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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hat… was ich mit seinem Auge sehe… das kann nicht die Zukunft sein, sondern eine andere Gegenwart. Eine Welt neben der unseren. Dort gibt es keinen Dschinnkrieg, weil es keine Dschinne gibt.«
    Khalis nickte aufgeregt. »Und keine Wilde Magie! Überhaupt keine Magie!«
    Sabatea kräuselte die Stirn. »Und das gefällt ausgerechnet dir?«
    Der Magier beachtete sie nicht, starrte nur Tarik an.
    Der verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber was zum Teufel hat das alles mit dem Dritten Wunsch zu tun?«

 
Wilde Magie
 
 
    »Es war vor einigen Jahren«, begann Khalis, »als ich der Lockung der Wünsche verfiel. Al-Mahdi regierte, und anders als sein Vater al-Mansur gab er nichts auf meinen Rat. Bald kam mir zu Ohren, dass er und seine Höflinge eine Intrige gegen mich schmiedeten. Ich sollte vertrieben oder umgebracht werden. Heute weiß ich, was al-Mahdi dazu bewegt hat – ich war schwach geworden, und was ich tat, als ich von der Verschwörung hörte, ist der beste Beweis dafür.« Der Hofmagier wandte ihnen den Rücken zu, als fände er Trost im Glanz der Morgensonne auf Bagdads Kuppeln und Zwiebeltürmen. Ohne Tarik und Sabatea anzusehen, fuhr er fort: »Ich gab den Auftrag, mir einen Ifrit zu fangen, draußen im Dschinnland. Er sollte mir drei Wünsche erfüllen, die mich vor den Verschwörern retten und meine Position bei Hofe sichern sollten.«
    »Ich kenne den Mann, der dir den Ifrit bringen sollte«, sagte Tarik.
    »Du bist ihm begegnet, ich weiß. Almarik hat mir davon berichtet – leider erst, nachdem du ihn niedergeschlagen und seinen Teppich gestohlen hast.« Bittere Heiterkeit klang aus seiner Stimme, aber Khalis wurde sogleich wieder ernst. »Wir brachten den Ifrit dazu, mir die Wünsche zu gewähren. Sie sind einfache, kleingeistige Kreaturen, denen wir Unrecht tun, wenn wir sie Wunschdschinne nennen. Mit den Armeen der Dschinnfürsten haben sie nichts zu schaffen. Sie leiden ebenso unter dem Ausbruch der Wilden Magie wie wir. Die anderen Dschinne dulden sie, und es heißt, viele von ihnen werden wie Vieh gehalten. Sicher ist, dass die Fürsten versucht haben, ihnen die Wunschmacht zu entreißen… Aber dazu komme ich gleich.«
    Eine Patrouille der Falkengarde kreiste in weitem Abstand um den Turm, und Khalis verscheuchte sie mit einem ungeduldigen Wink. Sofort drehten die Teppichreiter bei und verschwanden im Schwarm der übrigen Gardisten.
    »Als Erstes erbat ich mir von dem Ifrit mehr Macht über den Kalifen, größeren Einfluss auf die Entscheidungen, die vom Thron aus getroffen wurden. Der Wunsch wurde mir gewährt, als al-Mahdi schon bald darauf starb und die Herrschaft an seinen Sohn al-Hadi vererbte, zu dessen Nachfolger aber den Lieblingssohn einer seiner Konkubinen ernannte – Harun al-Raschid. Harun war mein Schüler, nicht in magischen Dingen, aber ich unterrichtete ihn im Auftrag seiner Mutter in den alten Sprachen, in Geschichte und Politik. Es war nicht schwer, ihn davon zu überzeugen, al-Hadi, der sich bald als schlechter Regent erwies, zu beseitigen. Al-Hadi wurde nach nur einem Jahr auf dem Thron ermordet und Harun als sein rechtmäßiger Nachfolger zum Kalifen ernannt. Damit war meine Position gefestigt und mein Einfluss größer als jemals zuvor.«
    »Der Ifrit sorgte dafür, das al-Mahdi den Tod fand?«, fragte Tarik. »Ich wusste nicht, dass das in ihrer Macht liegt.«
    Khalis zuckte die Achseln, noch immer ohne sich umzudrehen. »Womöglich war es ein Zufall. Eine Tücke des Schicksals. Wer weiß? Aber mir blieb keine Zeit, meinen Triumph zu genießen, denn noch bevor mein erster Wunsch in Erfüllung ging, führte mein zweiter schon zur Katastrophe.«
    »Atalis«, flüsterte Sabatea.
    »Mein Hass auf al-Mahdi kannte keine Grenzen, und ich war zügellos in meinem Streben nach Möglichkeiten, ihn und alle anderen, die mir im Wege standen, beiseitezufegen… Habt ihr euch je überlegt, was ihr euch wünschen würdet, hättet ihr drei Wünsche offen? Gewiss habt ihr dann darüber nachgedacht, wie einfach es doch wäre, einen der drei darauf zu verwenden, sich noch mehr Wünsche herbeizubefehlen. Jedes Kind kommt auf diese Idee… Aber nun weiß auch jedes Kind, dass ein Ifrit nur die Macht zur Erfüllung dreier Wünsche besitzt, ganz gleich, wie man ihm drohen mag. Also forderte ich als zweiten Wunsch von meinem Gefangenen, mir einen anderen mächtigen Geist zur Seite zu stellen, ein Wesen, das mir jedes Begehren von den Augen ablesen würde.« Er schüttelte langsam den

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