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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Brust.
    Sabatea huschte auf Nachtgesicht zu, der einen besorgten Blick auf ihre Hand warf. Aber sie machte keine Anstalten, ihn damit zu berühren.
    Nicht er war ihr Ziel, sondern der Spalt im Boden.
    »Sabatea!«, rief Tarik. »Bleib hier!«
    Aber sie hörte nicht auf ihn. Nachtgesicht stand zwischen ihr und dem Loch, unsicher, ob er zurückweichen sollte. Immer wieder blickte er von ihr hinüber zu Ifranji. Seine Schwester schien entschlossen, das Messer nun erst recht zu schleudern, falls Sabatea Nachtgesicht zu nahe kam.
    Jamina erwachte aus ihrer Starre und stieß ein hysterisches Kreischen aus. Alle fuhren erschrocken zu ihr herum, sogar Athiir, die hilflos neben der vergifteten Diebin am Boden kniete.
    Sabatea nutzte den Augenblick, sprang an Nachtgesicht vorüber und glitt durch den Spalt in die Tiefe. Tarik ließ beinahe den Pfeil los, als er sie im Boden verschwinden sah. Ob und wann sie dort unten aufkam, konnte er nicht hören, weil Jamina noch immer schrie.
    »Nun hör schon auf!«, schnauzte Ifranji sie an.
    Tarik rannte los. Vorbei an Jamina, in einem Halbkreis um Ifranji und die anderen. Er hechtete über Trümmerstücke und die abgelegten Bündel der Diebinnen, ein huschender Schatten im Flammenzucken des Lagerfeuers.
    »Haltet ihn auf!«, brüllte Ifranji.
    Jamina verstummte schlagartig und sah aus, als erwachte sie aus einem Alptraum.
    »Nein«, sagte Athiir sehr ruhig. »Lasst ihn laufen!«
    Nachtgesicht wirbelte überraschend behände herum, als er Tarik auf sich zukommen sah.
    Ifranji ignorierte Athiirs Anweisung, schleuderte das Messer ungezielt in Tariks Richtung und verfehlte ihn. Beim Ausweichen geriet er ins Stolpern, prallte gegen den verblüfften Nachtgesicht und riss ihn rückwärts mit sich.
    Beide stürzten über die Kante in den schwarzen Spalt.

 
Das uralte Dunkel
 
 
    Tarik landete auf Nachtgesicht. Das hätte dem Aufprall viel von seiner Wucht nehmen müssen, aber sie schlugen dabei so unglücklich mit den Köpfen aneinander, dass beide ächzend liegen blieben.
    Er war zu benommen, um zu begreifen, warum Sabatea mit einem Mal neben ihm stand. »Komm schon! Los!«
    Taumelnd kam er auf die Füße und warf einen Blick auf den riesenhaften Schwarzen, der noch immer auf dem Rücken lag und sich den Schädel hielt.
    »Wir müssen hier weg!« Sabatea kniete am Boden und verrieb Staub und Sand zwischen ihren Händen, um sie zu säubern. Wieder und wieder, wie unter einem Zwang.
    »Was ist mit dem Schnitt?«, fragte er.
    »Nur ein Kratzer.« Ihre Miene aber verriet, dass sie Schmerzen hatte. »Hat schon aufgehört zu bluten.«
    »Ganz sicher?«
    »Ja, verdammt. Die werden gleich hier sein!«
    Er nickte zweifelnd und beugte sich über den Mann am Boden. »Kannst du aufstehen?«
    »Ich bin gelähmt«, klagte Nachtgesicht.
    »Da hörst du’s«, zischte Sabatea. »Für so was haben wir keine Zeit. Die werden sich um ihn kümmern.«
    »Unsinn«, sagte Tarik zu Nachtgesicht. »Ein paar blaue Flecken, das ist alles.«
    Gute zwei Mannslängen über ihnen, jenseits des Spalts, erklangen die Stimmen der Diebinnen. Ifranji brüllte etwas Unverständliches, und erst nach einem Augenblick begriff Tarik, dass es Nachtgesichts afrikanischer Name war. Sie musste jeden Moment an der Kante auftauchen.
    Der Schwarze runzelte im Halblicht, das von oben kam, die Stirn. »Sie lernt es nie«, begann er. »Wenn sie nur einmal -«
    »Nicht jetzt«, unterbrach Tarik ihn. »Komm mit uns!«
    »Mit uns?«, fuhr Sabatea ihn an.
    »Mit euch?«, fragte Nachtgesicht.
    Tarik wirbelte zornig zu Sabatea herum. »Er ist ein Sturmkönig – oder war mal einer. Er kann mir helfen, Junis zu finden.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte widerstrebend. »Gut.«
    »Nein«, widersprach Nachtgesicht, »gar nicht gut. Die Sturmkönige sind -«
    »Nicht jetzt!« Tarik packte ihn am Arm und wollte ihn auf die Füße zerren. Ebenso gut hätte er versuchen können, eines von Bagdads Stadttoren mit bloßen Händen zu verrücken. »Teufel noch mal, du bist schwer!«
    Über ihnen im Turm brüllte Athiir nach einem Seil.
    Das Gesicht des schwarzen Riesen wurde unter seinem Grinsen noch breiter. »Jagen wir ihnen einen Schreck ein.«
    Sabatea verdrehte die Augen.
    Fluchend half Tarik dem schwergewichtigen Afrikaner beim Aufstehen.
    »Dort entlang!« Nachtgesicht zeigte ins Dunkel. Gemeinsam rannten sie los, halb taumelnd, halb humpelnd.
    Sie hatten kaum den fahlen Lichtstreifen unterhalb des Spalts verlassen, als dort eine

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