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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Kante hinweg, eine Mannslänge in die Tiefe, und rannte dem Wächter entgegen. Im Laufen zerrte er das gefallene Krummschwert vom Boden, packte es beidhändig, riss es nach oben.
    Augenblicke später prallten sie aufeinander. Stahl hieb auf Stahl, gekreuzt zwischen ihren Körpern, während ihre Gesichter mit einem Mal ganz nah beieinander waren, beide verzerrt, beide mit tierhafter Wut im Blick. Die Klingen scharrten übereinander. Tarik riss seine als Erster fort, sprang zur Seite, wich einem flink geführten Stich aus und ließ das Schwert seinerseits auf die ausgestreckte Waffe seines Feindes krachen. Zugleich rollte er sich über die gegnerische Klinge ab, wirbelte in einer vollen Körperdrehung näher an den anderen heran und brach ihm mit einer blitzschnellen Bewegung seiner Stirn das Nasenbein.
    Der andere schrie nicht, zuckte nicht einmal. Blut schoss ihm aus der Nase über den Mund, aber er schnaubte nur kurz, machte einen Schritt nach hinten und brachte sein Schwert erneut zwischen Tarik und sich selbst.
    Tarik setzte nach, unterschätzte die Wut seines Gegners, lief um ein Haar in dessen nächsten Hieb und schaffte es gerade noch mit einem Sprung, dem sicheren Tod zu entgehen. Der Mann schenkte ihm ein teuflisches Grinsen unter einer Maske aus Blut. Langsam wich er zurück, in einem Bogen um Tarik, der sich mit ihm drehte und abwartete. Bald hatte der Wächter die Empore und das Portal im Rücken, nur noch fünf Schritt bis dorthin. Das Blut des Toten rann in zähen Fäden an dem weißen Marmorsockel herab.
    Tarik kam nicht umhin, die grotesk massigen Muskeln des anderen zu betrachten, wusste aber zugleich, dass es in einem Schwertkampf vor allem auf Schnelligkeit ankam. Ein Mann mochte mit noch so großer Kraft zuschlagen, es führte zu keinem Erfolg, solange sein Gegner nur geschickt genug war, die Lücken zwischen den Hieben zu nutzen. Aber Tarik war erschöpft, seine Augen mit Schweiß und Blut verklebt, und er bot alles andere als ein Musterbeispiel für einen beherrschten, kühl kalkulierenden Kämpfer.
    »Sabatea!«, rief er. »Bist du verletzt?«
    Er ließ den anderen Mann nicht aus den Augen.
    »Sabatea?«
    Sie gab keine Antwort. Angespannt zwang er sich, nicht in die Richtung zu blicken, in die der Wächter sie gestoßen hatte. Er wusste, dass der Krieger nur auf eine solche Achtlosigkeit wartete, um wieder zum Angriff überzugehen.
    Doch er täuschte sich.
    Der Mann setzte sich in Bewegung – aber er ging rückwärts.
    Tarik hingegen blieb stehen. Er ahnte, was sein Gegner plante: Wenn es ihm gelang, den Gong zu schlagen, würde es hier in Windeseile von Wachen nur so wimmeln. Aber Tarik hielt die Ungewissheit nicht mehr aus. Er musste wissen, was mit Sabatea geschehen war. Als der Abstand zu groß für eine schnelle Attacke war, schaute er sich hastig nach ihr um.
    Sie lag nicht mehr dort, wo sie am Boden aufgekommen war.
    Genauso wenig wie das Schwert des ersten Toten.
    »Hier!«, ertönte ihr Ruf.
    Tarik ruckte herum. Zurück zu dem Wächter, der auf seinem Weg zur Empore gleichfalls stehen blieb.
    Niemals warnen, bevor du zuschlägst, dachte Tarik.
    Aber Sabatea ging kein Risiko ein. Der Krieger wollte gerade herumwirbeln, als ihn die Klinge seines toten Kameraden von hinten traf.
    Sabatea hatte nicht sorgfältig gezielt. Auch ihre angeborene Eleganz blieb auf der Strecke. Stattdessen schlug sie zu wie mit einer Keule, hart und fest und mit aller Wut. Das Schwert schnitt von hinten in die Schulter des Kriegers, blieb in seiner Lederpanzerung stecken, drang aber tief genug ein, um Muskeln und Knochen zu durchtrennen. Der Hieb war nicht tödlich, aber schmerzhaft genug, um jeden außer Gefecht zu setzen.
    Der Mann brüllte auf, sackte in die Hocke, riss das Schwert in seiner Schulter mit und schleuderte zugleich sein eigenes in einer ungezielten, taumelnden Drehung hinter sich.
    Die rotierende Klinge schoss auf Sabatea zu.
    Tarik schrie auf und stürzte vorwärts.
    Sabatea öffnete verblüfft den Mund.
    Der Wächter schrie noch immer, als er vom Schwung des verzweifelten Wurfs herumgerissen wurde. Die Klinge in seinem Körper kam mit dem Griff zuerst auf, wurde aufwärtsgestoßen und sägte mit einem scheußlichen Laut noch tiefer in sein Schulterblatt.
    Sabatea ließ sich fallen.
    Der Krieger und sie kamen gleichzeitig am Boden auf.
    Das Schwert sauste rotierend über sie hinweg, schräg nach oben, über den Toten auf der Empore hinweg. In die Richtung des Bronzegongs.
    Tarik wartete auf

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