Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
Bedingungen durchaus mit einigen Tausend Dschinnen aufnehmen konnten. Doch wie viele Sklaven führten sie mit sich? Zehn-, vielleicht zwanzigtausend? Maryam hatte Kundschafter ausgesandt, aber noch war keiner aus den Zagrosbergen zurückgekehrt. Möglicherweise würden die Sturmkönige den Angriff beginnen müssen, bevor sie die Zahl ihrer Gegner abschätzen konnten.
Es gab weitere Einwände, aber fast alle wurden nur ein einziges Mal geäußert. Stets ergriffen Mukthir oder ein anderer von Maryams bedingungslosen Getreuen das Wort, zerstreuten Skrupel durch Pochen auf die Rechtschaffenheit ihrer Ziele und schürten den Hass auf die Dschinne. Junis musste sich eingestehen, dass er manchem zustimmte und zu anderem schlichtweg keine Meinung hatte. Verhielten sich die willenlosen Sklaven noch wie Menschen? Nein. Waren sie noch welche? Ja – und nein. Durfte man sie deswegen niedermachen wie die Dschinne selbst? Darauf fand er nach wie vor keine Antwort, solange er sein Urteil nicht wie Ali Saban allein von einer moralischen Warte aus fällen wollte. Angewidert begriff er, dass Jibrils Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten; auch in seinen eigenen Überlegungen tauchten mit einem Mal Begriffe wie Strategie, taktische Überlegenheit und, am schlimmsten, unvermeidliche Opfer auf.
Irgendwann fragte jemand: »Was, wenn sie den Dritten Wunsch einsetzen? Wir wissen nicht, was dann geschehen wird.«
»Wenn sie das könnten, hätten sie es längst getan«, entgegnete Maryam. »Dann würden sie nicht mit einer Armee gegen Bagdad ziehen, sondern nur mit einer Handvoll Kettenmagier. Oder etwas anderem, von dem wir noch gar keine Vorstellung haben.«
»Aber sicher sein können wir nicht!«, rief eine Frau aus der Menge.
»Nein«, gab Maryam zu, »sicher waren die Menschen zuletzt vor dem Ausbruch der Wilden Magie, und wir alle wissen, wohin das geführt hat. Zu Schwäche, zu Bequemlichkeit – zu ihrer Niederlage!«
Junis’ Blick wanderte wieder hinüber zu Jibril, doch der Junge verzog weiterhin keine Miene, so wie die meisten anderen, die die Entscheidung wortlos abwarteten.
Es war längst Nacht geworden, als die Gegner des Angriffs überstimmt wurden. Wie es bei den Sturmkönigen Sitte war, ordneten sie sich nach ihrer Niederlage der Meinung der Mehrheit unter. Junis bemerkte, dass Jibril zufrieden lächelte, und auch Maryam wirkte erleichtert. Sie hatte sich gut gemacht dort oben, ihre Meinung mit aller Vehemenz vertreten und klügere Argumente ins Feld geführt als manch einer ihrer verbohrten Getreuen. Es gab keinen Zweifel, dass sie eine hervorragende Anführerin war und zu Recht die Achtung aller genoss, ganz gleich, was man von ihrem Standpunkt halten mochte.
Später aber, als sich die Menge in kleinere Gruppen um die Lagerfeuer zerstreute, die Wächter auf den Felsen abgelöst wurden und die meisten Rebellen darangingen, ihre Waffen zu schleifen, die Lederbänder mit den magischen Schriftzeichen einzufetten oder schlafen zu gehen, da erhob sich auch Junis von seinem Platz im Schatten und folgte Maryam zu ihrem Zelt.
Er hatte befürchtet, sie in Gesellschaft vorzufinden. Doch sie war allein und sah ihn an, als hätte sie ihn erwartet.
»Ich weiß, was du sagen willst.« Sie ließ sich auf ein paar staubigen Decken nieder, die sie notdürftig über strohgestopfte Kissen gebreitet hatte. Ein Zelt für sie allein war die einzige Vergünstigung, die sie als Anführerin für sich in Anspruch nahm. Die Decken und Kissen mochten auf den ersten Blick den Anschein spröder Behaglichkeit erwecken, aber dann wurde ihm klar, dass sie etwas von einer Festung an sich hatten. Maryam hatte sie zu Wällen aufgeschichtet, die aussahen, als wollte sie sich dahinter verstecken. Vor ihren Alpträumen.
»Ich bin nicht hier, um dich umzustimmen«, sagte er. »Es wäre ziemlich albern zu glauben, dass ich das könnte.«
»Du hast mit Jibril gesprochen. Über diese Menschen aus den Pferchen.«
»Er hat dir davon erzählt?«
Sie zuckte die Achseln. »Er hat es wohl für wichtig gehalten.«
»Dann weißt du, wie ich darüber denke. All das Gerede dort draußen, die Gründe dafür und dagegen – das war nichts als eine Farce. Was du und Jibril die Mitbestimmung aller nennen, ist in Wahrheit nur ein hübsches Kleid, das ihr euren Befehlen überzieht.«
Sie hob eine Braue. »Wie poetisch.«
»Ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu streiten.«
Maryam nickte und deutete auf die Kissen neben sich. »Setz dich zu mir.«
Er
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