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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Seite machen, bis er denselben Ausschnitt der Terrasse einsehen konnte wie sie. Nun entdeckte auch er die drei Männer, die an dem steinernen Geländer standen und neugierig in die Tiefe blickten. Alle drei waren kahlköpfig, auffallend groß und muskulös. Sie trugen schwarzes Lederrüstzeug und gewaltige Krummschwerter, die in beschlagenen Scheiden auf ihren Rücken hingen. Keine Soldaten der Palastgarde, sondern Männer, die Khalis zu seinem persönlichen Schutz ausgerüstet hatte.
    Tarik nickte Sabatea zu und deutete wortlos auf die Doppeltür. Um dorthin zu gelangen, mussten sie noch mehr als die Hälfte des Saales durchqueren, über zwanzig Meter. Falls einer der Männer über die Schulter sah, von der Terrasse zurück ins Innere, würde er sie entdecken.
    Sie gab ihm zu verstehen, dass sie bereit war. Er hätte sie lieber in einem Versteck zurückgelassen, aber darauf würde sie sich nicht einlassen. Nicht so kurz vor dem Ziel, und nicht ohne ihn.
    Leise setzten sie sich in Bewegung. Um nicht völlig auf Deckung zu verzichten, eilten sie quer durch den Saal hinüber zu den offenen Bögen und schlichen von einer Säule zur nächsten. So kamen sie zwar den Wächtern näher als an der gegenüberliegenden Wand, würden die Säulen aber umrunden und als Schutz benutzen können, falls die Männer hereinkamen.
    Die kahlköpfigen Wachen lehnten an der Balustrade und debattierten leise miteinander. Einer hatte die Hände in den Nacken gelegt und streckte sich. Die beiden anderen stützten sich auf das Geländer und blickten angestrengt in den Abgrund. Offenbar hatte man die gesamte Dienerschaft, alle Höflinge und Ministerialen in den Gärten am Fuß des Palastes zusammengerufen; das mussten Hunderte von Menschen sein. Eine einzelne Stimme übertönte das Gemurmel der Versammlung.
    Der runde Gong neben dem Portal war grob gehämmert und reflektierte die Morgenröte in tausend Facetten. Sein Funkeln hatte etwas Hypnotisches, das Tarik stärker beunruhigte als der Spiegel über dem Tor. Der Gong hatte Ähnlichkeit mit einem monströsen Insektenauge, und er fragte sich, ob es nicht eher das war, was Sabatea gespürt hatte.
    Da jede Säule nur einem von ihnen Deckung bot, liefen sie getrennt voneinander. Tarik hatte noch drei Säulen bis zur Empore vor sich, Sabatea vier. Das letzte Stück war das gefährlichste. Dort würden sie den drei Wachen im Freien am nächsten kommen.
    Er sah über die Schulter zurück zu Sabatea, fünf Meter hinter ihm. Sobald sie sich von einer Säule zur nächsten bewegten, wagten sie sich ins Blickfeld der Männer – falls die sich im selben Moment nach ihnen umdrehten. Noch aber zog die Versammlung am Fuß der Mauern ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Alle drei wandten ihnen den Rücken zu.
    Auf ein Nicken hin glitten beide vorwärts: er hinter die dritte Säule, sie hinter die vierte. Dort hielten sie inne, holten tief Luft, warfen sichernde Blicke auf die Krieger, liefen weiter. Jetzt hinter die zweite und dritte Säule.
    Einer der Männer stieß sich mit einem zornigen Laut vom Geländer ab. Tarik ahnte die Bewegung nur, während er bereits hinter der Säule in Deckung ging. Aber er hörte das wütende Schnaufen, und einen siedend heißen Moment lang war er überzeugt, dass es ihnen galt.
    Er spannte sich, bereit, dem Mann mit bloßen Fäusten entgegenzutreten. Sabatea aber schüttelte sachte den Kopf. Sie hatte einen Blick um ihre Säule nach außen gewagt. Offenbar hatte der Ärger des Kriegers einen anderen Grund.
    Einen Augenblick später brach zwischen den dreien ein Streit aus. Tarik verstand nun besser, worüber sie sprachen. Augenscheinlich waren sie unterschiedlicher Meinung über die Auswirkungen, die der Tod des Kalifen für Bagdad und seine Bewohner – vor allem aber für sie selbst – haben würde. Einer schimpfte auf den toten Herrscher, der andere verteidigte ihn. Der dritte erging sich in wilden Spekulationen über die Moral des Heeres draußen vor den Toren.
    Keiner von ihnen ahnte, dass sich die wahre Schuldige an Haruns Tod in unmittelbarer Nähe befand. Keine zehn Meter von ihnen entfernt, mit dem Rücken an eine Säule gepresst, mit jagendem Atem und einem Blick, der nervös von Tarik zu dem goldenen Spiegel und wieder zurück flackerte.
    Er machte eine Handbewegung, die sie besänftigen sollte. Er rechnete nicht damit, dass der Streit auf der Terrasse über Flüche und leichtes Gerangel hinausgehen würde. Khalis hatte gewiss keine tumben Bauerntrampel angeheuert,

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