Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
um seine Gemächer zu verteidigen, sondern erfahrene Kämpfer, die ihnen kaum den Gefallen tun würden, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Vorsichtig blickte er um die Rundung der Säule. Einer der Männer sah nicht mehr in die Tiefe, sondern hatte sich den beiden anderen zugewandt. Er hatte den Kopf weit genug gedreht, um Bewegungen zwischen den Säulen aus dem Augenwinkel zu erfassen. Solange sie in Deckung blieben, waren die beiden geschützt. Aber wie lange konnte es noch dauern, ehe einer der Männer entschied, zurück in den Saal zu treten?
Die Antwort darauf gab er sich selbst: Solange sie sicher waren, dass Khalis nicht zurückkehren und bemerken konnte, dass sie ihre Posten verlassen hatten. Das wiederum bedeutete, dass der Magier noch immer dort unten war, vielleicht gerade selbst zu der Menge sprach oder Haruns Nachfolger, dem Großwesir Faruk, zur Seite stand.
Das verschaffte Tarik und Sabatea Zeit, seine Gemächer zu durchstöbern – sobald sie es erst einmal bis dorthin geschafft hatten.
Sie gab ihm einen Wink. Ein letzter Blick auf die drei Männer. Zwei von ihnen redeten scharf aufeinander ein. Abgelenkt. Gut.
Er huschte hinter die erste Säule, Sabatea hinter die zweite. Er blieb mit jagendem Herzschlag stehen, presste sich an den kühlen Marmor. Er brauchte dringend eine Waffe.
Besorgt schaute er hinüber zu Sabatea und erschrak. Sie gestikulierte verbissen. Blitzschnell schob er sich weit genug um die Säule, um einen Blick auf die Terrasse zu werfen.
Zwei der Männer hatten sich von der Balustrade gelöst und kamen näher. Nur der dritte blieb fluchend zurück, schimpfte auf seine Kameraden und den Kalifen und starrte wutentbrannt in den Abgrund.
Die Wächter würden den Saal zwischen der ersten und zweiten Säule betreten. Zwischen Tarik und Sabatea. Sie konnte nicht mehr zu ihm aufschließen, ohne durch das Sichtfeld der Männer zu laufen.
Tarik machte eine kreisende Geste mit dem Finger. Sabatea nickte. Eng an den Stein gepresst, schob sie sich eine Viertelrunde um die Säule, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Er vollzog die gleiche Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Die Wachen würden ihn entdecken, wenn er nicht nach draußen auf die Terrasse zurückwich – wo sich noch immer der dritte Mann befand.
Er schloss eine Sekunde lang die Augen. Zwang sich zum Nachdenken. Jemand würde ihn bemerken, so oder so. Wenn er sie von Sabatea ablenkte, konnte er ihr wenigstens eine Möglichkeit zur Flucht verschaffen.
Da hörte er ihren Ruf, ihre leichtfüßigen Schritte.
Mit einem unterdrückten Fluch trat er aus dem Schutz der Säule und blickte in den Saal.
Sie hatte nicht den Fehler gemacht, hinaus auf die Terrasse zu laufen, wo ein Ruf des dritten Wächters die Menschen in der Tiefe alarmiert hätte. Stattdessen rannte sie quer durch den Saal zur anderen Seite, das lange Haar ein nachtschwarzer Schweif, ihr schlanker Leib geschmeidig und flink.
Die zwei Krieger traten zwischen den Säulen ins Innere. Ihre Überraschung währte kaum einen Herzschlag. Die Schwerter glitten in ihre Hände. Einer brüllte Sabatea zu, sie möge stehen bleiben.
Beide wandten Tarik den Rücken zu.
Er verstand.
Und griff an.
Der Bronzegong
Tarik packte den ersten Mann von hinten, riss mit links dessen Kinn zurück und schlug ihm mit aller Kraft die rechte Faust auf den ungeschützten Kehlkopf. Röchelnd sank der Wächter in die Knie, ließ das Schwert fallen und stürzte zur Seite. Dabei begrub er die Klinge unter seinem massigen Körper. Tarik fluchte, wollte sie dennoch hervorzerren, begriff aber, dass es zu spät war.
Der zweite Wächter schrie wutentbrannt auf. Sein Krummschwert raste wie eine Sense auf Tarik zu. Sabatea brüllte etwas und kam wieder auf Tarik zugerannt. Er sah sie näher kommen, dachte noch: Verschwinde von hier!, und warf sich gleichzeitig zur Seite.
Scharfer Stahl schneidet schmerzlos – ein, zwei Sekunden lang. Dann erst setzt die Pein ein, und Tarik wartete darauf, weil er sicher war, dass er es nicht mehr geschafft hatte, dass er diesmal zu langsam gewesen war. Doch noch während er sich abrollte, begriff er, dass das Schwert ihn um Haaresbreite verfehlt hatte. Der Krieger setzte nach und rief zugleich nach dem dritten Mann draußen im Freien. Der hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, überquerte die Terrasse mit wenigen, kraftvollen Sätzen, riss dabei das Schwert vom Rücken und hob es zum Schlag über die Schulter.
Tarik brauchte dringend die
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