Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
Grund für seinen Zustand. Audienzen und Besprechungen mit seinen Heerführern hat er nur noch mit Khalis’ Hilfe bewältigen können.«
Sie fuhr fort, ihnen zu berichten, was sie von Harun erfahren hatte. Erzählte von seinen Schmerzen und der Gewissheit, dass er nicht mehr in der Lage war, Bagdads Heere im Kampf gegen die Dschinne anzuführen. »Er hat seinen Platz für den Großwesir geräumt. Als er den Entschluss gefasst hat, zu sterben, tat er es zum Besten Bagdads.«
Ifranji war stehen geblieben, hatte die Arme verschränkt und schweigend zugehört. »Das ist wirklich eine ganz rührende Geschichte«, sagte sie schließlich. »Nur erklärt sie noch nicht, warum du Gift in seinen Wein gemischt hast.«
Sabatea atmete tief durch. »Ich war die Vorkosterin des Emirs von Samarkand. Kahraman ibn Ahmad hat mich dem Kalifen zum Geschenk gemacht.«
Ifranji verzog keine Miene. »Und Tarik hat dich durchs Dschinnland nach Bagdad gebracht und dabei, ganz nebenbei, noch einen ihrer Fürsten umgebracht?«
Sabatea nickte, als hätte sie den Spott in den Worten der Diebin überhört. »Kahraman hat Harun gehasst. Ich weiß nicht, ob er wirklich einen Pakt mit den Dschinnen geschlossen hat, wie manch einer behauptet, oder ob ihn nur seine Gier nach Macht angetrieben hat. Von mir jedenfalls hat er verlangt, dass ich den Kalifen töte. Deshalb hat er mich hergeschickt.«
Tarik verschränkte die Arme und hörte nur zu. Falls sie tatsächlich gerade die Wahrheit sagte, dann waren die Lügen, die sie ihm während ihrer Reise aufgetischt hatte, nur der Anfang gewesen. Dass sie Kahramans Vorkosterin war, hatte er erst bei ihrer Ankunft in Bagdad erfahren – spät genug. Dass sie zugleich aber auch den Auftrag gehabt hatte, Harun zu vergiften, war ihm neu. Schlimmer noch: Sie hatte ihn, Tarik, zu ihrem Komplizen gemacht. Er verübelte ihr weniger das Verbrechen als vielmehr die Tatsache, dass sie ihn ausgenutzt hatte, ohne ihn in ihre Pläne einzuweihen. Harun al-Raschids Wohlergehen bedeutete ihm nichts; wahrscheinlich hätte er nicht einmal versucht, sie aufzuhalten. Aber er hätte gern die Wahl gehabt, wenigstens das.
Jamina kam nach all den Eröffnungen aus dem Staunen nicht mehr heraus. »In deinen Adern fließt wirklich Schlangengift?« Man munkelte selbst in Bagdad von der Vorkosterin des Emirs.
»Ich wünschte, es wäre nicht so«, sagte Sabatea.
Athiir schüttelte langsam den Kopf. »Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest einfach deinen Mund gehalten, Mädchen.«
»Ihr hättet uns ausgeliefert«, widersprach Sabatea. »Für euch wäre das trotz allem die sauberste Lösung gewesen.«
»Vielleicht ist sie das noch immer. Sollen sich andere damit herumschlagen, die Wahrheit aus dir herauszuholen.«
Ein listiges Grinsen erschien auf Ifranjis Zügen. Tarik begriff einen Augenblick zu spät, was sie vorhatte. Das Messer zuckte in ihre Hand. Mit zwei, drei blitzschnellen Sprüngen war sie heran, holte aus und führte einen Hieb in Sabateas Richtung. Die Klinge zerfetzte das schwarze Oberteil und schlitzte ihren Oberarm auf.
Sabatea glitt mit einem wütenden Aufschrei zurück, selbst unter Schmerzen noch ungeheuer schnell, fast elegant. Tarik sprang vor, um Ifranji zu packen. Gleichzeitig hechteten mehrere Diebinnen auf ihn zu, ergriffen ihn an den Armen und rissen ihn nach hinten. Eine Klinge bohrte sich zwischen seine Schulterblätter, schmerzhaft, aber nicht tief genug, um ihn ernsthaft zu verletzen. Nur eine Warnung. Dennoch bäumte er sich auf und versuchte die Umklammerung zu sprengen. Eine zweite Klinge legte sich an seine Kehle. Widerstrebend gab er seine Gegenwehr auf.
Zwei weitere Diebinnen zogen ihre Messer und bedrohten Sabatea, die ihre Hand auf die Wunde am Arm presste. Jamina hatte wieder den Bogen gespannt, schien sich aber nicht entscheiden zu können, auf wen sie damit anlegen sollte.
Ifranji baute sich vor Tarik auf. Sabateas Blut glitzerte hellrot auf der Messerklinge, die sie nun vor sein Gesicht hielt. »Es gibt einen Weg, um herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagt, nicht wahr?«
»Tu das nicht!«, flüsterte Sabatea mit einem drohenden Unterton, als hielte sie nach wie vor alle Fäden in der Hand. »Du wirst ihn umbringen!«
»Das wäre schade«, entgegnete Ifranji, ohne sich zu ihr umzudrehen; sie gab sich nicht einmal Mühe, es überzeugend klingen zu lassen. Stattdessen blickte sie über die Schulter zu Athiir. »Und?«
Die grauhaarige Diebin zögerte.
Sabatea machte einen
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