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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Zöpfe schienen zackiger vom Kopf abzustehen als sonst.
    Eine andere Diebin kam ihr zu Hilfe. »Wie sollten wir denn ahnen, dass ausgerechnet er sich mit der Garde angelegt hat?«
    »Ein Zauberpferd wäre jedenfalls nicht schlecht«, maulte Jamina.
    Sabatea ließ Tariks Hand los und trat einen Schritt nach vorn. »Da ist noch was«, sagte sie und zog sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich. »Dass ich aus dem Palast geflohen bin, wisst ihr. Tarik ist also nicht der Einzige, der von der Garde gesucht wird.«
    Athiir rümpfte die Nase. »Die Garde hat sicher Besseres zu tun, als entflohene Sklavinnen zu jagen. Falls wirklich bald die Dschinne -«
    Sabatea unterbrach sie: »Ihr wisst noch nicht, warum ich geflohen bin.«
    »Was kann eine wie du schon verbrochen haben?«, spottete Ifranji herablassend. »Eine goldene Haarbürste gestohlen?«
    Sabatea starrte sie aus ihren weißen Augen an und verzog keine Miene.
    »Nein«, sagte sie leise. »Ich habe den Kalifen getötet.«

 
Der Weg zurück
 
 
    Das Lagerfeuer knisterte und warf zuckende Schatten auf die Wände der Turmruine. Niemand sagte ein Wort. Sogar Ifranji hatte es die Sprache verschlagen.
    Ein Windstoß fuhr durch das Pfauenfenster, jaulte an den Mauern entlang in die Tiefe und wirbelte am Boden eine Staubwolke auf. Alle kniffen die Augen zusammen – alle bis auf Sabatea und Ifranji, die ein stummes Blickduell ausfochten.
    »Das ist so lächerlich«, brach die junge Diebin schließlich das Schweigen.
    Sabatea zuckte die Achseln. »Versuch, mich auszuliefern. Wir werden sehen, was sie dann mit dir anstellen.«
    Tarik berührte sie am Arm. »Ist das wahr?«
    »Es ist… kompliziert«, sagte sie.
    Athiir legte sich das Krummschwert über die Schulter wie einen Knüppel. »Wäre der Kalif tot, hätten wir davon gehört.«
    »Der Palast wird bald bekannt geben, dass der Großwesir das Kommando über die Truppen übernimmt«, erwiderte Sabatea. Tarik musterte sie verstohlen: Falls das wieder eine ihrer Lügen war, dann war sie dabei so überzeugend wie eh und je.
    Ifranji starrte Athiir fassungslos an. »Du glaubst ihr doch nicht etwa?«
    Die ältere Diebin gab keine Antwort. Sie musterte nach wie vor Sabatea, als könnte sie die Wahrheit von ihrem Gesicht ablesen.
    Tarik hielt sich vorerst zurück. Machte Sabatea nicht alles nur noch schlimmer? Auf der anderen Seite: Sie verstand eine Menge davon, wie man Menschen manipulierte. Zumindest darauf konnte man sich bei ihr verlassen.
    »Ich bin schuld an seinem Tod«, sagte sie und senkte den Blick. »Ich habe das Gift in den Wein gemischt, der ihn umgebracht hat – aber getrunken hat er es freiwillig.«
    »Freiwillig!«, höhnte Ifranji.
    »Er wollte sterben«, bestätigte Sabatea.
    Ifranji hob in einer abwehrenden Geste beide Handflächen und wandte sich kopfschüttelnd ab. Mit weiten Schritten durchmaß sie das Trümmerfeld, ging auf und ab und sagte nichts mehr.
    Immerhin ein Gutes hat es also, dachte Tarik.
    Mehrere Diebinnen tuschelten miteinander, aber alle schienen abzuwarten, zu welcher Entscheidung Athiir kam.
    »Ich weiß, dass der Kalif dir das Leben geschenkt hat«, sagte Sabatea zu der grauhaarigen Diebin. »Was jetzt geschehen soll, liegt demnach wohl bei dir.«
    Und wieder spinnt sie ihre Fäden, dachte Tarik anerkennend. Die Diebinnen merkten nicht einmal, dass Sabatea längst begonnen hatte, sie gegeneinander auszuspielen.
    Athiir zögerte. »Der Kalif ist krank«, sagte sie leise. »Es gibt viele Gerüchte darüber, woran er leidet. Manche sagen, er sei besessen. Andere behaupten, er habe den Verstand verloren.«
    »Nein«, widersprach Sabatea. »Er war nicht wahnsinnig. Nur sehr verzweifelt. Er wollte sterben, aber sein Hofmagier hat das nicht zugelassen.«
    »Khalis?«, entfuhr es Tarik überrascht.
    Sie nickte. »Etwas ist vor einiger Zeit in den Palast eingedrungen, eine Kreatur der Dschinne -«
    »Kali-Assassinen!«, entfuhr es Jamina mit schaudernder Begeisterung.
    »Noch mehr Gerüchte«, stöhnte Ifranji, ohne in ihrem Auf- und Abgehen innezuhalten.
    »Kali-Assassinen«, bestätigte Sabatea. »Ich bin selbst einem begegnet. Glaub mir, Jamina, du möchtest das nicht.« Sie wandte sich wieder an Athiir, von der nun abzuhängen schien, was als Nächstes passieren sollte. Die übrigen Diebinnen akzeptierten stillschweigend den dankbaren Respekt, den die älteste dem Kalifen entgegenbrachte. Sabatea fuhr fort: »Der Assassine wurde erschlagen, aber vorher hat er Harun vergiftet. Das war der

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