Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
dass er den ganzen Tag ohne jeden Kontakt zu Ryan, Jeff oder Evan verbracht hat. Er denkt darüber nach, Ryan anzurufen, aber entscheidet sich dagegen. Vielleicht tut ihm ein Tag ohne ihn ganz gut. Doch er kommt sich ein wenig vor, als wäre er auf Entzug. Es scheint, als hätte er sich an ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit gewöhnt, das er jetzt vermisst.
Der nächste Tag beginnt ganz ähnlich, doch um die Mittagszeit herum ruft ihn ein aufgeregter Ryan an.
„Dan, du wirst es nicht glauben. Gestern haben wir einen Anruf von einer Plattenfirma bekommen – Good Dog Records – die sind zwar nicht riesig, aber groß genug, um uns wirklich zu helfen. Und sie hatten unsere Demo und sind an uns interessiert! Sie kommen morgen, um uns live zu hören!“
„Wow!“ Dan hat nicht viel Ahnung von der Musikbranche, doch er weiß, dass Ryan darauf lange hingearbeitet hat. „Glückwunsch! Das ist großartig.“
„Ja, das ist es wirklich! Die Vorbereitungen werden eine Heidenarbeit – normalerweise spielen wir donnerstags nicht, also müssen wir rumtelefonieren, damit Leute kommen und uns als Band so gut wie möglich darauf einstellen. Aber ich wollte mich bei dir melden.“ Seine Stimme wird leiser und Dan fragt sich, ob andere Leute mit im Raum sind. „Ich wollte dir sagen, dass ich an dich denken muss. Ziemlich oft. Aber … ich muss mich jetzt trotzdem hundertprozentig auf das hier konzentrieren.“
„Klar, natürlich musst du das. Und ich kann morgen kommen und versuchen, noch ein paar Leute mitzubringen. Das wird toll!“
„Danke, Mann.“ Ryan zögert ein wenig. „Hör zu … ich kann nicht … Wenn es nur um mich ginge, würde ich sagen, die Plattenfirma muss mich so nehmen, wie ich bin, aber … ich muss auch an den Rest der Band denken. Und ich weiß nicht, ob es die Plattenfirma stören würde, dass ich schwul bin, ob man uns dann vielleicht schlechter vermarkten könnte … ich kann das Risiko einfach nicht eingehen, verstehst du?“
Dans Magen verkrampft sich leicht. „Ja, okay. Also … willst du dann nicht, dass ich komme?“
„Verdammt, doch, natürlich sollst du kommen. Ich meine nur … sei mir nicht böse, wenn ich mich nicht … du weißt schon … wie dein fester Freund benehme.“
„Okay. In der ‚fester Freund‘-Phase sind wir sowieso noch nicht angekommen, oder? Wir wollten doch nichts Ernstes.“ Dan weiß, dass Ryan recht hat und dass es verrückt wäre, seinen langjährigen Traum für jemanden zu riskieren, den er noch nicht mal eine Woche lang kennt. Aber es fühlt sich trotzdem seltsam an. Nicht ganz richtig.
Ryan ist sich dieser Gefühle offenbar bewusst. „Du verstehst doch, warum, oder?“
„Ja, Ryan. Ich bin nicht dämlich. Es ist kein Problem.“ Dan versucht, sich zusammenzureißen. Ryan hatte so begeistert geklungen, als er angerufen hatte und Dan möchte ihm dieses Gefühl nicht nehmen. „Also, kann ich irgendwie helfen? Ich meine, ich kenne hier nicht viele Leute und von Musik habe ich auch keine Ahnung, also wohl eher nicht … aber wenn ihr jemanden braucht, der schwere Sachen tragen kann oder so was …“
Ryan lacht. „Nein, das ist nicht nötig. Aber danke für das Angebot. Es ist … im Moment ist mir das alles fast zu viel, wenn du verstehst, was ich meine. Es geht alles so furchtbar schnell.“
„Naja, du hast es dir wirklich verdient. Ernsthaft. Ihr seid richtig gut und ihr habt hart gearbeitet, also wird es Zeit, dass jemand darauf aufmerksam wird, oder?“
„Naja, wenn man es so betrachtet …“ Dan kann das Lächeln in Ryans Stimme hören. Dann hört er eine andere Stimme im Hintergrund und Ryan sagt: „Okay, ich muss jetzt Schluss machen. Scott ist gerade gekommen und wir müssen mit dem Proben anfangen. Aber du kommst Donnerstag, oder?“
„Ja, auf jeden Fall. Ihr werdet das großartig machen.“
Ryan klingt ein bisschen überfordert. „Ja, danke. Bis dann.“
Dan wartet, bis Tat auf dem Pferd sitzt, bevor er Robyn von den Neuigkeiten berichtet. Tat hat sich in Bezug auf Ryan zwar ein bisschen beruhigt, aber es ist immer noch offensichtlich, dass sie ihn nicht besonders mag und Dan hat nicht vor, einen unnötigen Streit zu verursachen. Robyn ist begeistert und fängt an, sich all die Vorteile auszumalen, die es mit sich bringt, wenn man einen Star kennt und Dan lässt sie damit allein. Am Wochenende nehmen sie an ihrem ersten Turnier teil und Dan arbeitet wie ein Verrückter daran, so gut darauf vorbereitet zu sein wie es nur geht. Er
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