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Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Titel: Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sherwood
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Unterstellung der beiden, dass er einfach so ihren Sohn verlassen könnte. „Also, ich werde mich dann nach einer neuen Wohnung umschauen. Haltet mich auf dem Laufenden, was aus der Sache mit Kalifornien wird – ob ich wieder mit den Pferden arbeiten soll oder nicht.“ Er schaut die beiden an und wartet darauf, dass sie aufstehen und ihn zu Tür bringen oder ihn zumindest verabschieden. Aber das tun sie nicht.
    Karls Stimme ist rau, als er wieder zu sprechen beginnt: „Das mit dem Hof … ist nicht die einzige Entscheidung, die wir getroffen haben.“ Übelkeit macht sich in Dan breit. Vielleicht kommt jetzt endlich die Erklärung für das seltsame Verhalten der beiden. Er setzt sich wieder und wartet.
    Molly fährt fort: „Wir werden mehr als genug Geld haben, um gut davon leben zu können.“ Dan nickt. Der Hof ist groß und nicht allzu weit von der Stadt entfernt, und einige der Pferde sind ziemlich wertvoll. „Wenn wir vernünftig damit umgehen, bleibt uns genug Geld für uns selbst und Justins Pflege.“ Dan nickt noch einmal. Justin befindet sich in einer Privatklinik. Die Versicherung kommt für die Grundversorgung auf, doch viele Zusatzleistungen müssen seine Eltern aus eigener Tasche bezahlen. Aus diesem Grund hat es Dan auch nie viel ausgemacht, auf einen Gehaltsscheck zu verzichten.
    „Wir wollten nur sicherstellen, dass unsere Entscheidung nichts mit Geld zu tun hat“, platzt Karl heraus. Er atmet tief durch, um sich zu fassen und erklärt dann: „Wir wollten sicherstellen, dass wir das tun, was das Beste für Justin ist, und nicht, was das Beste für unser Konto ist.“ Dans Übelkeit nimmt noch zu, als er sieht, dass Karl jetzt offen weint und Molly Tränen in den Augen stehen. Ihm wird klar, dass die Sache mit dem Hof nur die Einstimmung auf die eigentliche Nachricht war.
    Molly ergreift die Hand ihres Mannes und wirft Dan einen flehentlichen Blick zu. „Es ist hoffnungslos, Dan. Das sagen uns die Ärzte schon seit Wochen. Die Anfälle werden schlimmer und er hatte schon dreimal einen Herzstillstand.“ Dan kann sie nicht ansehen, als sie weiterspricht. „Dan, es war falsch von uns, das so lange zuzulassen. Wir wollten einfach so sehr, dass er wieder gesund wird und haben der Wahrheit nicht ins Auge gesehen.“ Ihre Stimme bricht und ihre Tränen fließen jetzt ungehemmt. „Dan … Justin ist vor fast einem Jahr gestorben. Wir müssen aufhören, so zu tun, als wäre er es nicht. Wir haben …“
    Sie bricht ab und Karl legt ihr einen Arm um die Schultern, bevor er an ihrer Stelle weiterspricht: „Wir haben den Verzicht auf Wiederbelebung angeordnet. Wenn sein Herz das nächste Mal stehen bleibt, oder er einen schlimmen Anfall hat, oder …“ Er sammelt sich einen Moment und spricht dann mit festerer Stimme: „Wenn das nächste Mal etwas passiert, werden sie dafür sorgen, dass er schmerzfrei ist, aber sie werden ihn nicht zurückholen.“
    Dan ist fassungslos. Er erinnert sich an sein Gespräch mit Molly und Karl kurz nach Justins Unfall. Sie hatten alle darin übereingestimmt, dass Justin eine Kämpfernatur sei und niemals aufgeben würde. Sie hatten übereingestimmt, genauso stark zu sein wie er und ebenfalls nicht aufzugeben. Was hat sich geändert?
    „Nur weil ihr eine schlechte Entscheidung beim Pferdeverkaufen getroffen habt?“ Dans Stimme ist fast ein Flüstern. „Ihr lasst Justin sterben, weil … warum?“ Dan kann nicht still sitzen und springt auf, um im Zimmer auf und ab zu gehen, während seine Stimme immer lauter wird. „Wenn es ums Geld geht, könntet ihr ihn doch in ein einfacheres Zimmer verlegen lassen und ich könnte mich mehr beteiligen. Ihr müsst mir nichts nachzahlen.“ Es klingt logisch und formt sich zu einem Plan: „Wenn ihr wollt, könntet ihr trotzdem den Stall und die Pferde verkaufen und ich suche mir einen anderen Job, um euch finanziell zu unterstützen. Ihr könntet …“
    Karl unterbricht Dans immer heftiger werdenden Monolog: „Nein, Dan! Es geht nicht ums Geld. Das haben wir doch versucht, dir zu erklären … Wir haben extra gewartet, bis wir jede Menge Geld hatten, um sicherzugehen, dass wir uns davon nicht beeinflussen lassen.“
    „Aber worum geht es dann? Wie könnt ihr ihn einfach aufgeben?“ Dan hat angefangen zu schreien und weiß, dass er damit aufhören sollte, aber er kann einfach nicht anders. „Er ist euer Sohn. Ihr solltet euch um ihn kümmern, anstatt ihn in eine Klinik zu stecken und dann im Stich zu lassen!“
    „Dan!“

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