Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Handy heraus und wählt Ryans Nummer. Es klingelt zweimal, bevor Ryan abhebt.
„Hey, Dan.“
Dan bemüht sich, normal zu klingen. „Hey, Mann. Tut mir leid, dass ich dich störe. Hast du gerade Zeit?“
„Ja klar. Wir sitzen gerade nur rum und warten. Wir sind mit dieser Songschreiberin verabredet, aber sie ist noch nicht aufgetaucht. Wie ist die Pferdesache gelaufen?“
„Oh, das … Ja, das war gut. Alle haben gut abgeschnitten und wir sind sicher wieder zu Hause angekommen … es war wirklich gut.“
Es herrscht kurz Stille. „Hey, ist alles in Ordnung? Du klingst irgendwie traurig.“
„Nein, mir geht’s gut. Ich bin wohl einfach müde und es war ein ätzender Tag. Aber du bist jetzt in L.A.? Ist bei der Reise alles gut gegangen?“
„Ja und bis jetzt war alles toll. Hör mal, geht’s dir wirklich gut? Wie ätzend war der Tag wirklich?“
Dan seufzt. „Echt verdammt ätzend. Tut mir leid, ich hätte dich nicht anrufen sollen. Ich mache dir nur die gute Laune kaputt. Ich werde einfach …“ Plötzlich hat er eine Idee: „Hey, bist du eigentlich aus deinem Mietvertrag rausgekommen? Oder musstest du noch für die nächsten dreißig Tage bezahlen?“
„Jetzt nur noch siebenundzwanzig. Wieso, brauchst du einen Platz zum Übernachten?“
„Ich … Ja, vielleicht. Ich weiß noch nicht genau wie lange, aber wenn es mehr als ein oder zwei Nächte werden sollten, könntest du mir die Wohnung untervermieten oder so.“
„Ach was, mach dir darum keine Sorgen.“ Ryans Stimme ist lässig und unbeschwert. „Der Schlüssel liegt oben auf dem Türrahmen. Fühl dich wie zu Hause. Aber was ist aus deinem Haus geworden?“
„Ich … Es ist eine lange Geschichte und ich möchte heute eigentlich nicht mehr drüber nachdenken. Ist es dir recht, wenn ich es dir später erkläre?“
„Klar, kein Problem.“ Im Hintergrund sind einige Geräusche zu hören und dann sagt Ryan: „Hör zu, ich muss jetzt Schluss machen, aber geht es dir auch ganz sicher gut?“
Dan fragt sich, wie schlimm er sich eigentlich anhört, und zwingt sich, seine Stimme ein bisschen unbekümmerter klingen zu lassen.
„Ja, Mann, ich bin in Ordnung. Nur etwas müde. Geh und sei ein Rockstar.“
„Ja, okay. Hör zu, ich melde mich morgen wieder, ja?“
„Mir geht’s gut, Ryan.“
„Dann ruf ich morgen eben an, um dir zu erzählen, wie großartig es bei mir läuft!“
„Also gut. Dann bis morgen.“ Dan klappt das Handy zu und lenkt den Wagen wieder auf die Straße. Er ist froh, dass er daran gedacht hat, Ryan nach der Wohnung zu fragen. Bis zum nächsten ihm bekannten Hotel wären es noch zwanzig Minuten und er hat weder Lust auf die Fahrt noch auf das Einchecken … und Ryans Wohnung ist nicht luxuriös, aber dafür gemütlicher, als es ein Hotelzimmer je sein könnte.
Ein paar Minuten später kommt er an der Wohnung an. Der Schlüssel liegt genau da, wo er sein sollte und Dan fragt sich, ob alles einfach besser läuft, wenn Ryan damit zu tun hat. Vielleicht braucht die Band ja noch einen Roadie. Mit einem Pferd.
Das Bett ist nicht bezogen, doch Dan entdeckt Laken im Schlafzimmerschrank. Alles andere, was Ryan gehörte, ist verschwunden, also vermutet Dan, dass Möbel und Bettwäsche zur Wohnung gehören. Unerwartet einfach … in der Wohnung wirkt wohl noch der Ryan-Effekt nach. Er bezieht das Bett und lässt sich hineinfallen und es scheint, als wäre er auf der Stelle eingeschlafen.
Als er wieder aufwacht, ist er nicht ganz sicher, wie spät es ist, denn er hat seine Armbanduhr und sein Handy im Nebenzimmer liegen lassen. Draußen ist es schon so gut wie dunkel, also muss er ziemlich lange geschlafen haben. Und es hat ihm geholfen. Er ist immer noch nicht direkt munter, aber zumindest fühlt er sich jetzt in der Lage, über sein weiteres Vorgehen nachzudenken. Und der erste Schritt seines Plans beinhaltet ziemlich sicher ein bisschen Wild Turkey. Er geht zu seiner Reisetasche im Raum nebenan, um die Flasche herauszuholen und findet im Schrank bei der Spüle ein Glas. Er gießt sich ein ordentliches Glas voll ein und nimmt einen tiefen Schluck, dann lässt er sich auf dem Sofa nieder. Er weiß schon wieder nicht, was er mit sich anfangen soll und er kann nur schlecht damit umgehen, nichts zu tun zu haben.
Er denkt wieder darüber nach, Chris anzurufen, um ihn zumindest bezüglich des rechtlichen Aspekts um Rat zu fragen, doch dann fällt ihm der Zeitunterschied ein. Es hat keinen Zweck, Chris mitten in der Nacht
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