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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zahlreichen Türen. Hinter jeder erwartete den Besucher eine andere Attraktion, vom einfachen Bad – das manch einem in diesem Viertel gutgetan hätte – bis zu Wasserspielen mit den Sklavinnen.
    Tarik blieb unter einer Arkade stehen, die rund um den Hof verlief. Eine Weile lang beobachtete er die Umrisse im Dampf, sah sie von einem Badesaal zum nächsten wandern, Männer mit Tüchern um den Hüften, die Mädchen in nichts als Schmuck gekleidet, goldene Kettchen um gertenschlanke Taillen und zarte Fesseln. Ein solcher Gegensatz war das zu den verschleierten Frauen auf Bagdads Basaren, ihrem verstohlenen Huschen von Stand zu Stand, dass es wie ein Wunder erschien, dass die Garde diesem Treiben nicht längst ein Ende gesetzt hatte. Doch wie alle Herrscher wusste auch Harun al-Raschid, dass zufriedene Untertanen die besseren Untertanen waren. Im Angesicht der drohenden Belagerung war es wichtig, die Menschen bei Laune zu halten. Der Tag würde kommen, an dem die meisten hier um ihr Leben kämpfen mussten, sei es auf den Mauern und Wällen oder gegeneinander, um Reste von Brot und Früchten und verfaultem Fleisch. Tarik kannte die Geschichten von den Schlachten um Samarkand, und er sah all das hier bereits in einem Fanal aus Verzweiflung und Blut untergehen.
    Wie von selbst wanderte seine Hand zur Augenklappe. Einmal mehr erwog er, das Auge des Narbennarren zu enthüllen. Doch er fürchtete das Sonnenlicht, das durch die Schwaden in den Hof fiel. Zu gut erinnerte er sich an seinen ersten Versuch, mit Amaryllis’ Auge bei Tageslicht zu sehen – der Schmerz hatte ihn beinahe umgebracht. Vielleicht im Inneren der Badesäle oder später, nach Anbruch der Dunkelheit.
    Sein Scheitern in der vergangenen Nacht folgte ihm wie ein Schatten, den er nicht abschütteln konnte. Er fühlte sich wie eine Bogensehne, bis zum Zerreißen gespannt. Es fehlte nicht mehr als eine Kleinigkeit, und er würde dieses Gefühl auf die gleiche Weise bekämpfen wie früher, wenn seine Hilflosigkeit und Scham überhandgenommen hatten.
    Ein nackter Mann mit einem Weinkrug in der Hand taumelte auf ihn zu. Tarik hätte nur beiseitetreten müssen. Stattdessen blieb er stehen und ließ ihn näher kommen. Sie stießen mit den Schultern gegeneinander, Wein schwappte aus dem Krug und besudelte seine Kleidung. Der Geruch gab ihm den Rest. Seine Hand schoss vor, packte den Mann an der Kehle und stieß ihn mit dem Rücken gegen eine Mauer. Im dichten Dampf und dem Schatten der Arkaden waren sie ungestört, nur zwei Flecken mehr in all dem weißgrauen Wabern.
    »Es tut mir -«, begann der Betrunkene, aber Tarik ließ ihn nicht ausreden. Er hieb mit der Faust in den Magen des Mannes. Dabei fühlte er sich leer und schal, und dennoch tat es gut. Ein zweites Mal schlug er zu, hielt den Kerl dabei mit der anderen Hand auf den Beinen, jetzt zappelnd wie eine Puppe. Ein dritter Schlag. Der Krug zerbarst am Boden. Ein warnender Ruf ertönte. Irgendwo im Wasserdampf gab es Wachleute. Tarik atmete tief durch, sah den Schmerz im Gesicht des anderen und wartete darauf, dass sein eigener davon betäubt wurde, so wie früher, wie so oft.
    Aber nichts änderte sich. Sein Versagen lag wie ein schlechter Geruch über allem, was er dachte, fühlte und sah, und die Sorge um Sabatea war schlimmer als jede Gewalt, die ihm die Wächter hätten antun können. Er ließ den stöhnenden Mann zu Boden sinken und zog sich zurück in die Schwaden unter den Arkaden.
    Eine Hand berührte seinen Arm. Er fuhr herum, bereit, es noch einmal zu versuchen, einfach zuzuschlagen, die Pein in seinem Inneren zu betäuben, indem er sie an andere weitergab.
    Es war ein Mädchen, fast noch ein Kind. Zu jung für einen Ort wie diesen, höchstens vierzehn. Sie schenkte ihm ein wächsernes Lächeln, das lockend gemeint war und ihm doch nur vor Augen führte, wo er hier gelandet war.
    »Komm«, hauchte sie ihm entgegen, ihre Stimme so leicht wie die Dämpfe, ihre Augen stumpfe Perlen. »Komm mit, hier findest du alles, was du suchst.«
    Er betrachtete sie von oben bis unten, von dem feuchten langen Haar bis zu ihren nackten schmalen Füßen.
    »Wo finde ich den Stummen Kaufmann?«, fragte er.
    Ein milchiges Schimmern der Perlenaugen, ein Angstflirren, das die Lethargie ihres Blickes durchbrach, dann ein rasches Kopfschütteln. Wie ein Geist glitt sie zurück in die Dämpfe, war fort, ehe er nach ihr greifen konnte.
    Er zog sich von dem Durchgang zurück, wieder hinaus auf den Hof, wo die Wärme

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