Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
nicht glauben. Er erstarrt und entzieht sich Evan, nicht zu offensichtlich aber unmissverständlich um Freiraum bemüht.
Natasha bemerkt es natürlich und zieht eine Augenbraue hoch, als sie antwortet: „Mir geht’s gut, mein Süßer. Danke der Nachfrage.“ Sie schaut von Evan zurück zu Dan, dann hinüber zu Jeff. „Und, womit beschäftigt ihr euch zurzeit?“, fragt sie ihn und ihr Ton macht deutlich, dass sie davon überzeugt ist, die Antwort bereits zu kennen. Sie hakt sich bei ihm ein und führt ihn zu den Sitzgelegenheiten hinüber, während Jeff sich besorgt zu Evan und Dan umschaut.
Dan starrt Evan an, der eine Hand vor sein Gesicht hebt, als wollte er sich dahinter verstecken. „Scheiße, es tut mir leid, jetzt hab ich’s schon wieder gemacht. Ich wollte nur …“
„Was wolltest du nur, Evan?“ Dan bemüht sich, leise zu sprechen. Um sie herum sind alle ziemlich laut, also ist er sicher, dass sie ihn nicht hören können. „Was denkst du dir bei so einer Scheiße?“
„Ich weiß nicht … es war überhaupt kein Problem, ehrlich, und dann habe ich gesehen, wie sie dich angeguckt hat und … ich weiß es nicht. Fuck!“ Er wirkt wirklich bestürzt. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ich schon wieder Mist gebaut habe. Ich dachte, alles liefe gerade wirklich gut.“
Dan möchte eigentlich wütend bleiben, aber Evan scheint es wirklich leidzutun. „Okay Mann, es ist ja nicht das Ende der Welt. Ich meine, du musst einen Weg finden, das in den Griff zu kriegen, aber …“
Evan wirft ihm einen hoffnungsvollen Blick zu. „Ja, das werde ich auf jeden Fall. Ernsthaft. Es kam nur zu überraschend. Aber jetzt passe ich besser auf … ich hätte nur nicht gedacht, dass ich eifersüchtig auf Frauen werden könnte.“ Er schaut Dan prüfend an. „Oder muss ich mir um Frauen auch Sorgen machen?“
Dan schüttelt frustriert den Kopf. „Meine Güte, nichts davon sollte dir ‚Sorgen‘ machen.“ Doch er hat wieder Mitleid: „Aber die Antwort ist nein. Frauen sind … ich war als Teenager zweimal mit einer Frau zusammen und das hat mir gereicht.“
Evan nickt. „Okay. Ach ja, und selbst wenn Ryan morgen in der Bar den ganzen Abend nicht die Finger von dir lassen kann, werde ich ihn noch nicht einmal schief angucken. Versprochen. Ich habe mich schon seelisch darauf vorbereitet.“
„Tja, dazu wird es wohl nicht kommen.“ Evan schaut ihn verwundert an und Dan erklärt es ihm: „Ryan befürchtet, dass die Leute von der Plattenfirma was gegen Schwule haben könnten, und will es ihnen nicht auf die Nase binden.“
Evan runzelt die Stirn. „Und damit bist du einverstanden?“
„Ja. Zumindest größtenteils. Ich meine, wir sind ganze drei Mal ausgegangen und schließlich war ich derjenige, der nichts Festes wollte. Also ist es kein Wunder, dass er so etwas Wichtiges dafür nicht aufs Spiel setzen will. Und in der Öffentlichkeit sind wir beide sowieso eher zurückhaltend, also werde ich wahrscheinlich kaum einen Unterschied bemerken.“
„Ich weiß nicht, Mann. Ich meine, wenn ich er wäre, würde ich gleich in meiner engen schwarzen Hose und meinem offenen schwarzen Hemd zu dir rüber tanzen und sagen: ‚Niemand stellt Danny in die Ecke‘, und dann würden wir tanzen und tanzen.“ Evan wiegt seinen Oberkörper langsam hin und her und Dan schüttelt den Kopf.
„Ja, und wir hätten bestimmt die Zeit unseres Lebens. Meine Güte, bist du schwul.“
„Hey, du hast es schließlich erkannt. Und ich war schon mit vielen Frauen zusammen! Also bist du schwuler als ich!“
Sie bemerken beide erst, dass Jeff zurückgekommen ist, als er einwirft: „Unglaublich! Und ich dachte, ihr hättet hier drüben ernsthaft Streit. Lasst mich diesen hier für euch schlichten: Ihr seid beide schwul genug. Und jetzt bewegt eure hübschen kleinen Ärsche da rüber und unterhaltet euch mit ein paar Leuten.“
Jeff verpasst beiden einen Klaps, Evan einen kräftigen auf den Hintern und Dan einen leichten weit unten auf den Rücken und schiebt sie zurück in die Menge. Es bleibt auch weiterhin ein angenehmer Abend, doch Dan macht sich trotzdem schon ziemlich früh auf den Weg nach Hause. Jeff und Evan gehen mit ihm bis zur Seite des Hauses – sie hätten ihn vermutlich auch zur Vordertür gebracht, aber es wäre sinnlos, ins Haus zu gehen, nur um es gleich wieder zu verlassen. An der Ecke bleiben alle drei stehen und Dan hat das plötzliche Bedürfnis, eine Hand nach ihnen auszustrecken und einen oder beide von
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