Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
Vorkosterin!«
Tarik nickte.
»Beim Blütenatem des Propheten! Du musst wahrhaftig den Verstand verloren haben!«
»Kahraman hat sie dem Kalifen zum Geschenk gemacht. Ich hab sie hergebracht, ohne zu wissen, wer sie wirklich ist. Mein Bruder, Junis… erinnerst du dich an ihn?«
»Er ist nie mit euch hier gewesen. Aber dein Vater und ich haben uns mörderisch besoffen, als er geboren wurde.«
»Wir haben ihn draußen im Dschinnland verloren.«
»Dann ist er jetzt bei Allah und genießt die Freuden seines Gartens.«
»Das bezweifle ich. Die Sturmkönige haben ihn zusammen mit anderen Gefangenen aus den Sklavenpferchen der Dschinne befreit. Wahrscheinlich ist er noch bei ihnen.«
Kabir führte einen Zeigefinger an die Lippen. »Sprich in dieser Stadt nicht zu laut von den Sturmkönigen! Sie mögen gegen die Dschinne kämpfen, aber davor waren sie erbitterte Feinde der Kalifen. Sie waren damals Rebellen und sind es auch heute noch. Sie sind nach wie vor Geächtete.«
»Ich habe gesehen, wie sie kämpfen. Sie reiten auf Wirbelstürmen wie wir auf Teppichen.«
»Man hört so allerlei… Vielleicht ist dein Bruder wirklich noch am Leben. Vorausgesetzt, er macht ihnen keinen Ärger.«
Tarik lächelte gequält. Jahrelang waren sein jüngerer Bruder und er sich aus dem Weg gegangen. Zorn und Verbitterung hatten sie nach Maryams Verschwinden auseinandergetrieben. Erst auf dem Weg durchs Dschinnland waren sie einander wieder nähergekommen. Erstaunlich genug, dass sie das ausgerechnet Sabatea zu verdanken hatten.
»Junis muss wohl oder übel eine Weile lang allein auf sich Acht geben.« Es war das erste Mal, dass er seine Entscheidung laut aussprach, und er fühlte sich schuldig dabei. Bis zu dem Tag, an dem er erfahren hatte, dass er Maryam lebend in der Gewalt des Narbennarren zurückgelassen hatte, war ihm nicht einmal bewusst gewesen, dass er überhaupt zu einem schlechten Gewissen fähig war. Er hatte eine Menge Erfahrung darin, seine Skrupel zu ignorieren, wenn es die Lage erforderte.
»Das Mädchen, also«, sagte Kabir. »Verstehe.« Der Knüpfer grinste wieder und sah dabei aus wie die kleinen faltigen Äffchen, die sich fliegende Händler an ihre Karren banden, um Käufer vor ihre Auslagen zu locken.
»Ich werde sie da rausholen«, sagte Tarik. »Irgendwie.«
Der Alte hob abwehrend beide Hände. »Schau mich nicht an, als könnte ich dir dabei eine Hilfe sein.«
Tarik senkte die Stimme. »Ich bringe dich schon in zu große Gefahr, indem ich mich hier verstecke. Wie könnte ich da hoffen, dass du -«
»Oh, hör schon auf!« Kabir hob beschwörend die Hände. »Was zum Teufel willst du?«
»Einen Teppich.« Tarik lächelte grimmig. »Einen von deinen Teppichen, Kabir, nicht dieses Ding, auf dem ich hergekommen bin. Einen einfachen, schnellen, altmodischen Teppich, wie nur du einen zustande bringst.«
Die Mundwinkel des Alten wanderten bis zu den Ohren und entblößten mehrere Zahnlücken. »Das sollte sich machen lassen. Ein paar habe ich eingelagert, für schlechte Zeiten. Sind vermutlich ein wenig eingestaubt, aber mit ein paar Beschwörungen bekomme ich das schon wieder hin. Gib mir ein paar Tage, um einen für dich fertig zu machen.« Argwöhnisch hob er eine Augenbraue, als er Tarik ansah, dass das noch nicht alles war. »Was willst du noch? Geld hab ich keins. Und bevor du auf dumme Ideen kommst: Ich werd ganz sicher nicht mit dir gehen. Wenn du deinen Hintern in ein Schlangennest setzen willst, bitte schön, ist ja deiner. Meiner ist runzelig und schlaff, aber ein Weilchen werde ich ihn noch brauchen.«
»Nur eine Auskunft. «
Kabir machte keinen Hehl aus seinem Misstrauen. »Wenn dein Vater – und Allah schenke ihm Kraft für die paradiesischen Jungfrauen! –, wenn er einen Satz mit nur begonnen hat, dann endete es meist damit, dass er mich übers Ohr hauen wollte.«
»Hast du je von etwas gehört, das sich der Dritte Wunsch nennt?«
»Klingt nach irgendwelchem Ifritunsinn.«
Tarik schüttelte den Kopf. Kurz erwog er, Kabir die ganze Geschichte zu erzählen, vom Dschinnfürsten Amaryllis und dessen bohrenden Fragen nach dem Dritten Wunsch. »Ich habe im Dschinnland davon gehört«, sagte er stattdessen. Er wollte den Knüpfer nicht tiefer als nötig in die Sache hineinziehen. »Nicht von irgendeinem dritten Wunsch, sondern dem Dritten Wunsch. Du hast keine Ahnung, was damit gemeint sein könnte, oder?«
Kabir blickte zur Tür, dann zum Fenster, schließlich zu Boden. »Nun«, begann er
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