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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Du magst die anderen wie Schachfiguren bewegen, aber mich nicht.«
    »Wenn die Kettenmagier in die Schlacht eingreifen, wird sie sehr schnell beendet sein. Für uns alle.«
    Es fiel Junis immer schwerer, hier oben auszuharren, während Maryam und die anderen dort unten kämpften. Er war nie ein Krieger gewesen, ganz sicher kein Idealist, aber mit anzusehen, wie im Tal ein Sturmtrichter nach dem anderen in sich zusammenfiel, brachte sein Blut zum Kochen.
    Jibril streckte ihm die offene Hand entgegen. Darauf lagen ein halbes Dutzend milchiger Perlen, jede so groß wie ein Pfirsichkern.
    »Was ist das?«
    »Etwas, das sie eine Weile lang beschäftigen wird, wenn es uns gelingt, es mitten unter sie zu werfen. Ein Wirbelsturm kann nicht über ihre Köpfe gelangen, ohne den Pulk am Boden in alle Richtungen zu zerstreuen. Das kann nur ein fliegender Teppich.«
    Das Muster zog sich aufgeregt um Junis’ Finger zusammen. Es konnte die Worte des Jungen nicht verstanden haben, aber es spürte den Ansturm von Gefühlen, die in seinem Reiter tobten. Das Knüpfwerk war bereit für eine neue Aufgabe, brannte darauf, nach all den Jahren, die es im Wüstensand begraben gewesen war. Wie ein übermütiges Pferd, das zu lange im Stall gestanden hatte.
    Zögernd streckte Junis die Hand nach den sechs Perlen aus. »Du hast gewusst, dass du mich brauchen würdest, wenn es so weit ist.«
    Jibril schüttelte den Kopf. »Ich habe gehofft, es würde nicht dazu kommen. Wären die Magier und Fürsten dort unten im Gewimmel der Schlacht, dann würden die Stürme und der Staub sie ebenso behindern wie alle anderen. Inmitten dieses Chaos hätten wir uns ihnen stellen können, einem nach dem anderen.«
    Junis verzog verächtlich den Mund. »Du hast das geplant, von Anfang an. Darum hast du das mit Maryam eingefädelt. Damit ich bei euch bleibe. «
    Der weißhäutige Junge hielt seinem vorwurfsvollen Blick stand. »Du musst dich beeilen, Junis. Unsere Leute sterben dort unten, wenn die Magier ihre Beschwörung vollenden.«
    Widerstrebend sah Junis zu den Kettenmagiern hinüber. Alle vier hatten die Arme erhoben. Die Entfernung war zu groß, um Einzelheiten zu erkennen, aber er meinte ein Knistern in der Luft zu spüren, als senke sich ein Gewitter auf sie alle herab. Nur dass der Himmel oberhalb der Staubmassen klar und strahlend blau war.
    Der Teppich erbebte unter ihm vor Aufregung. Die Stränge des Musters wimmelten um seine Finger, lockten und zwickten ihn, damit er endlich das Signal zum Aufbruch gab. Junis schenkte Jibril einen letzten misstrauischen Blick, dann jagte er los.
    Dort drüben waren zu viele Dschinne, als dass er sie alle hätte ausmanövrieren können. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Mit einem Kommando ins Muster ließ er den Teppich steil ansteigen, während er zugleich in gerader Linie auf die Dschinnfürsten und Magier zuhielt.
    Hundertfünfzig Meter über dem Boden drohten Teppiche genau wie Dschinne die Kontrolle über ihre Flugkraft zu verlieren. In Samarkand hatte er manches Mal trudelnde, abstürzende Teppiche beobachtet, die sich zu weit hinaufgewagt hatten. Auch er selbst hatte es dann und wann ausprobiert, um die unsichtbare Grenze besser einschätzen zu können; jedes Mal hatte er einsehen müssen, dass nur Vögel und Elfenbeinpferde sie durchstoßen konnten. Mehr als einmal war er nur um Haaresbreite einem Absturz entgangen.
    Ungeachtet dessen ließ er den Teppich jetzt weiter ansteigen. Seine linke Hand steckte tief im Muster, an jenem Ort, den nur Teppichreiter ertasten konnten. Seine Fingerspitzen riefen die Stränge zur Vorsicht, bildeten Schlaufen, pressten Fäden aneinander, sandten Gedankenbefehle, die der Teppich augenblicklich befolgte.
    Er beugte sich leicht zur Seite, um einen Blick über den Rand in die Tiefe zu werfen. Wenn er bis zum höchstmöglichen Punkt aufsteigen wollte, dann musste er penibel auf die Höhenunterschiede des Erdbodens achten. Die größten Wirbelstürme endeten auf halber Strecke zwischen ihm und dem Fels, ihre Trichter strudelnde Schlünde, zwanzig Schritt im Durchmesser. In ihrem Zentrum sah er die dunklen Umrisse ihrer Reiter, undeutliche Punkte in all dem Tosen und Sausen. Der Staub wurde jetzt Dutzende Meter aufgewirbelt, und es war unmöglich, das Auf und Ab des Bodens von hier oben abzuschätzen. Notgedrungen ging er etwas tiefer, um kein Risiko einzugehen. Als er wieder aufschaute, dem gegenüberliegenden Hang entgegen, hatten ihn die Leibgarden der

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