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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Jamal geerbt hatte und der im Palast zurückgeblieben war, stammte aus Kabirs Werkstatt, ebenso wie die meisten anderen, die er damals von seinen Reisen mit zurück nach Samarkand gebracht hatte. Nicht wenige seiner Widersacher während der verbotenen Rennen waren auf Teppichen geritten, die von den Frauen in Kabirs Manufaktur geknüpft worden waren. Das Drachenhaar wiederum, das der Knüpfer verarbeitete, um seine Teppiche fliegen zu lassen, stammte aus China – und war zuletzt nur noch von Tarik und seinem Vater nach Bagdad geschmuggelt worden. Die chinesischen Drachenhaarhändler bereisten die Seidenstraße bis Samarkand – der Weg aus China dorthin führte durchs Hochgebirge, wo sich die Dschinne nur selten sehen ließen –, doch für den Rest des Weges nach Bagdad, die letzten zweitausend Kilometer, waren sie seit Ausbruch des Dschinnkrieges auf die Dienste der Schmuggler angewiesen gewesen.
    Sechs Jahre lang hatte Tarik den Drachenhaarschmuggel brachliegen lassen. Man sah dem alten Mann an, dass die Geschäfte während dieser Zeit nicht gut gegangen waren. Kabir hätte allen Grund gehabt, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Tarik überlegte kurz, ob er sich eine Entschuldigung abringen sollte, irgendeine Erklärung, die der Knüpfer von ihm erwarten mochte. Dann aber trank er nur den Rest aus der Schüssel und fragte: »Was sind das für Teppiche, auf denen die Garde reitet?«
    Kabir lächelte und deutete auf Almariks Teppich, der aufgerollt neben ihnen am Boden lag. »Den da hast du gestohlen, nehme ich an.«
    Tarik nickte. »Warum verwandeln sie sich?«
    Das schien den Alten außerordentlich heiter zu stimmen. »Sie falten sich.«
    »Nenn es, wie du willst.«
    »Ich wünschte, das wäre meine Idee gewesen. Aber du weißt, wie es ist. Jüngere tauchen auf, mit neuen Einfällen, und eine Weile lang schimpft man dagegen an und zetert, behauptet, sie seien Narren, die das Althergebrachte nicht zu würdigen wüssten, und so weiter und so weiter.« Kabir winkte ab. »Nur dass sie eben doch keine Narren waren. Und irgendwann kommt dann der Tag, an dem man neidisch dabei zuschaut, wie sie Erfolg haben mit ihren verrückten Ideen und man selbst auf dem Althergebrachten sitzen bleibt wie auf faulem Obst.«
    »Woher beziehen sie ihr Drachenhaar?«
    »Nicht aus Samarkand, das steht jedenfalls fest.« Der Vorwurf in diesen Worten war kaum zu überhören, aber Tarik ging nicht darauf ein. »Aus Byzanz, heißt es. Bis vor kurzem herrschte noch reger Handel mit den Byzantinern.«
    »Wie kommen die an Drachenhaar aus China? Auf dem Seeweg?«
    Kabir schüttelte den Kopf. »Die Meere gehören längst den Dschinnen. Aber keiner weiß genau, wie es hoch oben im Norden aussieht. Möglich, dass die Ballen auf weiten Umwegen über Land nach Byzanz gebracht wurden.«
    »Oder es gab noch Vorräte, in Byzanz oder anderswo.«
    »Schon möglich.«
    Tarik sah zum Fenster. Der Vorhang bewegte sich. Ein warmer Windstoß trug die Gerüche der Gasse herein. Kameldung, gekochtes Ziegenfleisch, Schweiß und Fäkalien.
    »Könnte sein, dass die Garde mich sucht.«
    Kabir schien nur mäßig besorgt. »Bei mir?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Der Knüpfer schüttelte seufzend den Kopf. »Was hast du nur angestellt, Junge? Gestern Nacht war einiges los am Himmel über der Stadt. Warst nicht ganz unbeteiligt daran, wie mir scheint.«
    »Jemand, mit dem ich nach Bagdad gekommen bin, wird im Palast festgehalten.«
    Kabir stieß ein herzhaftes Lachen aus. »Und da hast du versucht, dort einzudringen? Bei Allah, Tarik! Wenn du es darauf anlegst, schnell zu sterben, dann warte ab, bis sie eine Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt haben – ich liefere dich gern an den Henker aus und mache noch ein Geschäft dabei. Weiß der Himmel, ich könnte ein paar Dinar gut gebrauchen.« Der Knüpfer ließ sich mit knackenden Gelenken und einem Stöhnen auf ein paar alten Teppichen nieder, ausgeblichen und mit Staub überzogen. Tarik hatte die vergangene Nacht auf einem ähnlichen Stapel verbracht. »Eine Frau, nehme ich an«, sagte der Alte und grinste. »Das Mädchen, von dem du damals immerzu geredet hast?«
    Tarik schüttelte den Kopf und ignorierte den Stich, den ihm die Erinnerung an Maryam versetzte. Damals hätte er nicht für möglich gehalten, jemals eine andere lieben zu können. Vielleicht war es ein Anflug von schlechtem Gewissen, der ihn jetzt davon abhielt, Sabatea beim Namen zu nennen. »Kahramans Vorkosterin«, sagte er stattdessen.
    »Nicht die

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