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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie. Das ist auch nicht richtig.
    Sie schaute hinunter auf das Leibchen. Die Ränder des weißen Kleidungsstücks faserten plötzlich aus, das Weiß löste sich in Farben auf. Sie schaute in das starre Gesicht des Gottkönigs.
    Dann biss Siri nervös die Zähne zusammen und machte einen Schritt vor.
    Er spannte sich an. Sie sah es in seinen Augenwinkeln und um seine Lippen herum. Sie trat einen weiteren Schritt vor; das Weiß ihres Hemdchens löste sich in noch stärkere prismatische Farben auf. Der Gottkönig tat nichts. Er sah nur zu, wie sie ihm immer näher kam.
    Sie trat vor ihn. Dann wandte sie sich von ihm ab und kletterte ins Bett. Sie spürte die sanfte Weichheit unter sich, als sie zur Mitte der Matratze kroch. Sie kniete nieder und betrachtete die schwarze Marmorwand mit ihrem Obsidianglanz. Die Priester des Gottkönigs warteten in der Nähe und belauschten aufmerksam das, was sie in Wirklichkeit nichts anging.
    Das wird außerordentlich peinlich, dachte sie und atmete tief ein. Aber sie war gezwungen gewesen, länger als eine Woche nackt vor dem Gottkönig zu knien. War das jetzt tatsächlich die richtige Zeit, verlegen zu werden?
    Sie hüpfte ein wenig auf dem Bett herum, was die Federn zum Quietschen brachte. Dann zuckte sie zusammen und stöhnte.
    Sie hoffte, dass es überzeugend war. Sie wusste nicht, wie es zu klingen hatte. Und wie lange dauerte es für gewöhnlich? Sie versuchte lauter und lauter zu stöhnen und immer heftiger auf und ab zu hüpfen. Nach einer Zeitspanne, die sie für angemessen hielt, hörte sie plötzlich auf, stieß ein letztes, lautes Stöhnen aus und fiel auf das Bett.
    Alles war still. Sie schaute hoch und warf einen Blick auf den Gottkönig. Seine maskenhafte Miene hatte sich ein wenig entspannt, und nun zeigte er einen sehr menschlichen Ausdruck der Verwirrung. Beinahe hätte sie darüber laut gelacht. Sie begegnete seinem Blick und schüttelte den Kopf. Dann legte sie sich mit klopfendem Herzen und schweißnasser Haut auf das Bett und ruhte sich aus.
    Sie war müde von den Ereignissen und Intrigen des Tages, und es dauerte nicht lange, bis sie sich in eine bequemere Lage rollte. Der Gottkönig ließ sie allein. Bei ihrer Annäherung hatte er sich versteift, fast als wäre er besorgt. Als hätte er Angst vor ihr.
    Das war unmöglich. Er war der Gott und König von Hallandren, und sie war bloß ein dummes Mädchen, die in einem zu tiefen Wasser schwamm. Nein, er hatte keine Angst. Dieser Gedanke allein reichte aus, sie zum Lachen zu reizen. Doch sie hielt sich zurück, weil sie die Illusion der lauschenden Priester nicht zerstören wollte. In der luxuriösen Bequemlichkeit des Bettes war sie bald eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen stand Lichtsang nicht auf.
    Seine Diener standen vor den Wänden des Zimmers wie eine Vogelschar, die auf Saatkörner wartete. Als der Mittag heranrückte, regten sie sich allmählich vor Unbehagen und warfen einander ängstliche Blicke zu.
    Er blieb im Bett und starrte die reich verzierte rote Decke an. Einige Diener näherten sich ihm vorsichtig und stellten ein Tablett mit Speisen auf einen kleinen Tisch neben ihm. Lichtsang griff nicht danach.
    Er hatte wieder vom Krieg geträumt.
    Schließlich trat eine Gestalt an sein Bett. Der große, in sein Priestergewand gekleidete Llarimar schaute hinunter auf seinen Gott und zeigte nicht die leiseste Verärgerung, die er nach Lichtsangs Meinung sicherlich verspürte. » Verlasst uns jetzt bitte«, sagte Llarimar zu den Dienern.
    Sie zögerten und wussten nicht, was sie tun sollten. Wann war ein Gott je ohne seine Diener gewesen?
    » Bitte«, beharrte Llarimar, und etwas in seiner Stimme deutete an, dass es keine Bitte, sondern ein Befehl war. Langsam verließen die Diener das Zimmer. Llarimar stellte das Tablett mit den Speisen zur Seite und setzte sich auf den Rand des niedrigen Tisches. Mit nachdenklicher Miene betrachtete er Lichtsang.
    Womit habe ich einen Priester wie ihn verdient?, dachte Lichtsang. Er kannte viele Hohepriester der anderen Zurückgekehrten, und die meisten waren mehr oder weniger unerträglich. Einige waren schnell erzürnt, andere besserwisserisch, und wieder andere waren so überschwänglich ihrem Gott gegenüber, dass es einen regelrecht in den Wahnsinn trieb. Und Treledees, der Hohepriester des Gottkönigs, war so hochnäsig, dass sich ihm sogar Götter unterlegen fühlten.
    » Also, Euer Gnaden«, sagte Llarimar, » wie spät ist es?«
    » Ich bin krank«, erwiderte

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