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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zögerte. »Jemand könnte die falschen Schlüsse ziehen.«
    »Dann bleib von mir aus stehen. Ich will ja nicht alles bestimmen, was hier im Lager geschieht.« Sie gestattete sich ein Lächeln, das sie einen Augenblick lang wieder wie früher aussehen ließ.
    Er zog sich zwei Kissen zurecht und setzte sich ihr im Schneidersitz gegenüber. Sie hatte zwei Kerzen entzündet, als sie ins Zelt getreten war, und durch die verästelten Nähte in den Planen glühte der Schein eines nahen Lagerfeuers. Auch hier drinnen roch es angenehm nach verbranntem Holz und dem dünnen, weinartigen Trunk, den die Sturmkönige weiß Gott woraus herstellten und in Kesseln erhitzten.
    »Also?«, fragte sie. Ihre grünen Augen musterten ihn, als sie sich zurücklehnte. Unter Decken und groben Wollüberzügen raschelte das Stroh. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ein feuchter Schweißfilm glänzte auf ihrer Haut unterhalb der Kehle.
    Als er nicht schnell genug antwortete, sagte sie: »Bist du gekommen, um dich zu verabschieden?«
    Verblüfft verzog er das Gesicht. »Warum verabschieden?«
    »Du solltest gehen, Junis. Du suchst noch immer nach Tarik und diesem Mädchen. Selbst wenn sie tot sind, findest du vielleicht eine bessere Möglichkeit, dich an den Dschinnen zu rächen, als mit uns in diese Schlacht zu ziehen.«
    »Du glaubst immer noch, ich würde davonlaufen?«
    Ihr Blick blieb fest auf ihn gerichtet. »Willst du die Wahrheit hören? Ich kenne dich kaum, Junis. Vor sechs Jahren bin ich aus Samarkand fortgegangen, und seither hat sich meine Welt auf den Kopf gestellt. Dinge, die ich damals zu wissen geglaubt habe, haben sich als vollkommen… anders herausgestellt. Fast alle Dinge. Und du hast dich mit dieser Welt verändert. Ich weiß nicht, was du tun wirst, weil ich kaum etwas über dich weiß. Du hast Mut, das hast du beim Kampf mit der Schwarmschrecke bewiesen. Hätte ich dir so etwas damals schon zugetraut? Ganz sicher nicht. Wer also bist du heute? Was willst du? Gib du mir die Antwort darauf.«
    »Wenn du meinst, ob ich alles stur auf ein Ziel ausrichte, so wie du und Mukthir und die anderen, dann… nein, das tue ich nicht. Ich wünschte mir, ich könnte Tarik und Sabatea wieder sehen, lieber heute als morgen, und wenn sie wirklich nicht mehr am Leben sind, dann will ich jene bestrafen, die dafür verantwortlich sind. Die Frage aber ist: Seid nicht ihr dafür verantwortlich? Bist du es, Maryam? Bevor ihr die Hängenden Städte angegriffen habt, habt ihr da auch so eine Versammlung abgehalten? Und habt ihr entschieden, dass es keine Rolle spielen darf, wie viele Menschen dabei ums Leben kommen?«
    Sie schwieg, strich sich mit beiden Händen langsam über das kurze Haar, verschränkte sie dann im Nacken und atmete tief aus.
    Er wartete nicht, bis sie sich eine Antwort zurechtgelegt hatte. »Wenn Tarik und Sabatea beim Untergang der Hängenden Städte gestorben sind, dann haben nicht die Dschinne sie getötet. Dann habt ihr das getan.«
    »So einfach ist das? Du hast ein paar Schuldige ausfindig gemacht, und wieder einmal siegt die Moral über die Vernunft?«
    »Ich bin nicht gekommen, um dich zu verurteilen. Ich wollte nur, dass du weißt, wer Tariks Tod zu verantworten hat. Dass möglicherweise du ihn umgebracht hast, mit genau so einer Entscheidung wie der gerade eben. Für dich mögen das ein paar geschickte Argumente gewesen sein, ein paar Beteuerungen, nur ja das Richtige zu tun, all dieses leere Geschwätz. Aber sei dir im Klaren darüber, dass du dort oben auf deinem Fels gerade Todesurteile ausgesprochen hast. Genau wie das über Tarik und Sabatea.«
    Er wollte aufstehen und sie mit diesem Gedanken alleine lassen. Aber ihre Hand schnellte vor, packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
    »Du hast keine Ahnung, was auf dem Spiel steht!«, fuhr sie ihn an. »Nicht die geringste Ahnung!«
    »Und?« Er ärgerte sich darüber, wie heiß sich ihre Finger auf seiner Haut anfühlten. Und dass die Reaktionen, die ihr Anblick in ihm heraufbeschwor, in so harschem Gegensatz zu dem standen, was er eigentlich von ihr halten wollte. »Mag sein, dass ich nichts weiß über das, was dich und Jibril antreibt. Ich lege auch keinen Wert darauf, in euren ach so erlauchten Zirkel der Eingeweihten aufgenommen zu werden. Brütet nur weiter über euren Plänen und Befürchtungen und Strategien. Wenn nicht einmal all eure Leute wissen, auf was sie sich einlassen, warum sollte ich es dann erfahren?«
    »Weil du anders bist als sie.«
    Er lachte

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