Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
vergessen die ganze Sache und machen weiter wie vorher?“ Er ist nicht ganz sicher, ob es ihm oder den anderen überhaupt möglich wäre, aber er möchte Evans Meinung dazu hören.
Evan zuckt die Schultern und schluckt seinen Bissen hinunter. „Nicht ganz. Die Sicherheitsleute wollen da noch was ausarbeiten – eine Übereinkunft, dass du sie benachrichtigst, falls deine Schwester oder dein Vater dich kontaktieren oder so was Ähnliches.“ Evan sieht Dan an. „Ich weiß, dass dir das gegen den Strich geht, aber … ich mag es nun mal, dass sie übervorsichtig sind. Tat ist … sie nimmt alles so verdammt locker und kümmert sich nicht um ihre Sicherheit und der einzige Grund, aus dem ich es mir leisten kann, sie so sein zu lassen, ist, dass die Sicherheitsleute sich an ihrer Stelle Sorgen machen. Wenn du also etwas dagegen hast, musst du es mir sagen und wir überlegen uns etwas anderes, aber es wäre toll, wenn du einverstanden wärst.“
Dan nickt nachdenklich und Evan wirft ihm wieder einen Blick zu. „Wie betrunken bist du? Denn ich würde dir gerne einiges sagen und am liebsten würde ich es jetzt gleich loswerden, aber es hat keinen Sinn, wenn du morgen früh alles vergessen hättest.“
Dan zieht in Erwägung zu lügen. Ihn beschleicht so langsam das starke Gefühl, dass er nicht gerade vorbildlich mit der ganzen Situation umgegangen ist und er würde es lieber noch ein bisschen hinauszögern, mit dieser Tatsache konfrontiert zu werden. Andererseits hat es keinen Zweck, das Unvermeidliche aufzuschieben, also gibt er zu: „Ich bin nicht betrunken genug für einen Filmriss. Und außerdem entgeht mir ehrlich gesagt auch im nüchternen Zustand die Hälfte der Einzelheiten unserer kleinen Gespräche, von daher … schieß los.“
Evan wirft ihm einen seltsamen Blick zu und nimmt sich dann einen Augenblick, um seine Gedanken zu ordnen. „Also, als Erstes, und ich glaube, ich habe es schon ein oder zweimal erwähnt – du musst mit mir reden, Dan! Ich meine, ganz egal, ob wir nun Freunde sind oder ich nur dein Chef bin, du musst mich wissen lassen, was los ist und was ich für dich tun kann. Okay? Mir ist klar, dass du ziemlich durcheinander warst, nachdem du das mit deiner Familie gehört hast und ich bin sicher, dass es echt scheiße war, über deine eigenen … Fehler ausgefragt zu werden. Ich will also nicht behaupten, du hättest kein Recht darauf, wütend zu sein. Aber“ – er beugt sich mit eindringlichem Blick nach vorn – „Ich habe dir vertraut, bevor das alles ans Licht gekommen ist und ich vertraue dir auch jetzt noch. Ich vertraue dir meine Schwester an. Und deshalb finde ich, es ist nicht zu viel verlangt, dass du im Gegenzug auf meine Hilfe vertraust.“
Dan vermutet, dass er vielleicht doch zu betrunken für dieses Gespräch ist. Er weiß wirklich nicht, was er darauf erwidern soll. Also starrt er stattdessen auf den Boden und nickt.
Evan fährt besonnen fort: „Okay, und mein nächstes Problem hat mehr mit dem persönlichen Aspekt des Ganzen zu tun: Ich kann einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher.“
Dan schaut überrascht auf. Es sollte wohl kein Schock für ihn sein. Er war die ganze Zeit furchtbar unentschlossen, was ihre Beziehung angeht und heute ist er dann völlig ausgerastet. Er kann verstehen, wenn Evan das alles zu dramatisch ist. Er nickt und steht auf. „Ja, okay. Das verstehe ich. Ich, äh …“ Er hat irgendwie das Gefühl, dass er jetzt gehen sollte, aber das ergibt keinen Sinn. Warum geht Evan nicht?
Evan runzelt die Stirn. „Meine Güte, Dan, du läufst schon wieder weg. Bleib doch einfach mal eine Minute lang sitzen und hör mir zu.“
Dan setzt sich gehorsam wieder hin und starrt auf seine Schuhe aber murmelt dabei: „Ich habe zugehört.“
Evans Stimme klingt beinahe geduldig. „Aber ich war noch nicht fertig. Ich … Gott steh mir bei, aber ich würde immer noch gern einen Weg finden, wie wir das mit uns hinkriegen. Aber … okay, du musst dich schon ein bisschen beruhigen, aber … du musst dich auch entscheiden.“ Er macht schnell eine abwehrende Geste. „Ich meine nicht heute. Aber irgendwann sehr bald, okay?“
Dan versucht, das zu verstehen, aber es gelingt ihm nicht ganz. „Okay, wozwischen soll ich mich noch gleich entscheiden?“ Er schaut zu Evan hoch und wartet auf seine Antwort.
Evan grinst ein bisschen. „Hey, ein großes Lob fürs Nachfragen!“ Er ist herablassend, aber es ist so harmlos, dass es Dan nicht stört. „Ich
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