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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gehst?«
    »Ja.«
    Sie seufzte leise. »Du hast dir heute eine Menge Freunde gemacht, Junis.«
    »Freunde? Ich dachte -«
    »Genau das ist das Problem mit dir. Statt zu gehorchen, machst du dir eigene Gedanken… Aber wenn du tatsächlich bleibst, kann ich das nicht zulassen. Du wirst lernen müssen, Befehle zu befolgen.«
    »Ich bin kein Soldat. Und ich bin auch nicht hier, um einer zu werden.«
    »Ich weiß. Aber die anderen würden mehr als nur murren, wenn ich dich jetzt fortschickte. Dein Kampf mit der Schwarmschrecke hat dir gehörigen Respekt eingebracht.«
    »Was ist mit den Nomaden?« Er blickte an ihr vorbei zum Rand des Lagers, wo die ehemaligen Gefangenen dicht gedrängt saßen und leise miteinander debattierten. Sie wussten, dass man sie hatte zurücklassen wollen. Verstörte, verschreckte Männer, die eine Menge durchgemacht hatten. Aber sie besaßen genug Stolz, um in Frage zu stellen, ob sie nach alldem noch immer bei den Sturmkönigen bleiben wollten. Die meisten waren jung, nicht älter als Junis, und sie hatten nie etwas anderes gekannt als die Flucht vor den Dschinnen, von einem Versteck ins nächste, nichts als Erniedrigung, Hunger und Hilflosigkeit angesichts eines Feindes, dem sie nichts entgegenzusetzen hatten.
    »Das sind keine schlechten Männer, ich weiß das«, sagte Maryam sanft und überraschte ihn einmal mehr. »Nicht viele Menschen haben im Dschinnland überlebt. Die dort haben wahrscheinlich mehr durchgemacht, als wir beide uns ausmalen können – und ich kenne die Pferche so gut wie du. Das war nicht unser erster Angriff auf eines ihrer Lager. Vor ein paar Jahren haben sie begonnen, Gefangene nicht mehr abzuschlachten, so wie sie es früher getan haben, sondern sie zu Sklaven zu machen. Sklaven, denen sie den freien Willen rauben, um sie in die Schlacht gegen Bagdad und die anderen freien Städte zu jagen. Falls es irgendwo in Arabien noch andere freie Städte gibt.« Sie seufzte leise. »Nicht mal das wissen wir mit Sicherheit.«
    »Wenn Bagdad und Samarkand es geschafft haben – warum dann nicht auch andere?«
    »Weil sie sich Bagdad und Samarkand vielleicht bis zuletzt aufgehoben haben. Ich war in Buchara, vor ein paar Jahren. Du willst nicht wissen, was ich dort gesehen habe. Und anderswo, am Kaspischen Meer… Nichts als Ruinen, wohin man auch geht. Bagdad hat noch lange Handel mit Byzanz getrieben, aber auch die Verbindung dorthin ist abgebrochen. Und keiner weiß, wie es weiter nördlich aussieht. Sind die Dschinne nur dort, wo es Wüsten gibt? Oder hat die Wilde Magie den Norden und Westen mit anderen Kreaturen heimgesucht, Wesen aus den Wäldern oder Gebirgen oder dem Meer? Solange keine Kundschafter von dort zurückkehren, werden wir es nie erfahren.«
    »Ihr habt es versucht?«
    Ein verächtliches Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Zehn, zwanzig Mal.«
    »Und Jibril? Weiß er nicht mehr?«
    »Jibril weiß nicht einmal, wer er ist. Oder woher er kommt.«
    »Aus Bagdad, hat er gesagt.«
    »Dort ist er einmal gewesen, irgendwann. Aber er hat keine Ahnung, wie er dorthin gelangt ist und was vorher war. Behauptet er jedenfalls.«
    Junis hatte hundert Fragen zu Jibril, aber die konnten warten. »Du hast mir noch nicht geantwortet: Was geschieht jetzt mit den Nomaden?«
    »Sechsunddreißig von unseren Leuten sind gestorben, damit diese verlausten, verhungerten Kerle überleben konnten. Besser, wir sorgen schleunigst dafür, dass sie die Aufgaben der Gefallenen übernehmen können.«
    Er unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen.
    »Und was dich angeht«, fuhr sie fort, verstummte aber und sah ihm fest in die Augen. Im Hintergrund rief jemand ihren Namen. »Was dich angeht, so muss ich mich dem Wunsch der anderen beugen. Ich bin vielleicht ihre Anführerin, aber ich bin keine Despotin. Auch wenn du mich wahrscheinlich für eine hältst.«
    Er lächelte. »Heißt das, ich kann bleiben?«
    »Das heißt«, erwiderte sie betont, »dass du dir Mühe geben wirst, dich unterzuordnen. Wenn du noch einmal etwas auf eigene Faust unternimmst, nur ein einziges Mal, war es zugleich auch das letzte Mal.«
    »Das klingt nicht, als müsste ich mir dann noch Sorgen darüber machen, wohin ich von hier aus gehe.«
    »Ungehorsam wird hier draußen nicht nur mit ein paar Stockschlägen bestraft, Junis.«
    Er überlegte noch, ob sie das ernst meinte, als sie sich auch schon umwandte, um zu den Verletzten zurückzugehen. Sie war eine andere geworden – damit musste er sich abfinden, am besten

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