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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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seiner unmittelbaren Nähe.
    »Was werden sie tun, wenn sie uns finden?«, fragte er.
    »Sie finden uns nicht. Ihr müsst mir nur vertrauen.«
    »Und wenn doch?«
    »Dann wird Ifranji wieder mit ihrem Messer herumfuchteln, Athiir wird zaudern und eine Menge Für und Wider abwägen, Jamina mit zitternden Knien und großem Mundwerk danebenstehen, und der Rest wird abwarten, bis sich die Dinge von selbst erledigen. So ist es immer.«
    »Und das nennt ihr eine Diebesgilde?«
    Wieder lachte der Dicke. »Alle Banden in Bagdad nennen sich Gilden, weil sie meinen, das klinge eindrucksvoller… Kinderkram, wirklich.«
    Sabatea drückte Tariks Hand. Er wusste, was sie dachte: Fast so kindisch, wie sich vor der eigenen Schwester im Dunkeln zu verstecken.
    »Wegen der toten Frau«, sagte sie, »ich hab das nicht gewollt. Wenn sie nur auf mich gehört hätten.«
    »Ich konnte sie nicht leiden.« Nachtgesicht druckste herum. »Eigentlich mag ich kaum eine von ihnen. Sie sind Verbrecherinnen, ein paar von ihnen sogar Mörderinnen… Ifranji ist nicht immer so gewesen, wisst ihr. Sie kann nicht mal besonders gut mit dem Messer umgehen.«
    »Seit wann seid ihr in der Stadt, du und deine Schwester?«
    »Seit ein paar Jahren. Ifranji war damals noch ein halbes Kind. Aber es war ein Fehler herzukommen. Draußen in der Wüste war das Leben besser.«
    »Im Dschinnland?«
    »Im Reich der Sturmkönige«, entgegnete Nachtgesicht. »Das ist ein Unterschied, wenn man auf der richtigen Seite steht.«
    »Du warst also wirklich einer von ihnen?«, fragte Sabatea.
    »Ja. Eine Weile lang, jedenfalls. Vorher habe ich Karawanen geführt, quer durch die Wüsten im Süden. Unser Vater hat mir das beigebracht. Ich kannte jede sichere Route, jede Oase, jede Höhle in den Felsengebirgen zwischen Kusch und Arabien.«
    »Erzähl uns von den Sturmkönigen«, bat Tarik.
    »Ifranji war bei mir, als unsere Karawane von Dschinnen überfallen wurde. Der Weg war all die Jahre über sicher gewesen, aber irgendetwas muss diese Biester über die Berge getrieben haben. Sie machten die meisten von uns nieder, und es sah schlecht aus – bis die Sturmkönige auftauchten. Sie kamen aus dem Nichts, genau wie die Dschinne selbst, und es ging alles ganz schnell. Schon bald war kein Dschinn mehr am Leben, und auch die anderen Kreaturen, die bei ihnen gewesen waren, lagen zerschmettert am Fuß der Felsen. Erst wollten sie uns nicht mitnehmen. Sturmkönige sind keine besonders warmherzigen Menschen – das Leben in der Wüste, ihr wisst schon… Aber schließlich trugen sie uns doch in einem ihrer Stürme davon und nahmen uns bei sich auf. Vier Jahre sind wir bei ihnen geblieben, und in dieser Zeit habe ich gelernt, die Stürme zu reiten. Ich war vielleicht nicht so geschickt wie ein paar von den anderen, aber ich hab’s ganz gut hinbekommen. Im Gegensatz zu Ifranji übrigens – ihr wurde speiübel davon.«
    »Ihr wurde… übel?«, wiederholte Sabatea. Nachdem sie Ifranjis Jähzorn und Stolz erlebt hatten, war das so profan, dass es auch Tarik zum Lächeln brachte.
    »Sie wurde immer unzufriedener und fing Streit mit den anderen an. Darum haben wir die Sturmkönige schließlich verlassen und uns nach Bagdad durchgeschlagen.«
    »Und du kannst das noch immer – Stürme lenken?«, fragte Sabatea.
    Nachtgesicht seufzte. »Ich wünschte, ich könnte es.«
    »Aber ich hab dir dabei zugesehen«, sagte Tarik. »Im Badehaus.«
    Nachtgesicht lachte leise. »Das war nur ein Trick, sonst nichts. Aber wenn du von mir verlangst, hier und jetzt einen großen Wirbelsturm zu erschaffen, dann könnte ich das genauso wenig wie du.«
    »Du hast es verlernt?« Der Argwohn in Sabateas Stimme ließ wenig Zweifel daran, dass sie Nachtgesicht kein Wort glaubte.
    Er verneinte erneut. »Keiner von ihnen könnte das hier in Bagdad, nicht auf sich allein gestellt. Nicht mal die Allerbesten. Die Magie, die sie nutzen, wird den Sturmkönigen nur, sagen wir, ausgeliehen.«
    Tarik legte die Stirn in Falten. »Was soll das heißen?«
    »Die Sturmkönige selbst sind keine Magier… Ich bin kein Magier und war auch nie einer. Aber wenn du zu einem von ihnen wirst, wenn du in die Gemeinschaft aufgenommen und akzeptiert wirst, dann fließt die Magie eines anderen durch dich hindurch und schenkt dir die Möglichkeit, die Stürme zu beherrschen.«
    »Und wer ist das, dieser andere?«
    »Ein Junge, der bei ihnen lebt.«
    »Ihr Anführer?«, fragte Sabatea.
    »Mhm-mhm«, verneinte Nachtgesicht. »Ich hab nie

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