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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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viel mehr interessierte, war die Frage, wie sie mit diesen vier dort drüben fertig werden konnten.
    Er blickte Jibril von der Seite an. »Kannst du sie töten?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht einen von ihnen, oder auch zwei. Nicht alle zugleich.«
    »Dann fängt es jetzt an, schwierig zu werden.«
    Jibril nickte. »Das ist noch nicht alles. Sieh nur.«
    Junis folgte seinem Blick zurück zu den Kettenmagiern auf der anderen Seite des Tals. Unter ihnen strömten immer noch weitere Dschinne zusammen, ein Brodeln purpurner Leiber am Rand des Steilhangs. Einzelne waren inmitten dieser Masse kaum noch auszumachen, und von jenseits der Kuppe quollen weitere Wogen heran.
    Sie waren nur ein Vorgeschmack auf das, was ihnen über den Bergkamm folgte.
    »Allah!«, entfuhr es Junis, der zuletzt als kleiner Junge gebetet und im Koran gelesen hatte. »Sind das -«
    »Ja«, sagte Jibril mit so sorgenvoller Miene, dass sein Kindsgesicht sich für einen Augenblick in die Züge eines sehr viel älteren Mannes verwandelte. »Das sind die Dschinnfürsten.«
    Drei schwebende Throne tauchten hinter der Felskuppe und dem Gewimmel der Dschinnkrieger auf. Gewaltige, reich verzierte Sitze mit hohen Lehnen, die aus der Ferne aussahen, als wären sie aus verästelten Zweigen geflochten. Aber aus Erzählungen wusste Junis es besser. Die Dschinnfürsten saßen auf fliegenden Thronen aus Knochen, umwickelt mit Eisenketten, gestützt von verzahntem Stahl, ummantelt mit Menschenhaut.
    »Immerhin legen sie Wert auf Bequemlichkeit«, sagte Junis.
    Jibril verzog keine Miene. Seine Augenlider flatterten, als er sich auf den gegenüberliegenden Bergkamm konzentrierte und seine Gedankenfühler nach dem Feind ausstreckte. Seine Lippen bewegten sich, flüsterten etwas. Einzelne Wörter. Namen.
    »Karybtis. Manotis. Und der dritte ist Lytratis.« Ein Unterton von Sorge schwang darin mit, der Junis zutiefst entsetzte. Bislang hatte er geglaubt, dass Jibril durch nichts aus der Ruhe zu bringen sei.
    »Du bist ihnen schon einmal begegnet?«
    »Nein. Aber ich habe sie in den Gedanken der Dschinne gesehen, die wir gefangen haben. Ich habe gesehen, zu was sie fähig sind.«
    Junis blickte von den fliegenden Thronen und Kettenmagiern an dem kahlen Felshang hinab in die Tiefe. Unten im Tal sowie in den beiden angrenzenden Klüften im Westen und Osten war die Schlacht zwischen Sturmkönigen, Dschinnen und Sklavenhorden in Wolken aus Staub versunken. Wie Strudel in grauen Stromschnellen pflügten die Wirbelstürme durch das Chaos, schleuderten Feinde in alle Richtungen, schmetterten Menschensklaven gegen die Felsen, knackten die Chitinpanzer der Schwarmschrecken wie Nussschalen. Sandfalter wirbelten mit ihren haushohen Schmetterlingsflügeln Wogen aus Staub auf und spien Fontänen aus ätzenden Giften in die Sturmtrichter der Rebellen. Wo die tödlichen Säfte ihr Ziel fanden, färbten sich die Windstrudel schlagartig rot und fielen rasch in sich zusammen.
    »Ich gehe jetzt da runter«, sagte Junis. Ungeachtet der feindlichen Heerführer, ertrug er die Ungewissheit nicht mehr. Er musste wissen, wie es um Maryam stand. Sie hätte jede der Gestalten in den Herzen der Stürme sein können und ebenso jede der Leichen, die zwischen Dschinnkadavern und toten Besessenen den Talgrund bedeckten.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Jibril. Zu Junis’ Schrecken schien es einen Moment lang, als schwankte er kaum merklich dort oben auf seinem Windwirbel.
    »Maryam braucht -«
    »Sie kann auf sich selbst aufpassen«, unterbrach ihn der Junge.
    Grimmig starrte Junis ihn an. »Sie ist dir völlig egal, nicht wahr? Sie alle sind dir egal.« Plötzlich schrie er, ohne es im ersten Moment selbst zu bemerken. »Was willst du, Jibril? Warum hilfst du uns? Auf was hast du es wirklich abgesehen?«
    Der weißhäutige Junge hob nicht einmal die Stimme. »Und du?«, fragte er. »Seit letzter Nacht hast du doch, was du wolltest.«
    Junis traute seinen Ohren nicht. »Wenn du wirklich glauben würdest, dass das alles wäre, dann hättest du mir nicht von der Spaltung und vom Dritten Wunsch erzählt.«
    Jibril lächelte, ohne ihn anzusehen. Sein Blick blieb auf die Dschinnfürsten und Kettenmagier gerichtet. »Indem ich dir davon erzählt habe, habe ich dafür gesorgt, dass du mit Maryam allein sein kannst, ohne dass ihr euch gegenseitig an die Kehle geht.«
    Junis’ Wangenmuskeln mahlten vor Wut. »Ich weiß nicht, was du bist und welche Rolle du wirklich in all dem hier spielst, Jibril.

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