Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
hältst, mich in Entscheidungen über das Leben meines Partners mit einzubeziehen, warum zum Teufel sollte ich dich dann in irgendwelche Entscheidungen mit einbeziehen? Und drittens werde ich Justin nicht zurücklassen. Selbst wenn es für mich ein Jobangebot in Kalifornien geben sollte, werde ich es also nicht annehmen.“ Dans Stimme ist laut genug geworden, dass schon Leute herüberschauen und er atmet tief durch, um sich zu beruhigen. Dann fährt er etwas leiser fort: „Der Job hier ist mir also immer noch ziemlich wichtig, und deshalb wär es schön, wenn du ihn mir nicht kaputtmachen würdest.“
Das Ausmaß von Dans Feindseligkeit scheint Chris zu überraschen, doch er gibt sich nicht geschlagen. „Okay, gut. Keine Diskussion, kein Gespräch, aber lass mich dir eins verraten.“
Dan wartet widerstrebend und Chris fährt fort: „Das Angebot, das Kaminski für die Pferde gemacht hat– es ist ein sehr gutes Angebot, und Karl und Molly wollen es unbedingt annehmen. Es ist viel mehr, als sie jemals bekämen, wenn sie die Pferde einzeln verkaufen würden, und es ist schnell und leicht und stressfrei, was sie im Moment gut gebrauchen könnten. Aber der Deal kommt nur zustande, wenn Kaminski einen passenden Trainer für die Pferde findet.“ Chris hält inne, um einen Schluck Bourbon zu nehmen und Dan steht da und wartet. „Das ist erst mal alles, was im Vertrag steht, ‚ein geeigneter Trainer‘. Aber der Vertrag besagt auch, dass Kaminski entscheidet, wer ‚geeignet‘ ist, und er hat ziemlich deutlich gemacht, dass er mit ‚geeignet‘ eigentlich dich meint.“ Chris sucht Dans Blick. „Ich versuche also nicht, dir vorzuschreiben, was du machen sollst – ich wüsste nicht, was ich dir raten sollte, selbst wenn du an meiner Meinung interessiert wärst. Ich wollte nur sichergehen, dass du alle Informationen hast, bevor du wichtige Entscheidungen fällst. Es ist ganz allein deine Entscheidung, ob du den Job annimmst oder nicht. Ich dachte nur, du solltest wissen, dass aus dem Geschäft ohne dich nichts wird.“
Chris kippt hinunter, was noch in seinem Glas ist und steht auf. „Also wenn es dir nichts ausmacht, werde ich Kaminski deine Nummer geben und ihm sagen, dass er dich anrufen soll.“ Dan nickt unbeteiligt und Chris Gesicht wird freundlicher. „Molly hat erzählt, dass du schon aus der Wohnung ausgezogen bist. Hast du einen Ort, an dem du bleiben kannst?“ Dan schweigt einen Moment lang und Chris spricht weiter: „Du weißt, dass du bei mir immer willkommen bist. Oder wenn es dir lieber ist, wenn du Geld für ein Hotel oder so was brauchst, dann kann ich die Kanzlei dazu bringen, dir einen Teil deiner Gehaltsnachzahlung vorzustrecken …“
Dan schüttelt den Kopf. „Nein danke, nicht nötig. Ich wohne bei einer Freundin.“
Chris zuckt leicht zusammen, nickt aber, und dann fällt sein Blick auf den Tisch, an dem Robyn sitzt und sich bemüht, das Gespräch an der Bar nicht zu belauschen. „Ja, okay. Aber ganz ehrlich, Dan …“ Chris streckt eine Hand über die Bar und versucht, nach Dans Unterarm zu greifen, aber Dan zieht ihn mit einem Ruck außer Reichweite. Chris zieht seine Hand zurück und spricht leise weiter: „Wenn du irgendwas brauchst, Dan, ruf mich bitte an.“
Dan gibt ihm keine richtige Antwort, sondern nickt nur geringschätzig und lässt Chris stehen. Mehrere Gäste wollen bedient werden, und Dan beschäftigt sich mit ihnen, während Chris die Bar verlässt. Schon vor dem Gespräch mit Chris hatte Dan sich überfordert gefühlt, aber jetzt kommt es ihm vor, als sei die Last auf seinen Schultern noch schwerer geworden. Er verspürt das fast unwiderstehliche Bedürfnis, einfach abzuhauen, sich in seinen Pick-up zu setzen, die ganze Nacht durchzufahren und irgendwo anders von vorn anzufangen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal.
Ein Gast winkt ihn zu sich und er geht hinüber. Er beschließt, sich für den Rest des Abends in seiner Arbeit zu verlieren. Dann wird er die Flasche mit nach Hause nehmen und sich auf Robyns Sofa in den Schlaf trinken. Er weiß, dass die Welt am nächsten Morgen nicht viel besser aussehen wird, aber, hey, er könnte doch auch mal Glück haben: Wenn alles gut läuft, wird die Erde vielleicht von einem riesigen Asteroiden getroffen, und er muss sich um das alles keine Sorgen mehr machen. Mit diesem tröstlichen Gedanken macht er sich wieder an die Arbeit.
Kapitel 7
D AN hält sich genau an seinen Plan und fühlt sich beim Aufwachen am
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