darauf, dass Lichtsang sich töten würde.
    Plötzlich stand Lichtsang auf, riss sich die Kappe vom Kopf und warf sie beiseite. Er eilte davon und öffnete eine Tür im hinteren Teil des Raumes. Sie knallte gegen die Wand, während er hindurchstürmte.
    Diener und Priester folgten ihm sofort. Er drehte sich zu ihnen um. » Geht!«, rief er und winkte sie fort. Viele wirkten überrascht; eine solches Ungestüm waren sie von ihrem Meister nicht gewohnt.
    » Lasst mich allein!«, brüllte er und ragte hoch über ihnen auf. Als Reaktion auf seinen Gefühlsausbruch leuchteten die Farben im Raum heller. Die Diener wichen verwirrt zurück, taumelten zurück in die Halle der Bittgesuche und schlossen die Tür hinter sich.
    Lichtsang stand allein da. Er legte die eine Hand gegen die Mauer, atmete ein und aus und griff sich mit der anderen Hand an die Stirn. Warum schwitzte er so? Er hatte sich schon Tausende Bittgesuche angehört, und viele waren schlimmer als das gewesen, das vorhin an ihn

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