Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Titel: Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sherwood
Vom Netzwerk:
teilgenommen. Obendrein kamen sie aus der Gegend, Justin war in Kentucky geboren und aufgewachsen, weshalb sie die ganze Woche über wie Könige behandelt wurden. Und als Justin dann gewann, ein Außenseiter, der aus dem Nichts gekommen war, da kam er schnurstracks zu Dan und gab ihm den feuchtesten, albernsten und stürmischsten Kuss, den Dan je erlebt hatte – und dabei wusste Justin, dass die Fernsehkameras auf ihn gerichtet waren. Dan weiß nicht, wie er diesen lebendigen, leidenschaftlichen Mann mit dem Körper auf dem Bett vor ihm in Einklang bringen soll. Doch trotzdem kann er diesen Teil von Justin nicht loslassen, den einzigen Teil von ihm, den er in diesem Leben noch hat.
    Was für eine Ironie, dass Dan seine schönsten und seine schlimmsten Tage mit Justin bei derselben Veranstaltung erlebt hat, wenn auch mit einem Jahr Abstand dazwischen. Justin war so ehrgeizig gewesen, so fest entschlossen, seinen Triumph zu wiederholen. Der Sieg des Vorjahres hatte dem Hof großen Aufschwung gebracht; die Leute hatten Schlange gestanden, um ein Pferd aus dem Stall zu ergattern, der einen Rolex-Gewinner hervorgebracht hatte. Aber Justin hatte gewusst, wie schnelllebig die Welt des Pferdesports war, und dass er weiter gewinnen musste, um den Erfolg des Stalls fortzusetzen. Er hatte in der Dressur gut abgeschnitten und war sich sicher gewesen, dass er auch im Springen eine gute Leistung zeigen würde. Doch der Geländeritt war für ihn die Gelegenheit gewesen, wirklich zu glänzen. Dan hatte gewusst, dass er zu angespannt war, hatte versucht, beruhigend auf ihn einzureden, doch Justin war von einer fast manischen Energie erfüllt gewesen. Die letzten Worte, die er je zu Dan gesagt hatte, waren: „Lass mich in Ruhe, Dan. Schreib mir nicht vor, wie ich zu reiten habe!“
    An guten Tagen kann Dan sich damit trösten, dass er zumindest versucht hat, Justin dazu zu bringen, vorsichtig zu reiten. An schlechten Tagen fragt er sich, ob Justin wirklich um jeden Preis gewinnen wollte oder ob er nicht vielleicht gerade aus Wut auf Dan so leichtsinniggewesen ist—ob Dan Justin aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hat, das für einen sicheren Ritt über eine so hochklassige Geländestrecke unbedingt notwendig ist. Er fragt sich, was Justin beim Zureiten auf das zwölfte Hindernis durch den Kopf gegangen ist. Hat Justin gewusst, dass etwas schiefgehen würde? Dan fragt sich, ob Justin sich Sorgen um sich selbst oder um Willow gemacht hat, als die Vorderbeine der Stute gegen das unnachgiebige Hindernis prallten und beide in einem Gewirr von Pferd und Reiter zu Boden gingen. Er fragt sich, ob er es jemals schaffen wird, diesen Anblick zu vergessen.
    Dan hört, wie hinter ihm die Tür geöffnet wird. Er schaut sich um und sieht Karl und Molly dort stehen. Sie wirken zögerlich, beinahe schuldbewusst. „Wir können warten, Dan, falls du noch ein bisschen allein sein willst“, sagt Molly leise.
    Bei Mollys Wortwahl dreht sich Dan der Magen um. Er will nicht allein sein, er will mit Justin zusammen sein. Er erhebt sich steif. „Nein, schon in Ordnung. Ich bin schon eine Weile hier.“ Er geht zur Tür, was zu einer Art unbeholfenem Tanz der drei auf der Türschwelle führt.
    Karl legt vorsichtig eine Hand auf Dans Arm. „Dan …“
    Doch Dan entzieht sich der Berührung. Er ist nicht mehr wütend, und er kann sie jetzt verstehen, aber im Moment kann er einfach nicht darüber reden. „Ihr habt meine Handynummer, falls ihr mich aus irgendeinem Grund erreichen müsst, okay?“ Er versucht, etwas sanfter mit ihnen umzugehen, nicht so heftig wie noch am Morgen. Aber ins Gesicht sehen kann er ihnen trotzdem nicht.
    Karl zieht seine Hand zurück und nickt. „Okay.“ Er klingt alt.
    Dan geht zügig die Flure entlang und nach draußen zu seinem Pick-up. Er schaut auf die Uhr seines Handys. Es ist später als er dachte, und eigentlich sollte er heute Abend in der Bar arbeiten. Er denkt kurz darüber nach, ob er sich krankmelden soll. Aber dann stellt er sich vor, wie er den ganzen Abend lang ohne irgendeine Beschäftigung in Robyns Wohnung herumsitzt und beschließt, dass die Arbeit doch die wesentlich bessere Alternative ist.
    Wenn er sich beeilt, kann er seine Sachen noch schnell bei Robyn abladen und herausfinden, ob es ihr nach wie vor Recht ist, dass er bei ihr bleibt. Er hätte daran denken sollen, Karl und Molly zu fragen, ob sie schon mit ihr gesprochen haben, aber wahrscheinlich wird er das ohnehin wissen, sobald er ihr Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher