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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wehren!«
    »Nicht, wenn wir den Kreislauf durchbrechen wollen. Im Augenblick wird es mit jedem Tag dunkler für uns und die Welt. Menschen, die all die Jahrzehnte in Verstecken irgendwo in den Bergen überlebt und eine neue Generation gezeugt haben, werden von den Dschinnen eingefangen und zu Sklaven gemacht. Aber in Wahrheit sind sie alle längst tot. Hast du eine Vorstellung davon, wie sie in ihren Unterschlüpfen in den Bergen dahinvegetieren? Wie sie dort miteinander umgehen? Du hast diese wunderbare Idee, dass die Flüchtlingslager kleine Enklaven der Menschlichkeit inmitten des Dschinnlandes sind, nicht wahr? Aber so ist es nicht. Ich habe mit zu vielen dieser Männer und Frauen gesprochen, und ich habe ihre Verstecke mit eigenen Augen gesehen. Sie sind wie Tiere, Junis, und das nicht erst seit gestern. Sie hausen in Höhlen und achten allein das Recht des Stärkeren. Jedes Vergehen wird mit dem Tod bestraft. Flüchtlingsbanden rotten sich gegenseitig aus, um in den Besitz wertlosen Tands zu kommen, schale Erinnerungsstücke an bessere Zeiten. Ich habe abgeschlachtete Frauen und Kinder gesehen, und sie waren nicht den Klingen der Dschinne zum Opfer gefallen. Und wenn sie keine Tiere jagen können, weil die zu schlau sind, um sich in ihre Nähe zu wagen, dann scheuen sie sich nicht davor, auch Menschenfleisch zu essen.« Jibril sprach all das mit der ihm eigenen Ruhe aus, nicht, als hätte er gerade den Untergang aller menschlichen Zivilisation heraufbeschworen.
    »Nicht jeder ist so!«, widersprach Junis entschieden. »In den Pferchen der Hängenden Städte bin ich vielen von ihnen begegnet, und sie -«
    »Sie alle scheinen Menschen zu sein wie du und ich, erst recht im Angesicht des Feindes. Aber wenn sie wieder unter sich sind, hungrig und verzweifelt in ihren Erdspalten und Felshöhlen oben in den Bergen, dann verblasst ihre Erinnerung an das, was einmal ihr Menschsein ausgemacht hat.«
    Junis starrte Jibril an, und was vorher nur vage Vermutung gewesen war, reifte schlagartig zur Überzeugung. »Du bist kein Mensch.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nicht wegen deiner Magie oder wegen dem, was du den anderen bedeuten magst… Aber so, wie du über diese Männer und Frauen sprichst, wie du über sie urteilst -«
    »Macht mich das etwa weniger menschlich als sie?« Jibril klang amüsiert. Seine geschlossenen Augenlider zuckten.
    Junis schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was du bist, Jibril, und ich bezweifle, dass einer der anderen es weiß. Aber ich bin überzeugt davon, dass diese Leute es verdienen, wie Menschen behandelt zu werden, ganz gleich, wozu ihre Verzweiflung sie getrieben hat.«
    »Wenn Feinde einander immer ähnlicher werden, wer kämpft dann noch zu Recht gegen wen? Wessen Seite ist dann redlich und gut? Und wenn du sie von außen in einer Glaskugel oder einer Flasche betrachten könntest, würdest dann nicht auch du dir wünschen, dass beide einfach fortgewischt werden, damit etwas Neues, etwas Besseres beginnen kann?«
    Jibrils kindliches Äußeres erschien Junis nun beinahe wie Hohn. Er sah aus wie ein sterbenskranker Zwölfjähriger, aber über seine blutleeren Lippen kamen die Worte eines zynischen Erwachsenen. Was Junis bislang für Sanftmut gehalten hatte, war womöglich nur Gleichgültigkeit; und was ihm wie Weisheit erschienen war, war in Wahrheit nichts als Bitternis.
    Aber vielleicht war selbst das nur eine Täuschung. Er dachte an die Kettenmagier und was sie früher einmal gewesen waren, und er fragte sich, ob nicht alle Magier diesen kalten, finsteren Kern in sich trugen.
    »In einem hast du recht«, sagte Junis leise. »Vielleicht sind wir wirklich längst wie die Dschinne geworden. Indem wir einen Pakt mit etwas geschlossen haben, das wir nicht verstehen und nicht kontrollieren können.«
    Jibril lächelte. »Und damit meinst du mich?«
    Junis konnte nicht länger auf diese schneeweißen, durchaderten Augenlider blicken. Er wandte sich ab und suchte vergeblich nach Antworten dort draußen, im wahnwitzigen Wirbel des Sturms.

 
Maryam nachts
 
 
    »Der Plan ist denkbar einfach«, erklärte Maryam von ihrem Felspodest den versammelten Sturmkönigen. »Während die Dschinne die Zagrosberge überqueren, fallen wir mit aller Macht in ihre Reihen ein, machen uns ihre Angst vor der Höhe zunutze, vernichten so viele von ihnen wie nur möglich und töten ihre Heerführer.« Sie ließ ihren Blick über die Gesichter der Männer und Frauen wandern. »Vor allem töten wir

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