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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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falls der König Euch um gewisse Dinge bittet. Ah, jetzt ist die Zeit gekommen. Genießt den Abend, Gefäß.«
    Mit diesen Worten drückte er gegen die Tür, legte Siri eine Hand auf die Schulter und geleitete sie in das Zimmer. Im letzten Augenblick flüsterte er ihr ins Ohr: » Passt auf Euch auf, mein Kind. Nicht alles hier im Palast ist so, wie es scheint.«
    Sie runzelte die Stirn, aber Blaufinger setzte ein falsches Lächeln auf und schloss die Tür von außen.
    Was in Austres Namen sollte das denn bedeuten?, dachte sie und starrte die Tür vermutlich zu lange an. Schließlich drehte sie sich seufzend um. Das übliche Feuer knisterte im Kamin, aber es war kleiner als in den vorangegangenen Nächten.
    Er war da. Sie brauchte ihn nicht erst anzusehen, um es zu wissen. Als sich ihre Augen besser an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie, dass die Farben des Feuers– Blau, Orange, sogar Schwarz– viel zu stark und viel zu leuchtend waren. Ihr Hausmantel aus schimmerndem goldenem Satin schien in seiner eigenen Farbe zu brennen. Alles Weiße–die Spitze an ihren Gewand zum Beispiel– strahlte einen ganzen Regenbogen von Farben ab, als würde es durch ein Prisma gesehen. Sie sehnte sich nach einem hell erleuchteten Raum, wo sie die volle Schönheit des Biochromas beobachten konnte.
    Aber das war natürlich nicht richtig. Der Hauch des Gottkönigs war eine Perversion. Er nährte sich von den Seelen seiner Untertanen, und die Farben, die er hervorrief, waren auf deren Kosten entstanden.
    Zitternd öffnete Siri die Seite ihres Gewandes, und es fiel von ihr ab– die langen Ärmel rutschten herunter, das Leibchen glitt nach vorn, Rock und Gewand raschelten, als sie sich auf dem Boden kräuselten. Sie beendete das Ritual, indem sie die Träger ihres Unterhemdes löste und es auf den Boden neben das Gewand legte. Sie trat von beidem weg und kniete in ihrer gewohnten Stellung nieder.
    Ihr Rücken beschwerte sich, und wehmütig bereitete sie sich auf eine weitere unbequeme Nacht vor. Sie könnten wenigstens dafür sorgen, dass das Feuer groß genug ist, dachte sie. In der Nacht wurde es trotz des tropischen hallandrischen Klimas in diesem großen Steinpalast sehr kalt– besonders wenn man nackt war.
    Konzentriere dich auf Blaufinger, dachte sie und versuchte sich damit abzulenken. Was hat er gemeint? Im Palast ist nicht alles so, wie es scheint?
    Meinte er damit den Gottkönig und seine Macht über ihr Leben? Dieser Macht war sie sich sehr wohl bewusst. Wie konnte Siri sie vergessen, wenn er kaum fünfzehn Fuß von ihr entfernt saß und sie aus den Schatten heraus beobachtete? Nein, darum ging es nicht. Er war der Meinung gewesen, er müsse ihr diese stille Warnung geben, ohne dass andere sie hörten. Passt auf Euch auf …
    Das roch nach Politik. Sie biss die Zähne zusammen. Wenn sie mehr auf ihre Lehrer gehört hätte, könnte sie jetzt vielleicht die tiefere Bedeutung von Blaufingers Warnung erkennen.
    Als ob ich unbedingt noch etwas bräuchte, worüber ich mir Gedanken machen muss, dachte sie. Wenn Blaufinger ihr etwas mitzuteilen hatte, warum sagte er es dann nicht offen heraus? Während die Minuten vergingen, wälzten sich seine Worte in ihrem Kopf herum wie ein unruhiger Schläfer, aber die Kälte und die unbequeme Lage ließen es nicht zu, dass sie zu einem Ergebnis kam. Und das machte sie nur noch verärgerter.
    Vivenna hätte es herausgefunden. Vermutlich hätte sie instinktiv gewusst, warum der Gottkönig noch nicht mit ihr geschlafen hatte. Es wäre ihr schon in der ersten Nacht klargeworden.
    Aber Siri war unfähig. Angestrengt versuchte sie das zu tun, was Vivenna in dieser Lage tun würde. Sie wollte die beste aller möglichen Gemahlinnen sein und Idris dienen. Sie wollte so sein, wie es jedermann von ihr erwartete.
    Aber sie war es nicht. Sie konnte nicht so weitermachen. Sie fühlte sich im Palast eingesperrt. Es gelang ihr nicht, die Priester zu einer Reaktion zu bewegen, die über ein Augenrollen hinausging. Sie brachte es nicht fertig, den Gottkönig zu verführen und mit ihm ins Bett zu gehen. Überdies war sie vielleicht in höchster Gefahr und kannte nicht einmal den Grund dafür.
    Einfacher ausgedrückt: Sie war vollkommen frustriert.
    Mit schmerzenden Gliedern setzte sich Siri in dem dunklen Raum aufrecht und sah die schattenhafte Gestalt in der Ecke an. » Wollt Ihr bitte etwas tun?«, platzte es aus ihr heraus.
    Schweigen.
    Sie spürte, wie ihr Haar vor Entsetzen eine knochenartige

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