Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
hier wohlzufühlen und so schwer, wenn er dann wieder gehen müsste. Er fragt sich, ob es nicht vielleicht schon zu spät ist, denn er spürt, wie er immer entspannter wird, während Evan den Inhalt des Mixers auf drei große Weingläser verteilt und Tatiana jedes mit einer Erdbeer- und einer Orangenscheibe verziert und Strohhalme hinzufügt. Evan reicht jedem ein Glas – drei pinke Ungetüme und Jeffs tiefroter Wein – und dann heben sie sie zu einem Toast und trinken und sitzen fröhlich zusammen, um den Abend zu genießen.
Irgendwann bringt Tia die ersten Gäste hinaus und Evan hatte recht: Sie sind älter, sogar noch älter als Jeff, aber immer noch gesund und dynamisch. Dan nutzt die Zeit, während die anderen sie begrüßen, um sein Hemd überzustreifen, obwohl er es nicht mehr schafft, es zuzuknöpfen, bevor er herübergerufen wird, damit man ihn vorstellen kann.
Evan übernimmt die Rolle des Gastgebers: „Das ist Dan. Er ist gerade aus Kentucky hergezogen und deshalb versuchen wir, ihn an das kalifornische Leben zu gewöhnen.“
Dan hebt seinen Mimosa, während er die Hand zur Begrüßung ausstreckt. „Bis jetzt leisten sie ziemlich gute Arbeit.“ Ihm fällt auf, dass Evan ihn nicht als seinen Angestellten vorgestellt hat. Er ist unentschlossen, ob es ihm gefällt, dass Evan ihn nicht sofort einer gesellschaftlichen Stufe zugeordnet hat, oder ob er es als Beleidigung auffassen soll – ob Evan es nur nicht erwähnt hat, weil er glaubt, Dan müsse sich dafür schämen. Seine Chris-Puppe verpasst ihm einen Klaps auf den Kopf und er versucht, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren.
Die zwei Neuankömmlinge – Will und Addie – unterhalten sich mit Jeff über seine bevorstehende Ausstellung. Sie sind wohl Sammler. Sie sehen reich aus, vielleicht nicht ganz auf einer Ebene mit den Kaminskis, aber zweifellos wohlhabend und Dan fragt sich, wie das funktioniert. Kaufen sie Jeffs Gemälde und wenn ja, fragt er sich, ob sie sie wirklich mögen, oder nur ihrem Freund zuliebe kaufen? Dan ist ja noch nicht einmal sicher, ob er Ryan im Zio’s Trinkgeld geben soll. Er kann sich nicht vorstellen, solche Entscheidungen in diesen Dimensionen zu treffen. Aber sie müssen das Problem irgendwie gelöst haben, denn es sind keinerlei Spannungen zwischen ihnen erkennbar, als sie die Chancen auf Verkäufe bei der Ausstellung diskutieren.
Dann trifft ein weiteres Paar ein, Jason und Liam, und Jason ist Dan sofort sympathisch. Sein plumpes Äußeres erinnert ein bisschen an Elmer Fudd und seine Art zu lächeln ist eine der offensten und freundlichsten, die Dan je gesehen hat. Liam ist etwas zurückhaltender, besonders in Dans Nähe. Als Dan sich zu Evan gesellt, um ihm dabei zu helfen, alle mit Getränken zu versorgen, flüstert Evan: „Stör dich nicht an Liam, er ist nur daran gewöhnt, der hübscheste im ganzen Raum zu sein“, und zwinkert Dan zu.
Der letzte Gast ist Natasha, die theatralisch hereinrauscht, als rechne sie mit Beifall. Evan, Tat und Dan haben sich an die Bar zurückgezogen, wo sie vorgeben, Drinks zu mixen, aber eigentlich nur herumhängen. Evan hatte gegrinst, als ihm aufgefallen war, wie sich die Anwesenden aufgeteilt hatten und gesagt: „Siehst du, der Kindertisch.“ Jetzt schaut er ihrem neuesten Gast amüsiert zu und erklärt in Dans Richtung gelehnt: „Sie tut, als wäre sie eine exzentrische Spinnerin, aber eigentlich ist sie total bodenständig. Sie war mal Schauspielerin, und als ihr Mann gestorben ist, hat sie mit seinem Geld ein Nachmittagsprogramm für Straßenkinder gegründet. Sie gibt ihnen Schauspielunterricht. Jeff unterrichtet ehrenamtlich einmal in der Woche Kunst … und viele andere helfen auch mit. Es ist eine richtig coole Sache.“
Evan trägt Drinks hinüber und Tat und Dan folgen ihm. Natasha umarmt Tat, bevor sie sich Dan zuwendet und beinahe säuselt: „Und wer ist der appetitliche Neuzugang?“
Evan ist damit beschäftigt, Gläser zu verteilen, also liegt es diesmal an Jeff, sie einander vorzustellen. „Natasha, das ist Dan. Er hilft Evan dabei, seine neuen Pferde auszubilden.“
Dan ruft sich ihr gutes Werk in Bezug auf die Straßenkinder ins Gedächtnis, als sie ihn von Kopf bis Fuß mustert wie ein Stück Fleisch. Und dann steht plötzlich Evan neben ihm und legt einen besitzergreifenden Arm um Dans Schultern, während er Natasha die Hand schüttelt. „Hi, Natasha, wie geht’s?“ Der um ihn gelegte Arm zieht ihn dicht an Evans Seite und Dan kann es
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