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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hilflos ausgeliefert und wurden in alle Richtungen zersprengt: Hunderte Körper, die durch die Luft geschleudert, zermalmt oder zwischen gegenläufigen Stürmen zermahlen wurden.
    Einige Minuten lang sah es gut aus für die Angreifer. Die Felsen färbten sich rot vom Blut der Besessenen und gelb von den Säften der Rieseninsekten. Die ersten Sturmkönige brüllten freudig in das Tosen ihrer Tornados hinaus, gaben siegessicher Handzeichen, berauschten sich am Gefühl eines schnellen Triumphs.
    Andere wussten es besser. Ahnten, dass es so leicht nicht sein konnte. Hielten Ausschau, während sie kämpften, suchten die Hänge, Gipfel und Felsklüfte ab. Und sie fragten sich, wo jene waren, die sie am meisten fürchteten und die doch nirgends zu sehen waren.
    Die Dschinnfürsten auf ihren schwebenden Thronen. Die Kettenmagier mit ihrer tödlichen Jenseitsmacht.
    Das Warten währte nicht lange.
    Und dann wurde alles anders.
     

     
    Junis lenkte den Teppich über den Bergkamm, eine Hand ins Muster versenkt, in der anderen ein Krummschwert mit bronzenem Knauf.
    Aus sicherer Entfernung sah er, wie die vordere Reihe der Sturmkönige über die Dschinnarmee herfiel, eine unaufhaltsame Walze aus Staub und Steinchen, aus der die riesigen Tornados ragten wie Türme aus einem Sandsturm. Ihnen folgte eine Nachhut aus niedrigeren Windhosen, die größten gerade einmal haushoch. Während die vorderen Sturmgiganten Tod und Zerstörung säten, dabei aber ungelenk und schwerfällig blieben und den Schwarmschrecken leichte Beute boten, waren die kleineren schnell und flink genug, um den Gegenangriffen auszuweichen. Statt Breschen von zehn Metern und mehr in das gegnerische Heer zu schlagen, wie es die Stürme der Vorhut taten, gingen die nachfolgenden Tornados gezielter vor, erfassten mal drei, mal zwei, mal einen Feind, während ihre Reiter die Trichter nicht aus den Blasen im Inneren lenkten, sondern oben auf den Wirbeln standen wie auf Turmplattformen aus rotierender Luft. Sie schwangen Lanzen und Schwerter und töteten zielgenau jene, die dem Angriff der vorderen Reihe entgangen waren.
    Maryam war mitten unter ihnen, aber Junis hatte sie längst aus den Augen verloren. Angestrengt suchte er sie in all dem Chaos und stellte fest, dass es inmitten der tosenden Stürme, der wogenden Staubwolken und umhergeschleuderten Leiber unmöglich war, sie von den anderen vermummten Tornadoreitern zu unterscheiden.
    Er machte sich bereit, den kleineren Stürmen in die Schlacht zu folgen, außerhalb der Reichweite der tobenden Titanen, als sein Blick auf den gegenüberliegenden Bergkamm fiel. Auf den einzelnen Punkt, der plötzlich darüber schwebte. Dann auf die weiteren, die sich nach und nach dazugesellten.
    Vier Kettenmagier waren über der Felskante aufgetaucht, begleitet von einer waffenstarrenden Heerschar Dschinnkrieger. Jeweils vier Dschinne hielten einen der Magier an seinen Ketten fest, hoch über ihren Köpfen, und jede dieser Quadrigen wurde von einem Pulk Kämpfer bewacht. Die Magier bezogen nebeneinander Stellung, zehn Meter oberhalb ihrer Leibgarden, die ihrerseits einige Mannslängen über dem Bergkamm schwebten.
    Ein Wirbelsturm näherte sich Junis’ Teppich und schraubte sich auf seine Augenhöhe herab. Darauf stand Jibril, wie immer in Hose und Weste gekleidet, die Arme vor der schmalen Brust verschränkt. Schweißperlen glitzerten auf dem haarlosen Schädel des Jungen.
    »Da sind sie also«, stellte er fest, während der Wirbelsturm unter ihm säuselte. »Nur vier. Es hätte schlimmer kommen können.«
    »Vier sind schlimm genug.« Junis kniff die Augen zusammen, um die Gestalten am Ende der Ketten zu mustern. Aber er sah nur ihre Silhouetten, viel zu klein, um sie unterscheiden zu können. Ob sich die Magierin darunter befand, der er schon einmal begegnet war, konnte er nicht erkennen; er hatte dennoch kaum Zweifel daran.
    »Das dürfte etwa die Hälfte von denen sein, die noch am Leben sind«, sagte Jibril. »Es mag noch vier, fünf weitere geben, nicht mehr. Und wenn sie vier von ihnen einsetzen, um diesen Heerzug zu begleiten, dann bedeutet das wahrscheinlich, dass es nur eine, höchstens zwei weitere Armeen gibt, die sich Bagdad aus anderen Richtungen nähern. Von Süden und aus dem Westen, nehme ich an.«
    Junis dachte, dass drei Heere wie das dort unten ausreichen mussten, um die ganze bekannte Welt zu erobern. Aber er war kein Heerführer, hatte keine Ahnung von Kriegsstrategie und Truppenbewegung, und was ihn ohnehin

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