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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wir.«
    »Wohin?«
    »Nach oben. Ich hab dich den Tag über hier unten versteckt, für den Fall, dass uns jemand gefolgt ist.«
    Tarik bezweifelte, dass der Kalif einen weiteren Gedanken an ihn verschwendet hatte, nachdem die Wachen ihn aus dem Saal geschleift hatten. Dass Almarik dennoch solche Vorsicht walten ließ, mochte zweierlei bedeuten: Entweder hatte der Byzantiner mehr zu verbergen, als er zugeben wollte. Oder aber er maß Tarik größere Bedeutung bei, als der bislang geahnt hatte.
    Tarik trat an Almarik vorüber und verließ die Kammer. Unmittelbar davor führte eine schmale Treppe zu einer offenen Falltür in der Kellerdecke. Aus dem Augenwinkel sah er die Silberschlange voraushuschen, rasend schnell die Stufen hinauf. Ihr Schuppenleib hinterließ verwischte Wellenspuren im Staub.
    Anhängliches kleines Miststück.
    »Geh voraus«, verlangte der Byzantiner, nahm die Fackel aus der Halterung und löschte sie im Wasserkrug am Boden.
    Die Treppe führte aus dem dunklen Keller hinauf ins Erdgeschoss. Almarik ließ hinter ihnen die Brettertür im Boden zufallen und scharrte mit dem Stiefel Stroh darüber. In Anbetracht der teuren Kleidung des Mannes hatte er etwas Aufwendigeres erwartet – nicht diese schäbige Behausung, die vor allem mit gestapelten Kisten und Körben möbliert war. Ein einzelner Tisch, ein dreibeiniger Schemel – und noch mehr Kisten, teilweise mit Gewalt aufgebrochen. Sie waren angefüllt mit gerollten Pergamenten und Papyri.
    »Beeindruckend«, bemerkte Tarik trocken. »Du bist also nichts als ein gemeiner Dieb.«
    Almariks Hand legte sich von hinten auf seine Schulter und drückte mit solcher Gewalt zu, dass Tarik fast in die Knie ging. Der Griff war Vorwurf, Strafe – eine Warnung.
    Tariks Wut brach sich in einem wilden Aufschrei Bahn, er wirbelte herum, tauchte geduckt unter der Pranke des Byzantiners hinweg und rammte ihm kurzerhand den Schädel in den Magen. Almarik stöhnte auf, stolperte nach hinten, hielt sich jedoch auf den Beinen. Das Pochen im Inneren der Gürtelflasche wurde heftiger. Tarik schlug zu, traf mit der Faust eine der Eisenplatten auf Almariks Brust und fluchte lautstark. Dann hatte er auch schon genug damit zu tun, den Gegenangriff des Byzantiners abzuwehren.
    Es war kein Kampf, der ihrer würdig gewesen wäre. Tariks unverhoffte Attacke musste Almarik stärker mitgenommen haben, als es zuerst den Anschein gehabt hatte. Für einen geübten Krieger waren seine Angriffe eine Spur zu ziellos, seine Bewegungen zu unkoordiniert. Wahrscheinlich litt er unter Schmerzen, ganz sicher unter Schwindel. Trotzdem hatte Tarik alle Mühe, seinen Fäusten auszuweichen, während sie sich gegenseitig vor und zurück drängten, einander zwischen die Kisten stießen und sich Prellungen an den harten Kanten holten. Was ein schneller, gezielter Kampf hätte sein sollen, wurde zu einer wüsten Schlägerei.
    Eine einzige Öllampe flackerte an der Wand. Durch die geschlossenen Fensterläden fiel graues Abendlicht, als hätte selbst der Tag Erbarmen mit der dürftigen Darbietung der beiden.
    Tarik war nicht sicher, woher all der Zorn kam, den er jetzt an Almarik ausließ. Früher, in den Tavernen Samarkands, hatte es viele solcher Momente gegeben, hemmungslose Wut auf sich selbst, die ihn zum Streit mit anderen getrieben hatte. Er war ein Trinker gewesen, manchmal ein Schläger. Aber nach allem, was draußen im Dschinnland geschehen war, hatte er geglaubt, dass er diesen Teil seiner selbst in Samarkand zurückgelassen hatte. Umso heftiger erschreckte es ihn, wie schnell er jetzt in alte Gewohnheiten zurückfiel. Und wie armselig und zugleich gut er sich dabei fühlte.
    Almarik bekam ihn am Hals zu fassen und wollte ihn einmal mehr zu Boden schleudern. Tarik hämmerte die Faust gegen das Jochbein seines Gegners, bekam wieder Luft und tastete blindlings nach etwas, mit dem er zuschlagen konnte. Stattdessen schlossen sich seine Finger um die Silberschlange.
    »Schlag ihn tot«, zischelte sie. »Und stiehl seinen Teppich. Das ist guter Rat, der beste.«
    Tarik wusste, dass der Ratschlag einer Silberschlange niemals zum Erfolg führte, aber diesmal dachte er: Seinen Teppich, natürlich. Warum eigentlich nicht?
    Sabatea brauchte seine Hilfe. Es spielte keine Rolle, dass sie ihn belogen und ausgenutzt hatte. An seinen Gefühlen für sie änderte das nichts. Und da waren noch sein Bruder Junis und Maryam, er von den Sturmkönigen verschleppt, sie im Dschinnland verschollen. Tarik brauchte einen

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